Ein Leben für ein Leben

Hunde-Elend

von Katrin Richter

Adam Stein ist ein Zauberer, ein Verführer, ein Mann vieler Talente. Eines, einen Hund täuschend echt imitieren zu können, hat ihm einst das Leben gerettet. Denn Stein war der Hund von Kommandant Klein, in einem Konzentrationslager. Er machte Männchen für seinen Herrn, teilte sich mit dessen wirklichem Schäferhund Rex das Futter und musste für die Todgeweihten auf dem Weg in die Gaskammern den Zirkusclown spielen, der er in den 20er-Jahren in seinem Berliner Cabaret jeden Abend lang gewesen war. Doch für sein Überleben hat Adam teuer bezahlt: Seit Jahren ist er in einer psychiatrischen Anstalt für Schoa-Überlebende im Negev untergebracht.
Adam Stein ist der Held des Films Ein Leben für ein Leben (im englischen Original Adam resurrected), der diese Woche in die Kinos kommt. Paul Schrader hat ihn nach Yoram Kaniuks Romans Adam Hundesohn gedreht. Die Rolle des kaputten Zauberers Adam Stein spielt Jeff Goldblum mit Bravour. Für den 57-jährigen amerikanischen Schauspieler, der in den 90er-Jahren vor allem durch kommerzielle Blogbuster wie Independence Day oder Jurassic Park bekannt wurde, war die Rolle eine Herausforderung. Der Mann, der einst gegen Aliens kämpfte, musste sich in reale Horrorgeschichten einarbeiten. »Es war toll, erstaunlich, großartig«, erinnert er sich. »Ich war lange in Berlin und habe mit so vielen Menschen geredet, die den Holocaust überlebt haben. Ich war auch das erste Mal in Israel, habe Tel Aviv gesehen, die Leute dort sind großartig. Ich war am Toten Meer.« Goldblum erzählt von seinen Vorbereitungen, zeigt, wie er für den Film gelernt hat, Geige zu spielen und die Mimik eines Hundes zu imitieren. Er hat eine melodische, sonore Stimme. Wenn er redet, klingt es fast, als sänge er. »Das Buch von Yoram Kaniuk hat mich völlig begeis-tert. Ich habe ihn getroffen und wir haben lange über Adam geredet.«
Für Goldblum waren die Dreharbeiten und die Vorbereitungen aber nicht nur neue professionelle Erfahrungen, sondern auch eine Reise in die eigene Geschichte. Der Schauspieler wurde religiös erzogen, ging auf eine jüdische Schule. Aber »nach der Barmizwa war es das dann auch«, grinst er. Anderes war ihm wichtiger. Erst jetzt, mit dem Alter »kommt das Religiöse so langsam wieder«. Auch deshalb hat ihn die Rolle gereizt.
Ein Leben für ein Leben ist hochkarätig besetzt. Neben Goldblum spielen deutsche und internationale Stars wie Joachim Król und Willem Dafoe. Am meisten hat den Hauptdarsteller aber der elfjährige Tudor Rapiteanu beeindruckt, der seinen Widerpart David spielt: »Dieser Junge hat Unglaubliches geleistet.« David ist im Film ein Mitinsasse in der Psychiatrie, ein schwer gestörtes Kind, das sich für einen Hund hält. Er kriecht, wie einst Adam Stein es musste, auf allen Vieren, spricht nicht, sondern bellt. Halbnackt, nur mit einer Hundekette um den Hals wird er in der Anstalt unter einem Bett versteckt gehalten, als hoffnungsloser Fall. Bis Adam Stein sich seiner annimmt. Der Zauberer nähert sich dem Jungen, mal zaghaft, mal aggressiv. Schritt für Schritt gewinnt er sein Vertrauen, bis David in der Schlüsselszene des Films sich von Adam endlich überreden lässt, aufzustehen und aufrecht zu gehen – in ein neues Leben, als Mensch, nicht als Hund.

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