Oslo

Hawdala um ein Uhr zwanzig

von Jalda Rebling

Zum Schabbat Nasso lud die orthodoxe jüdische Aktivistin Lynn Feinberg die Frauen der Jüdischen Gemeinde von Oslo zu einem Frauen-Schabbaton ein. Etwa eine halbe Autostunde außerhalb der Stadt idyllisch in den Bergen gelegen befindet sich das Sommerhaus der Gemeinde. Es dient den Juden von Oslo seit den 20er Jahren als Ausflugs- und Erholungsort. 16 Frauen nahmen an der Veranstaltung teil.
Gottesdienste von Frauen für Frauen hat es in Oslo noch nie gegeben. Lynn Feinberg lud Matia Angelou aus Boston und eine Kantorin aus Berlin dazu ein. Alle drei sind Absolventinnen des Davenen Leader-ship Trainings Institutes (DLTI) in den USA, welches von Rabbinerin Marcia Prager, Rabbiner Shawn Zewit und Hazzan Jack Kessler geleitet wird.
Lynn Feinberg hat den ersten Siddur mit norwegischer Übersetzung und Transliteration vorbereitet, damit alle die Möglichkeit haben, dem Gebet zu folgen und aktiv daran teilzunehmen. Die Gemeinde stellte den Frauen eine Tora-Rolle zur Verfügung.
Am Donnerstag hatte der Sommer in Oslo endlich Einzug gehalten. Der Flieder blühte in den schönsten Farben, und jeder wollte hinaus in die freie Natur. Kabbalat Schabbat begannen wir draußen im hellen Sommerabend. Im Licht der untergehenden Sonne wurden die Kerzen angezündet und die Frauen begrüßten die Braut Schabbat. Zum Abendgebet gingen sie in das gemütliche Haus. Zu Schacharit lasen sie Parascha Nasso aus der Tora. Die ersten Alijot erhielten die Mütter der Gemeinde, die viel für die jüdische Bildung ihrer Kinder tun. Die jüdischen Mädchen in Oslo werden zwar auch mit zwölf Bat Mizwa und geben eine Drascha zum Kiddusch im Gemeindehaus. Doch sie lernen danach noch drei Jahre und schließen den Girls-Chejder mit einer Bat Chajil, einer Zeremonie und einem öffentlichen Vortrag, ab. Die Frauen in der jüdischen Gemeinde Oslo sind engagiert, lernen viel und sind neugierig.
Zu Mincha wurde der erste Teil des Wochenabschnittes Beha’alotcha gelesen. An diesen langen norwegischen Sommertagen gab es viel Zeit zum Lernen, zum Geschichtenerzählen und zum Singen.
Und es wurde sehr gut gegessen. Tagelang hatten fleißige Hände die Schabbatmahlzeiten in der Gemeindeküche vorbereitet. Während der ausgedehnten Se’udat Schlischit, der Mahlzeit vor dem Schabbatausgang, unterhielten sich die Frauen angeregt. Ein Thema wechselte das andere ab.
Die Teilnehmerinnen waren glücklich. Sie haben neue Wege kennengelernt, ihr jüdisches Herz auszudrücken. Die Tora in den Händen zu halten und aus ihr zu lernen, war ein berührender Augenblick, da herrschte eine großartige Schabbat-Atmosphäre.
Aber wann macht man Hawdala, wenn es nie wirklich dunkel wird? Morgens um 1.20 Uhr, sagen die Rabbiner, ist es Zeit für Hawdala. Dann ist es noch hell. Oder besser: Es ist schon wieder hell. Als alle gemeinsam draußen Elijahu Hanowi sangen, begannen die Vögel zu zwitschern.

Bulletin

Terrorangriff in Sydney: 20 Verletzte weiter im Krankenhaus

Fünf Patienten befinden sich nach Angaben der Gesundheitsbehörden in kritischem Zustand

 17.12.2025

Terror

Polizei: 9 Tote bei Angriff in Sydney

Was bislang bekannt ist - und was nicht

 14.12.2025

Sydney

Jewish organizations decry the »scourge« of antisemitism

This time the focus is on Australia. It is hosting a conference of the international Jewish initiative »J7.« The group is presenting figures on Jew-hatred on the continent – and speaks of historic highs.

von Leticia Witte  03.12.2025

Kino

Blick auf die Denkerin

50 Jahre nach Hannah Arendts Tod beleuchtet eine Doku das Leben der Philosophin

von Jens Balkenborg  02.12.2025

Thüringen

Verfassungsschutz-Chef schätzt AfD-Jugend als rechtsextrem ein

Die Mitglieder der »Generation Deutschland« würden in ihren ersten Auftritten »weder eine Mäßigung noch eine Distanzierung oder gar Wandlung« zeigen, so Kramer

 02.12.2025

Tel Aviv-Jaffa

Shimon-Peres-Preis wird erstmals in Israel verliehen

60 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Deutschland und Israel sind der Anlass: Zum ersten Mal wird der Shimon-Peres-Preis für gemeinsame demokratische Vorhaben in Israel feierlich übergeben

von Alexander Riedel  01.12.2025

TV-Kritik

Viel Krawall und wenig Erkenntnis: Jan Fleischhauer moderiert im ZDF den Kurzzeitknast der Meinungen

Mit »Keine Talkshow - Eingesperrt mit Jan Fleischhauer« setzt das ZDF auf Clash-TV: ein klaustrophobisches Studio, schnelle Schnitte, Big-Brother-Momente und kontroverse Gäste - viel Krawall, wenig Erkenntnis

von Steffen Grimberg  24.11.2025

Teilnehmer des Mitzvah Day 2016 in Berlin

Tikkun Olam

»Ein Licht für die Welt«

Der Mitzvah Day 2025 brachte bundesweit Gemeinden, Gruppen und Freiwillige zu mehr als 150 Projekten zusammen

 23.11.2025

Hebraica

»Was für ein Buchschatz!«

Stefan Wimmer über die Münchner Handschrift des Babylonischen Talmuds als UNESCO-Weltkulturerbe

von Ayala Goldmann  23.11.2025