Reuven Green

Grün ist die Hoffnung

von Detlef David Kauschke

Schon als Kleinkind hatte er erste Beziehungen zu seinem heutigen Arbeitgeber. »Denn an jedem Freitag haben wir kurz vor Schabbat im Kindergarten eine Münze in die blaue KKL-Büchse gesteckt«, erzählt Reuven Green, der seit Kurzem neuer Hauptdelegierter des Jüdischen Nationalfonds Keren Kayemeth LeIsrael (KKL) in Deutschland ist. Der 64-jährige Manager aus Ramat Hascharon löst Tzachi Ganor ab, der nach sechs Jahren in Deutschland wieder nach Israel zurückkehrt.
Für Reuven Green, der zuvor in der Luftfahrtindustrie und im Bankgewerbe tätig war, ist die neue Aufgabe »eine wundervolle Herausforderung«. Zugleich schließe sich für ihn ein Kreis, denn seine Eltern stammen aus Deutschland. Der Vater aus Hannover, die Mutter aus Berlin. Sie waren 1933 vor den Nazis nach Palästina geflohen. Reuven kam zehn Jahre später in Tel Aviv zur Welt. »Und als man mir jetzt diesen Job angeboten hat, erinnerte ich mich daran, wie ich Freitag für Freitag meine Münze in die Büchse gesteckt habe. Ich hatte das Gefühl, mich mit dieser Aufgabe und den Zielen des KKL wirklich identifizieren zu können.« Es gehe darum, die natürlichen Ressourcen zu hüten – Wasser, Boden und Grün. »Das sind nicht nur die Schätze Israels, sondern des gesamten jüdischen Volkes, die wir bewahren müssen. Deshalb habe ich diese Aufgabe übernommen.«
Auf diese vielfältigen Aufgaben des KKL möchte er in Deutschland aufmerksam machen – und dafür Unterstützung erhalten und das in einer Zeit, in der in Israel wegen des Schmitta-Jahres gar keine Bäume angepflanzt werden dürfen. Green möchte Münzen und Scheine in den blauen Büchsen, die auch heute noch in vielen jüdischen Einrichtungen zu finden sind, sammeln oder Spenden auf anderen Wegen generieren. In finanziellen Dingen kennt er sich schließlich aus. Von 1996 bis 2000 war Reuven Green Direktor des Israel Bonds in Wien und von 2001 bis 2003 Repräsentant der Bank Hapoalim in Frankfurt/Main. »Aus dieser Zeit kenne ich die Gemeinden hierzulande und ich bin für sie auch kein Unbekannter.«
Ist die Spendenbereitschaft in den Ge-
meinden Ausdruck der Verbundenheit der hier lebenden Juden mit Israel? Der bisherige Hauptdelegierte Tzachi Ganor hat da-
mit in den vergangenen Jahren so seine Er-
fahrungen gemacht. Der Anteil der nichtjüdischen Spender sei jedenfalls größer, als der jüdischer Unterstützer des KKL, sagt Ganor. Dies führt er unter anderem auf die teils schlechte finanzielle Situation vieler zugewanderter Gemeindemitglieder zurück. Ihre Zurückhaltung kann er recht gut verstehen, trotzdem habe er sich immer um die Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion bemüht und versucht, mit ihnen in Kontakt zu kommen. Nicht mit einem Spendenaufruf. Sondern mit einer anderen Botschaft: »Israel gehört uns allen. Auch wenn Sie sich entschieden haben, erst einmal nach Deutschland zu gehen, kann es im Fall einer Krise sein, dass Sie oder Ihre Kinder eines Tages sich doch in Richtung Israel aufmachen. Dazu brauchen wir einen starken jüdischen Staat. Damit Sie jederzeit nach Hause kommen können, nach Israel.«
Interessant findet Ganor auch eine an-
dere Erfahrung: wie sehr die Menschen von der häufig negativen Medienberichterstattung über Israel beeinflusst werden. »Wenn Israel in Nöten ist, wenn es eine Krise oder kriegerische Auseinandersetzung gibt, wie im vergangenen Jahr der Krieg gegen die Hisbollah im Libanon, sinkt die Spendenbereitschaft. Wenn es ruhig ist, dann steigt sie wieder.« Eigentlich sollte es unter Freunden andersherum sein, meint er. »Dennoch haben wir echte Freunde, Juden und Nichtjuden, die – egal in welcher Situation – immer an der Seite Israels stehen.« Und das ist Ganor wichtig: »Der Jüdische Nationalfonds ist nicht politisch. Vielmehr sind wir eine Organisation, die für alle Bürger Israels das Land entwickelt hat und es in Zukunft auch weiter tun will. Der KKL ist nicht 107 Jahre alt, sondern 107 Jahre jung.«
Sechs Jahre davon hat Ganor den Jüdischen Nationalfonds in Deutschland vertreten. Er ist damals nach 27 Jahren bei der israelischen Armee in diesen zivilen Dienst eingetreten. Nun geht er wieder zurück nach Israel, nach Re’ut, wo er nach »neuen Herausforderungen« suchen will.
Sein Nachfolger Reuven Green hofft, Ganors erfolgreiche Arbeit fortführen und zusätzliche Unterstützer finden zu können. »Aber das ist eine lange und schwierige Arbeit.« Mindestens zwei Jahre hat er sich dafür vorgenommen. »Und dann werden wir weitersehen.« Schon in wenigen Monaten wird das 60-jährige Bestehen des jüdischen Staates gefeiert. KKL ist mit besonderen Programmen dabei. »Eine gute Gelegenheit zum Spenden«, findet Green. Unabhängig von diesem Datum will er weitere Projekte mit seinen Mitarbeitern entwickeln. Dabei wird er viel durch die Republik reisen. Sein Büro hat er in Frankfurt am Main. Zudem hat der Jüdische Nationalfonds Niederlassungen in Berlin, Düsseldorf und München.
Ein wichtiges Projekt, das der KKL weiterhin betreut, ist der Wald der deutschen Länder in der Negev-Wüste, wo kürzlich auch ein Wald in Erinnerung an den ehemaligen Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel sel. A., eingeweiht wurde. Auch dafür will Reuven Green zusätzliche Spenden sammeln, ebenso wie für die Wiederaufforstung Galiläas. Denn gleich nach Rosch Haschana – dem Ende des Schmitta-Jahres – soll es mit den Baumpflanzungen in Israel wieder losgehen. Darauf kann sich sein neuer Arbeitgeber verlassen, denn er ist ihm ja seit Kindesbeinen treu.

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