kiddusch

Hinter dem Regal

Eines meiner grundsätzlichen Probleme ist meine ausgesprochene Neugier. Im Ruhrgebiet gibt es zahlreiche Möglichkeiten, sie zu stillen. Wo viele Stadtgemeinden, sind auch viele Möglichkeiten für einen Kiddusch. Selbstredend hat jede Gemeinde ihre Eigenarten. So gibt es eine, die man fast nur wegen ihres Kidduschs besuchen würde, denn dort gibt es warmes Essen, was im Ruhrgebiet eher die Ausnahme ist. Um den tollen Service abzurunden, gibt es gleich mehrere Variationen warmen Essens. Der Kiddusch ist äußerst üppig, und die Dame, die ihn vorbereitet, lebt für die jüdische Küche. Schließlich kann man sich jedem Feiertag auch durch die Küchentür nähern.
Davon hörte ich bereits während eines Kidduschs in einer anderen Gemeinde. Dort berichtete eine Bekannte kürzlich nicht nur von den famosen Kochkünsten der Küchenfee, sondern auch über die außerordentliche Beflissenheit, mit der auf Kaschrut geachtet wird. Die Familie der Dame lebe so koscher, dass die Kinder während der Pessachtage nicht einmal »Bernd das Brot« im Fernsehen anschauen dürften. Jedenfalls wird dort mit Hingabe und Engagement aus streng koscheren Zutaten ein Festival der traditionellen osteuropäischen jüdischen Küche gefeiert. Ein echter Geheimtipp.
Wenn es eine Steigerung von koscher gäbe, etwa »koscher de luxe«, dann träfe das hier zu. Die Verfasser einschlägiger Ratgeberliteratur wären hier an der richtigen Adresse. Jedes Nahrungsmittel hat einen Stempel, auf den Früchten habe ich allerdings keinen gefunden, ist vielleicht beim Waschen abgefallen.
Das nächstgelegene Koscherrestaurant wäre das »Hoffy’s« in Antwerpen. Schlechte Qualität wird dort neuerdings durch erhöhte Preise ausgeglichen. Dieses Restaurant wird von jenem Kiddusch jedoch um Längen in den Schatten gestellt.
Genau in Antwerpen traf ich vor einiger Zeit in einem koscheren Supermarkt auf die Dame. Genauer gesagt, traf ich zunächst auf ihren Ehemann, den sie im Eingangsbereich mit zwei orangefarbenen Einkaufstüten geparkt hatte. Obwohl er mich »vom Wegsehen« kannte, lächelte er mich etwas verlegen Richtung Boden an. Seine bessere Hälfte nahm gerade den charedischen Ladenbesitzer in die Mangel, zog Tüte um Tüte, Dose um Dose aus den Regalen und erkundigte sich nach der Vertrauenswürdigkeit von diesem oder jenem Koscherstempel. Regalmeter für Regalmeter.
Ich versteckte mich hinter einem Regal mit Plastikgeschirr. Um keinen Preis wollte ich mit der Frau in Verbindung gebracht werden. Der Ladenbesitzer sah mich nicht. Er zeigte ein gewisses Unverständnis gegenüber den Fragen der Frau. Es war ja wohl auch nicht zu erwarten, dass er auch nur einen der zahlreichen Stempel in seinem Laden irgendwie anzweifeln würde.
Als ich zahlte, zeigte die Kasse »Chodesch Tov!« an – einen guten Monat. Angesichts des nassgeschwitzten Mannes hinter der Kasse hatte das einen zynischen Beigeschmack. Auf der anderen Seite: Wenn er gewusst hätte, dass er soeben den Besuchern einer Synagoge in Deutschland zu einem kulinarischen Moment des Glücks verholfen hat, wäre sein Leid gewiss nur halb so groß gewesen.
Wo es diesen Kiddusch gibt? Geheimtipps sind nur deshalb geheim, weil man sie niemandem verrät. Chajm Guski

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