Amos Oz

Genossen machen mobil

In der israelischen Arbeitspartei geht es zu wie auf der Titanic: So wie die Zahl der sicheren Plätze in Rettungsbooten auf dem Luxusschiff weit unter der Zahl der zu rettenden Passagiere lag, so haben auch nur die wenigsten Genossen eine Chance, nach dem 10. Februar kommenden Jahres noch den Zusatz »Mitglied der Knesset« hinter ihren Namen setzen zu dürfen. Statt sich zu erholen, sinken die Umfragewerte der einstmals staatstragenden Partei immer weiter ins eiskalte Wasser der Bedeutungslosigkeit. Inzwischen werden Ben Gurions Enkeln nur noch zehn der 120 Abgeordnetenmandate prophezeit, in einigen Umfragen sind es sogar noch weniger.
Und wie so oft auf sinkenden Schiffen fliegen unnötige Lasten von Bord. Etwa die kleine linksreligiöse Meimad-Partei, die mit der Arbeitspartei seit zehn Jahren in trauter Fraktionsgemeinschaft lebt und bisher auf der gemeinsamen Wahlliste Platz 10 er-
hielt. Jetzt aber haben sich die Genossen geweigert, Meimad einen sicheren Listenplatz zuzusichern. Im Gegenzug trat Meimad aus der Wahlgemeinschaft aus und sucht nach einer Überlebensmöglichkeit. Dabei lasen die frommen Männer einen anderen Flüchtling auf: den Minister und friedensbewegten Ex-Admiral Ami Ajalon. Er hat der Arbeitspartei mit dem Vorwurf den Rücken gekehrt, diese habe »ihren Weg verloren«. In der vergangenen Woche feierten Ajalon und die ohne einen starken Partner bedeutungslose Meimad die vielleicht seltsamste politische Ehe des Jahres: Der barhäuptige Militär wurde an Stelle von Rabbiner Michael Melchior zum neuen Vorsit-
zenden gewählt. Jetzt suchen Melchior und Ajalon nach weiteren Weggenossen. Im Gespräch ist ein Bündnis mit den Grünen.
Allerdings ist es zweifelhaft, dass eine solche Formation den Sprung ins Parlament schaffen wird. Dazu ist sie zu kunterbunt und zu unbekannt. Deshalb regte eine Gruppe linker Ex-Politiker und Intellektueller, unter ihnen auch der Schriftsteller Amos Oz, die Bildung einer neuen Partei an, und zwar »auf der Grundlage« der linksliberalen Meretz-Partei. Im Klartext dürfte das heißen: Meretz-Genossen müssen en-
ger zusammenrücken, um neuen Genossen einflussreiche Posten zu verschaffen und ihnen vielleicht auch einen oder zwei sichere Listenplätze zu überlassen. Bei vielen Meretz-Aktivisten stößt diese Initiative auf Ablehnung. Zwar dürfte Meretz bei der Wahl im Februar sechs oder sieben Mandate statt der heutigen fünf Sitze erringen, doch wäre das nicht genug, um die Beute mit politischen Zuwanderern zu teilen. Jedenfalls mit solchen, die kaum neue Wähler mit sich bringen. So könnte es durchaus sein, dass die »Vereinte Linke« trotz ihrer prominenten Fürsprecher – neben Oz gehören zu den Initiatoren auch der Ex-Knessetvorsitzende Avraham Burg und Ex-Minister Uzi Bar-Am – auf dem Papier bleibt. wst

Tel Aviv-Jaffa

Shimon-Peres-Preis wird erstmals in Israel verliehen

60 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Deutschland und Israel sind der Anlass: Zum ersten Mal wird der Shimon-Peres-Preis für gemeinsame demokratische Vorhaben in Israel feierlich übergeben

von Alexander Riedel  01.12.2025

TV-Kritik

Viel Krawall und wenig Erkenntnis: Jan Fleischhauer moderiert im ZDF den Kurzzeitknast der Meinungen

Mit »Keine Talkshow - Eingesperrt mit Jan Fleischhauer« setzt das ZDF auf Clash-TV: ein klaustrophobisches Studio, schnelle Schnitte, Big-Brother-Momente und kontroverse Gäste - viel Krawall, wenig Erkenntnis

von Steffen Grimberg  24.11.2025

Teilnehmer des Mitzvah Day 2016 in Berlin

Tikkun Olam

»Ein Licht für die Welt«

Der Mitzvah Day 2025 brachte bundesweit Gemeinden, Gruppen und Freiwillige zu mehr als 150 Projekten zusammen

 23.11.2025

Hebraica

»Was für ein Buchschatz!«

Stefan Wimmer über die Münchner Handschrift des Babylonischen Talmuds als UNESCO-Weltkulturerbe

von Ayala Goldmann  23.11.2025

TV-Tipp

Oliver Masucci brilliert in dem Mehrteiler »Herrhausen - Der Herr des Geldes«

Biografischer Mehrteiler über Bankier Alfred Herrhausen

von Jan Lehr  17.11.2025

Amsterdam

Chanukka-Konzert im Concertgebouw kann doch stattfinden

Der israelische Kantor Shai Abramson kann doch am 14. Dezember im Amsterdamer Konzerthaus auftreten - allerdings nur bei zusätzlich anberaumten Konzerten für geladene Gäste

 13.11.2025

Meinung

BBC: Diese Plattform für anti-israelische Vorurteile und Extremismus ist nicht mehr zu retten

Der öffentlich-rechtliche Sender Großbritanniens hat sich anti-israelischen Vorurteilen und Extremismus geöffnet. Er braucht dringend Erneuerung

von Ben Elcan  13.11.2025

Raubkunst

Zukunft der Bührle-Sammlung ungewiss

Die Stiftung Sammlung E. G. Bührle hat ihren Stiftungszweck angepasst und streicht die Stadt Zürich daraus

von Nicole Dreyfus  10.11.2025

Geiseldeal

Itay Chen ist wieder in Israel

Die Leiche des 19-jährigen, israelisch-amerikanischen Soldaten wurde am Dienstagabend von Terroristen der Hamas übergeben

 05.11.2025