„Zug der Erinnerung“

Gedenken und Gebühren

Der »Zug der Erinnerung« läuft womöglich bald seine Endstation an. Das private Gedenkprojekt, das seit dem 8. November 2007 an die Schicksale von in der NS-Zeit deportierten und ermordeten Kindern erinnert, sieht sich mit Forderungen der Deutschen Bahn AG in Höhe von mehr als 50.000 Euro konfrontiert.
Die mobile Ausstellung, die in zwei Waggons Briefe, Fotos und Lebensläufe von NS-Opfern zeigt, ist in mehreren deutschen Städten zu sehen und benutzt dazu das Schienennetz der Bahn. Dafür stellt die Deutsche Bahn AG Trassen-, Stations- und Anschlussgebühren für Strom in Rechnung. Ein völlig normales Vorgehen, so ein Sprecher der Bahn. Die Bahn sei gesetzlich verpflichtet, von jedem Nutzer die Trassengebühren zu erheben. Es gehe nicht um Bereicherung, »sondern um die reinen Kosten für die Nutzung der Infrastruktur«.
Hans-Rüdiger Minow, Vorstandssprecher der Initiative »Zug der Erinnerung«, hält diese Argumente für vorgeschoben (vgl. Interview auf S. 1). Seine Forderung: Die Bahn solle auf die Gebühren verzichten, um damit die Aufarbeitung der eigenen Behördengeschichte zu unterstützen. Schließlich habe sich die Deutsche Reichsbahn für die Deportationen jüdischer Menschen zur Verfügung gestellt. Vergangene Woche ging die Initiative mit einer Presseerklärung an die Öffentlichkeit, in der der Bahn AG ein »faktischer Boykott« des Gedenkens vorgeworfen wird. Die Initiative ruft zu Protesten gegen die Deutsche Bahn AG und das Bundesverkehrsministerium auf.
Unterstützung für den »Zug der Erinnerung« kommt unter anderem von den Bundestagsabgeordneten Ulla Burchhardt (SPD) und Winfried Hermann (Bündnis 90/Grüne) sowie dem saarländischen Ministerpräsidenten Peter Müller (CDU). Hermann nennt das Verhalten des Bahn-Vorstands »unerträglich«. Rückendeckung erhält die Bahn AG indes vom Bundesverkehrsministerium. Dort hieß es lediglich, es sei denkbar, dass die Bahn AG die eingenommenen Gebühren für gemeinnützige Zwecke zur Verfügung stellt.
Die Chefhistorikerin der Deutschen Bahn, Susanne Kill, ist über das Vorgehen der Initiative »Zug der Erinnerung« nicht glücklich. Rechtlich gesehen sei die Bahn tatsächlich verpflichtet, Trassengebühren zu erheben. Zwar gebe es die Möglichkeit des Sponsorings, so Kill. Aber darum sei die Bahn von Seiten des »Zugs der Erinnerung« nie gebeten worden. Angesichts der schwerwiegenden Vorwürfe, die die Initiative nun erhebt, hält Kill es allerdings für unwahrscheinlich, dass es jetzt noch zu einem gütlichen Kompromiss kommt.
Kill weist außerdem darauf hin, dass am 23. Januar in Berlin in Anwesenheit von Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee die Ausstellung »Sonderzüge in den Tod. Deportationen mit der Deutschen Reichsbahn« eröffnet werde, die die Deutsche Bahn in Kooperation mit Serge und Beate Klarsfeld von der »Vereinigung der Söhne und Töchter der deportierten Juden in Frankreich« erarbeitet habe.

Medien

Zwischen dem demokratischen Staat Israel und der Terrororganisation Hamas darf es keine Äquidistanz geben

Ein Essay von Philipp Peyman Engel

von Philipp Peyman Engel  23.07.2024

Ramallah/Tel Aviv

Hamas-Terroristen bei Drohnenangriff in Tulkarem getötet

Im Westjordanland heizt sich die Lage weiter auf

 23.07.2024

Washington D.C./Tel Aviv/Gaza

Netanjahu in den USA: Geisel-Angehörige hoffen auf Abkommen

Die Lage am Dienstagmorgen – und ein Ausblick auf den Tag

 23.07.2024

Nordhausen

Paus besucht KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora

Paus: Die Gedenkstätte zeige, wohin Ausgrenzung, Rassismus, Antisemitismus und Antiziganismus führen können

 22.07.2024

Cottbus

Förderung für Schulprojekt zu NS-Geschichte

Höhepunkt des Projekts ist eine einwöchige Studienfahrt nach Theresienstadt und Prag

 22.07.2024

20. Juli 1944

Gedenken an gescheitertes Hitler-Attentat

Bundeskanzler Olaf Scholz wird bei der Veranstaltung sprechen

 19.07.2024

Angela Merkel

Sie gewann die Herzen der Israelis

Die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel wird am Mittwoch 70. Eine Würdigung von Shimon Stein

von Shimon Stein  17.07.2024 Aktualisiert

Pro & Contra

Zurück zur Wehrpflicht?

Zwei Meinungen zur Debatte

von Boris Schulman, Rainer L. Hoffmann  17.07.2024

Nahost

Bundesregierung wirbt für Waffenstillstand im Gazastreifen

Im Auswärtigen Amt ermahnte ein Sprecher abermals Israel

 15.07.2024