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Hochzeiten und andere Feste

Mit einem großen Korb unter dem Arm kommt Sara-Ruth Schumann aus dem Garten zurück. Die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Oldenburg strahlt: Sie hat jede Menge Pflaumen geerntet. »Die sind herrlich reif und sehr lecker«, sagt sie, steckt sich eine Pflaume in den Mund und bietet den Mitarbeitern der Gemeinde auch gleich welche an. Dass die Oldenburger Synagoge von einem riesigen und wunderschönen Garten umgeben ist, freut Schumann. »Er ist für das Gemeindeleben ungemein wichtig, und wir sind sehr stolz auf unseren schönen Garten.« Dort werden Feste gefeiert, bald bauen die Vorsitzende und ihre Helfer dort die Sukka auf, und nicht nur das: Bei jeder Hochzeit und bei jeder Barmizwa wird der Garten um eine Rose reicher, den die Gemeinde zu diesen Anlässen pflanzt.

Platz für Feiern Etwa 600 Quadratmeter misst die Fläche, von der das Gemeindezentrum umgeben ist. 1995 hat die Gemeinde ihre Gebäude von der Stadt zur Verfügung gestellt bekommen, und da der Komplex zwei nebeneinanderliegende Grundstücke vereint, ist der Garten sehr groß. Ein Gärtner kümmert sich darum, dass alles hübsch aussieht: Es gibt eine Sitzgruppe, eine Wiese und einen Kräutergarten, aus dem die Gemeindemitglieder zum Pessach-Fest den Sederteller bestü-
cken, und viele Blumen, mit denen bei Fes-
ten die Synagoge geschmückt wird. »Für Sommerfeten bietet der Garten genug Platz, auch Workshops bieten wir im Freien an«, erzählt Sara-Ruth Schumann.
Eine Zypresse bildet das Zentrum im Garten der Jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen. »Der Baum wächst wie wild, weil er sich hier so wohlfühlt«, sagt Judith Neuwald-Tasbach, die Vorsitzende der Gemeinde, und lacht. Der Baum im Hof der im Februar 2007 eröffneten Synagoge mit Ge-
meindezentrum erinnert an die Wurzeln der jüdischen Religion, an den Nahen Os-
ten. »Allerdings stammt die Zypresse leider nicht aus Israel, sondern aus der Toskana«, verrät Neuwald-Tasbach. »Einen Transport aus Israel hätte er wohl nicht überlebt.«
Der Garten sei für die Gemeindemitglieder ein gemütlicher, besinnlicher Ort, ja eine Oase, sagt die Vorsitzende. Durch große Glasfenster ist diese Oase von der Synagoge aus zu sehen. Er besteht aus einer Wiese, aus Buchsbäumen, Sträuchern und einer Gedenktafel, auf der die Namen der aus Gelsenkirchen nach Riga deportierten Juden stehen. Der Hausmeister sieht im Garten nach dem Rechten, in dem Feste und Gedenkveranstaltungen stattfinden und bald eine Laubhütte aufgestellt wird. »Wenn wir den Garten mit Kerzen erleuchten, sieht er besonders schön aus«, schwärmt die Gemeindevorsitzende.

Ort für die Sukka Die Wiesbadener Synagoge liegt mitten in der Stadt. Das hat Vor-, aber auch Nachteile, wie Sprecher Jacob Gutmark erklärt. »Wir befinden uns noch heute an dem Ort, an dem die Gemeinde schon seit mehr als 50 Jahren besteht«, erklärt er. Andererseits bleibe kaum Platz für einen Garten. »Eine Wiese haben wir leider nicht.« Dennoch bauen die Gemeindemitglieder ihren Innenhof seit Jahren immer wieder ein wenig aus. Im gepflasterten Hof wurde Altes weggeräumt, sodass nun Platz ist für die Aktivitäten der Jugendlichen und Kinder. Kästen mit Blumen säumen die Ränder, und vor Kurzem spendeten einige Sponsoren Bänke. »Wir haben zwar keine riesige Grünanlage, aber das Laubhüttenfest wird trotzdem sehr schön«, weiß Gutmark. »Seit zwei Jahren stellen wir eine Laubhütte auf, in der alle Gemeindemitglieder und Gäste Platz finden.«
Auch die Synagogengemeinde Köln baut jedes Jahr die Sukka im eigenen Garten auf. An der Synagoge an der Roonstraße pflanzt die Kindergruppe »Die Roonies« selbst, auch die Grünanlage vor dem Elternheim bietet Platz zum Feiern, Spazierengehen und für Kurse, die Erzieherinnen mit den jüngsten Gemeindemitgliedern durchführen. Ein Gärtner kümmert sich um die große Fläche, deren Mitte ein Fischteich ziert und in der viele bunte Blumen stehen. »Unser Garten hat schon viele inspiriert, zu Hause auch solche Blumen zu pflanzen – mich selbst auch«, verrät Benzion Wieber, Geschäftsführer der Kölner Gemeinde.

sitzecke Die 2002 eingeweihte Synagoge in Chemnitz verfügt über einen grasbewachsenen Garten mit einer Sitzecke und Kräutern. »Jedes Jahr zu Sukkot wird dort die Laubhütte aufgestellt und eigenhändig geschmückt«, erzählt Gemeindemitarbeiterin Gerline Freier.
In Braunschweig musste der Hof der Jüdischen Gemeinde einem Gebäude weichen: 2006 wurde dort eine neue Synagoge gebaut. Der bisherige Synagogenraum reichte für die wachsende Zahl der Ge-
meindemitglieder nicht mehr aus. Im neuen Gebäude finden nun alle rund 200 Mitglieder Platz.
Obwohl ihr Hof durch den Bau wegfiel, hat sich die Gemeinde bewusst für den Standort entschieden, an dem die Nationasozialisten 1938 die alte Synagoge gesprengt hatten. »Wir sind durch die schlimme Vergangenheit so sehr mit diesem Ort verbunden, dass kein anderer Platz für die neue Synagoge infrage kam«, sagte die Vorsitzende Renate Wagner-Redding bei der Einweihung. »Es ist ein Ort schmerzlicher Erinnerungen, der nun zu einem Ort der Begegnung, des Dialogs und der Toleranz geworden ist.«

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