„Jungle World“

Freunde von links

Freunde von links

Jede Woche seit zehn Jahren: die »Jungle World«

von Benjamin Weinthal

Ivo Bozic trägt ein blaues T-Shirt mit hebräischem Schriftzug und rührt in seiner Kaffeetasse mit einem Löffel, auf dem ein Davidstern abgebildet ist. Kaum zu glauben, dass er der Mitherausgeber einer linken Wochenzeitung ist – gilt doch die linke Presse in Deutschland als nicht besonders israelfreundlich. Doch die Jungle World ist kein typisches linkes Blatt, sondern verortet sich abseits der Orthodoxie. »Wir sind dezidiert nicht antizionistisch, antisemitisch und antiamerikanisch«, betont Bozic.
Jetzt feiert die Jungle World ihr zehnjähriges Jubiläum. Zu Anfang glaubte keiner der Beteiligten, dass sie so lange durchhalten würde. Die Geburtsstunde schlug 1997, als sich ein Teil der Redaktion der altlinken Tageszeitung junge Welt abspaltete. Vorausgegangen war ein erbitterter Streit um die politische Ausrichtung des Blattes. Eine DDR-verherrlichende, »antiimperialistische« Fraktion stand gegen eine Gruppe undogmatischer und pluralistischer Linker. Diese brachten aus Protest gegen den neuen Kurs zunächst eine Streikzeitung heraus, die sie ironisch als Jungle World betitelten. Aus dem Provisorium wurde ein regelmäßig erscheinendes Blatt, das die Redaktion im Selbstverlag herausgibt. Die Startauflage von 14.000 konnte bis heute gehalten werden. Und das, obwohl es, so Bozic, immer wieder zu Abokündigungen kam, wenn ein linker Glaubensgrundsatz in Frage gestellt wurde. Die 21 Mitarbeiter in Redaktion und Verlag bekommen recht bescheidene Gehälter ausbezahlt, denn die Zeitung finanziert sich fast ausschließlich über Abonnements. Bezahlte Anzeigen sind rar.
Der US-Politologe Andrei Markovits beschreibt die Jungle World als »Gegengewicht zum überwältigenden pro-palästinensischen Ton der Medien« in Deutschland. Markovits, der gelegentlich Gastbeiträge beisteuert, hält es für ein Verdienst der Zeitung, zu einer Bewusstseinsänderung in Teilen der Linken beigetragen zu haben.
2004 reiste die gesamte Redaktion nach Israel, um eine Sondernummer zu erstellen. Kürzlich fuhr Ivo Bozic in die israelische Kleinstadt Sderot, die unter ständigem Beschuss palästinensischer Kassam-Raketen stand, um eine Reportage über den »Alltag der Angst« in Sderot zu schreiben. Mit Beiträgen wie diesen nimmt die Jungle World gleichsam eine Avantgarde-Funktion ein. Das führt dazu, dass andere Zeitungen ihre Themen aufgreifen und weiterverwerten – meist ohne Angabe der Quelle.
Doch die Jungle World bietet nicht nur ernsthafte Berichterstattung und kritische Debatte – sie hat auch Sinn für Humor und Ironie. So gab es kürzlich einen Beitrag über jüdische Punks in den USA. Ab heute kommt die Jungle World im neuen Gewand an die Kioske, mit verändertem Layout und neuen Rubriken. Der Erscheinungstag verschob sich von Mittwoch auf Donnerstag. Nur eines hat sich in zehn Jahren nicht verändert: Noch immer segelt die Jungle World am Rande der wirtschaftlichen Existenz.

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