Emmendinger Gemeinde

Erinnerung an Simon Veit

Erinnerung an Simon Veit

Emmendinger Gemeinde benennt ihr Haus nach ehemaligem Vorsteher

von Markus Zimmermann-dürkop

50 Jahre war Simon Veit Vorsteher der Israelitischen Gemeinde in Emmendingen. Seit 12. Februar trägt das Haus der jüdischen Gemeinde an der Kirchstraße seinen Namen. Das Simon-Veit-Haus ist damit Zeichen für die Kontinuität der jüdischen Gemeinde und Beweis ihrer Lebendigkeit, sagt Pfarrer Karl Günther in seinem Festvortrag bei der Namensgebung.
»Ein Mensch lebt so lange, wie jemand an ihn denkt«, zitierte Gemeindevorsitzende Ute Teschemacher aus dem Talmud. Es sei guter jüdischer Brauch, Gebäude, Säle und Schulen nach großen Rabbinern und Wohltätern zu benennen. Die Gedenktafel solle den Kaufmann Simon Veit ehren, der von 1880 bis 1930 Gemeindevorsitzender war. »Damit nicht diejenigen, die jüdisches Leben auslöschen wollten, doch noch recht bekommen«, ergänzt Pfarrer Karl Günther.
Simon Veit kam 1851 zur Welt. Er war der älteste Sohn des Niederemmendinger Händlers David Veit, dessen beide Brüder nach Amerika ausgewandert waren. Familienbande, die Simon Veit später zum Wohl der Gemeinde und seiner Heimatstadt nutzen konnte. »Veit war als seriöser und redlicher Geschäftsmann bekannt«, sagt Karl Günther. So habe er bei einem Holzgeschäft, bei dem sich der Lieferant zu eigenen Ungunsten verrechnet hatte, die Zahlen korrigiert.
In den Büroräumen Veits wurden auch viele Angelegenheiten des Gemeindelebens geregelt, insbesondere nachdem er 1880 Vorsitzender der Israelitischen Gemeinde Emmendingen geworden war. »Veits ruhiger, besonnener und vermittelnder Art ist es zu verdanken, daß Wogen geglättet und Kompromisse gefunden wurden«, würdigt ihn Karl Günther.
Von Veits Büro aus wurden auch die Spenden verteilt, die vor allem aus den USA kamen. Zu je einem Drittel an die Protestanten, an die Katholiken und an bedürftige Juden des Ortes. Vielen Emmendingern sei auf diese Weise in wirtschaftlich schwierigen Jahren geholfen worden.
Spenden aus den USA ermöglichten auch den Umbau und die Erweiterung der Emmendinger Synagoge. Ein Traum ging für Simon Veit in Erfüllung, als am 27. Juli 1923 die Synagoge eingeweiht wurde. Um so niederschmetternder muß es für ihn gewesen sein, als sein Lebenswerk am 10. November 1938 geschändet wurde. Alles Drängen seines mittlerweile nach Brasilien geflohenen Sohnes, konnte Simon Veit nicht bewegen, Deutschland zu verlassen. Im Oktober 1940 wurde er in das französiche Lager Gurs verschleppt und ermordet.
Zur Ehrung und zur Erinnerung an ihn beschloß die Gemeindeversammlung im Mai vergangenen Jahres, dem Haus, das schon zu Veits Lebzeiten Gemeindehaus war, den Namen des ehemaligen Vorsitzenden zu geben. 1716 hatten die ersten Emmendinger Juden darin einen Betsaal eingerichtet. 1763 entstand in dem Haus eine Synagoge. Nach dem Bau eines eigenen Gotteshauses wurde das alte Gebäude als Gemeindehaus genutzt. Seit 1999 ist das Simon-Veit-Haus wieder Gemeindehaus. Es beherbergt heute Büros, eine Bibliothek und den Gemeindesaal. Die Jüdische Gemeinde Emmendingen wurde 1995 neu gegründet und hat heute 300 Mitglieder.

Geiseldeal

Itay Chen ist wieder in Israel

Die Leiche des 19-jährigen, israelisch-amerikanischen Soldaten wurde am Dienstagabend von Terroristen der Hamas übergeben

 05.11.2025

Jerusalem

Nach Eklat in Jerusalem: Westfälische Präses setzt auf Dialog

Projekte, Gedenkorte und viele Gespräche: Die Theologin Ruck-Schröder war mit einer Delegation des NRW-Landtags fünf Tage in Israel und im Westjordanland. Angesichts der Spannungen setzt sie auf dem Weg zur Verständigung auf Begegnungen und Dialog

von Ingo Lehnick  06.11.2025 Aktualisiert

Terror

Hamas übergibt erneut Leichen an Rotes Kreuz

Die Hamas hat dem Roten Kreuz erneut Leichen übergeben. Ob es sich bei den sterblichen Überresten in drei Särgen wirklich um Geiseln handelt, soll nun ein forensisches Institut klären

 02.11.2025

Augsburg

Josef Schuster und Markus Söder bei Jubiläumsfeier von jüdischem Museum

Eines der ältesten jüdischen Museen in Deutschland feiert in diesem Jahr 40-jähriges Bestehen. Das Jüdische Museum Augsburg Schwaben erinnert mit einer Ausstellung an frühere Projekte und künftige Vorhaben

 29.10.2025

Interview

»Wir sind für alle Soldaten da«

Shlomo Afanasev ist Brandenburgs erster orthodoxer Militärrabbiner. Am Dienstag wurde er offiziell ordiniert

von Helmut Kuhn  29.10.2025

Bayern

Charlotte Knobloch kritisiert Preisverleihung an Imam

Die Thomas-Dehler-Stiftung will den Imam Benjamin Idriz auszeichnen. Dagegen regt sich nicht nur Widerstand aus der FDP. Auch die 93-jährige Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Münchens schaltet sich nun ein

von Michael Thaidigsmann  29.10.2025

Jerusalem

Karin Prien in Yad Vashem: »Jedes Mal für mich erschütternd«

Bei ihrer Israel-Reise erinnert die Bildungsministerin an die Millionen Opfer des Holocaust. Der Moment berührt die CDU-Politikerin auch aus einem persönlichen Grund

von Julia Kilian  28.10.2025

Bildungsministerin

Karin Prien reist nach Israel

Die CDU-Ministerin mit jüdischen Wurzeln will an diesem Sonntag nach Israel aufbrechen. Geplant sind Treffen mit dem israelischen Bildungs- und Außenminister

 26.10.2025

München

Paul Lendvai: »Freiheit ist ein Luxusgut«

Mit 96 Jahren blickt der Holocaust-Überlebende auf ein Jahrhundert zwischen Gewalt und Hoffnung zurück. Besorgt zeigt er sich über die Bequemlichkeit der Gegenwart - denn der Kampf »gegen das Böse und Dumme« höre niemals auf

 21.10.2025