Görlitz

Hausordnung

von Heide Sobotka

Der Streit um die Görlitzer Synagoge erhält eine neue Nuance. Die winzige jüdische Gemeinschaft möchte das Gebäude, das mehrere Jahre lang saniert wurde, gern als Gotteshaus nutzen. Unterstützt wird sie dabei vom Förderverein Görlitzer Synagoge. Die Stadt definiert den Raum als Aufführungsstätte für Veranstaltungen mit bis zu 230 Gästen, den sie ab und zu der Kleinstgemeinde für religiöse Feiern überlässt.
Für den 9. November hatten nun beide eine Feier geplant. Die Gemeinde wollte eine von der Dresdner Gemeinde geliehene Tora einbringen und einen religiösen Rahmen schaffen. Die Stadt plante in der ehemaligen Synagoge die zentrale nicht- religiöse Veranstaltung zum 70. Jahrestag des Novemberpogroms. Das empfindet Alex Jacobowitz als Affront.
Der Musiker, der 1991 aus New York nach Deutschland kam und sich als Kantor und Geschäftsführer der kleinen Gemeinde Görlitz-Zgorzelec und Umgebung zur Verfügung stellt, wirft der Stadt vor, sie habe die jüdische Feier der Gemeinde damit verboten, ja die Gemeinde ausgebootet. Jetzt werde lediglich eine Gedenkfeier der evangelischen Kirche in dem Gebäude stattfinden.
Die Vorbereitungen zur Gedenkfeier seien noch im Gange, sagt eine Sprecherin des Görlitzer Bürgermeisters. Die evangelische Kirche, die jüdische Gemeinschaft, der Förderverein, politische sowie gesellschaftliche Repräsentanten sollten sich zu einer gemeinsamen Feier zusammenfinden, heißt es aus dem Rathaus. Von einem Ausbooten könne nicht die Rede sein. Darüber hinaus entscheide sie als Eigentümerin, wie das Gebäude genutzt werde. Außerdem erfolge die Bauabnahme erst kurz vor der Eröffnung.
Die Stadt Görlitz hatte 1963 die Synagoge, die lediglich zwischen ihrer Fertigstellung 1911 und der Pogromnacht 1938 knapp 27 Jahre als Gotteshaus diente, der Dresdner Gemeinde abgekauft und sie nach der deutschen Wiedervereinigung von der Claims Conference erworben.
Der jüdischen Gemeinde Görlitz-Zgorzelec und Umgebung gehören nach eigenen Angaben etwa 28 Personen an, eine Zahl, die Heinz-Joachim Aris, Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde Dresden, nicht auf ihre Richtigkeit überprüfen kann. Er erklärte sich jedoch dazu bereit, die Gemeinde Görlitz zu unterstützen. Wenn alle juristischen Fragen, insbesondere über die Nutzung des Gebäudes geklärt seien, werde er sich dafür einsetzen, dass die Görlitzer Beter aus Dresden leihweise eine Tora für Gottesdienste erhalten, sagte Aris der Jüdischen Allgemeinen. Gemeinsam mit dem Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland, Stephan J. Kramer, wolle er nach dem 9. November mit Oberbürgermeister Joachim Paulick (CDU) und der Görlitzer Gemeinde über die Nutzungsmöglichkeiten sprechen. Bis dahin bat er auch Kantor Alex Jacobowitz um Zurückhaltung, um die zentrale Gedenkfeier nicht zu gefährden.

Bulletin

Terrorangriff in Sydney: 20 Verletzte weiter im Krankenhaus

Fünf Patienten befinden sich nach Angaben der Gesundheitsbehörden in kritischem Zustand

 17.12.2025

Terror

Polizei: 9 Tote bei Angriff in Sydney

Was bislang bekannt ist - und was nicht

 14.12.2025

Sydney

Jewish organizations decry the »scourge« of antisemitism

This time the focus is on Australia. It is hosting a conference of the international Jewish initiative »J7.« The group is presenting figures on Jew-hatred on the continent – and speaks of historic highs.

von Leticia Witte  03.12.2025

Kino

Blick auf die Denkerin

50 Jahre nach Hannah Arendts Tod beleuchtet eine Doku das Leben der Philosophin

von Jens Balkenborg  02.12.2025

Thüringen

Verfassungsschutz-Chef schätzt AfD-Jugend als rechtsextrem ein

Die Mitglieder der »Generation Deutschland« würden in ihren ersten Auftritten »weder eine Mäßigung noch eine Distanzierung oder gar Wandlung« zeigen, so Kramer

 02.12.2025

Tel Aviv-Jaffa

Shimon-Peres-Preis wird erstmals in Israel verliehen

60 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Deutschland und Israel sind der Anlass: Zum ersten Mal wird der Shimon-Peres-Preis für gemeinsame demokratische Vorhaben in Israel feierlich übergeben

von Alexander Riedel  01.12.2025

TV-Kritik

Viel Krawall und wenig Erkenntnis: Jan Fleischhauer moderiert im ZDF den Kurzzeitknast der Meinungen

Mit »Keine Talkshow - Eingesperrt mit Jan Fleischhauer« setzt das ZDF auf Clash-TV: ein klaustrophobisches Studio, schnelle Schnitte, Big-Brother-Momente und kontroverse Gäste - viel Krawall, wenig Erkenntnis

von Steffen Grimberg  24.11.2025

Teilnehmer des Mitzvah Day 2016 in Berlin

Tikkun Olam

»Ein Licht für die Welt«

Der Mitzvah Day 2025 brachte bundesweit Gemeinden, Gruppen und Freiwillige zu mehr als 150 Projekten zusammen

 23.11.2025

Hebraica

»Was für ein Buchschatz!«

Stefan Wimmer über die Münchner Handschrift des Babylonischen Talmuds als UNESCO-Weltkulturerbe

von Ayala Goldmann  23.11.2025