arabische Nazikollaborateure

Fünf Minuten mit Karl Rössel über arabische Nazikollaborateure und Zensurversuche in Berlin

Herr Rössel, wer war Hadj Amin el-Husseini?
Hadj Amin el-Husseini, der Mufti von Jerusalem, war der politische und religiöse Führer der arabischen Bevölkerung Palästinas vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg. Er war ein überzeugter Faschist und gratulierte den Nazis schon 1933 zur Machtübernahme. 1941 an einem profaschistischen Putsch im Irak beteiligt, floh er nach dessen Scheitern ins Exil nach Nazideutschland, wo ihn Himmler zum SS-Gruppenführer ernannte. In dieser Funktion rekrutierte er Zehntausende muslimischer Freiwilliger für Waffen-SS und Wehrmacht. Als fanatischer Antisemit sorgte er durch persönliche Intervention bei der NS-führung dafür, dass Tausende Juden aus den von Deutschland besetzten Ländern Ungarn und Rumänien nicht nach Palästina auswandern durften, sondern stattdessen nach Polen in die Todeslager deportiert wurden.
Das sollte in Ihrer Ausstellung »Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg« ungenannt bleiben. Die »Werkstatt der Kulturen«, wo die Schau stattfinden sollte, wollte die entsprechenden Schautafeln entfernen. Leiterin Philippa Ebéné warf Ihnen Rassismus vor.
Wir haben uns dem Zensur-Ultimatum von Frau Ebéné nicht gebeugt und die Ausstellung kurzfristig in die Uferhallen im Wedding verlegt. Der Rassismusvorwurf ist absurd. Wenn die tatsächlichen Rassisten, die arabischen Nazikollaborateure, um die es hier geht, mit ihren deutschen Verbündeten gewonnen hätten, gäbe es heute keine »Werkstatt der Kulturen« in Berlin oder anderswo. Im Übrigen wird das Thema lediglich in einem Unterkapitel der Ausstellung auf gerade mal 3 von 96 Schautafeln qangesprochen. Der Schwerpunkt liegt bei den Kolonialsoldaten, Zwangsarbeitern und Zwangsprostituierten aus Afrika, Asien, Ozeanien und Lateinamerika, die im Zweiten Weltkrieg in den Dienst der Krieg führenden Parteien gepresst wurden.

Stecken hinter dem Streit »arabische Platzhirsche«, wie Neuköllns Bürgermeister Heinz Buschkowsky meint?
Unwahrscheinlich. Keine arabische Gruppe hat die Schautafeln bisher gesehen. Auch auf unser Buch zum Thema, das 2005 erschienen ist, gab es nie arabische Reaktionen. Nein, eher handelt es sich wohl hier um vorauseilenden Gehorsam.

Inzwischen hat der Integrationsbeauftragte des Berliner Senats, Günther Piening, angekündigt, es sei ein Kompromiss gefunden worden und die Ausstellung werde vom 1. bis 30. September in einer kleineren Version, die für Schulklassen erstellt wurde, auch in der »Werkstatt der Kulturen« gezeigt. Sind Sie damit zufrieden
Ja, schließlich kam dieser Vorschlag von uns, nachdem Piening die Zensurmaßnahme von Frau Ebéné für »falsch« erklärt hatte. Aber es bleibt abzuwarten, ob dieser Kompromiss tatsächlich realisiert wird, da Frau Ebéné zu dem Vermittlungsgespräch des Integrationsbeauftragten gar nicht erst erschienen und erklärtermaßen auch mit dem Ergebnis nicht einverstanden ist, dass die Ausstellung jetzt gleich zweimal unzensiert in Berlin gezeigt werden soll.

Das Gespräch führte Michael Wuliger.

Hamburg

Zehn Monate auf Bewährung nach mutmaßlich antisemitischem Angriff

Die 27-Jährige hatte ein Mitglied der Deutsch-Israelischen Gesellschaft nach einer Vorlesung über antijüdische Gewalt attackiert

 28.04.2025

Fernsehen

Mit KI besser ermitteln?

Künstliche Intelligenz tut in Sekundenschnelle, wofür wir Menschen Stunden und Tage brauchen. Auch Ermittlungsarbeit bei der Polizei kann die KI. Aber will man das?

von Christiane Bosch  21.04.2025

Reaktionen

Europäische Rabbiner: Papst Franziskus engagierte sich für Frieden in der Welt

Rabbiner Pinchas Goldschmidt, der Präsident der Konferenz Europäischer Rabbiner, würdigt das verstorbene Oberhaupt der katholischen Kirche

 21.04.2025

Berlin

Weitere Zeugenvernehmungen im Prozess gegen Angreifer auf Lahav Shapira

Der Prozess gegen Mustafa A. am Amtsgericht Tiergarten geht weiter. Noch ist unklar, ob am heutigen Donnerstag das Urteil bereits gefällt wird

 17.04.2025

Indischer Ozean

Malediven will Israelis die Einreise verbieten

Es ist nicht die erste Ankündigung dieser Art: Urlauber aus Israel sollen das Urlaubsparadies nicht mehr besuchen dürfen. Das muslimische Land will damit Solidarität mit den Palästinensern zeigen.

 16.04.2025

Essen

Was gehört auf den Sederteller?

Sechs Dinge, die am Pessachabend auf dem Tisch nicht fehlen dürfen

 11.04.2025

Spenden

Mazze als Mizwa

Mitarbeiter vom Zentralratsprojekt »Mitzvah Day« übergaben Gesäuertes an die Berliner Tafel

von Katrin Richter  10.04.2025

Jerusalem

Oberstes Gericht berät über Entlassung des Schin-Bet-Chefs

Die Entlassung von Ronen Bar löste Massenproteste in Israel aus. Ministerpräsident Netanjahu sprach von einem »Mangel an Vertrauen«

 08.04.2025

Würdigung

Steinmeier gratuliert Ex-Botschafter Primor zum 90. Geburtstag

Er wurde vielfach ausgezeichnet und für seine Verdienste geehrt. Zu seinem 90. Geburtstag würdigt Bundespräsident Steinmeier Israels früheren Botschafter Avi Primor - und nennt ihn einen Vorreiter

von Birgit Wilke  07.04.2025