Spanien

Erhellend

von Uwe Scheele

Im Südosten Spaniens haben Archäologen vor fünf Jahren eine Weltsensation entdeckt. Bei Grabungen unterhalb der Burg Lorca fanden sie im Felsmassiv Überreste einer Synagoge aus dem 15. Jahrhundert. Anders als die meisten mittelalterlichen Synagogen wurde sie nach der Vertreibung der Juden aus Spanien 1492 nicht zu einer Kirche umgewidmet. Die Archäologen legten Grundriss und Mauerreste der Synagoge frei und entdeckten Ornamentfragmente des Tora-schreins. Im umliegenden früheren Judenviertel fanden sie Chanukka-Leuchter, Glaslampen, Keramikgefäße, Teller und Mün- zen. All dies ist bis zum 12. April in einer Ausstellung im Archäologischen Museum der Landeshauptstadt Murcia zu sehen.
Die Schau mit mehr als 90 Ausstellungsstücken ist in fünf Themenbereiche gegliedert: die Geschichte der spanischen Juden, die Frontstellung der Stadt Lorca im Kampf zwischen Christen und Mauren, das Judenviertel im Schatten der Festungsanlage, das Chanukka-Fest und die Synagoge von Lorca. Besondere Bedeutung kommt dabei den 20 Glaslampen zu, die die Synagoge ausleuchteten. Sie konnten anhand der bei den Ausgrabungen gefundenen Fragmente rekonstruiert werden, es sind die ältesten Synagogenleuchter der Welt. Auch die übrigen Ausstellungsstücke sind Original-Fundstücke, ergänzt durch Schriftstücke aus der Region, die die Tätigkeiten der mittelalterlichen Juden in Lorca dokumentieren.
»Die Ausstellung belegt die jüdischen Einflüsse in der Region«, erklärt der Kulturminister der Region Murcia, Pedro Alberto Cruz. »Durch archäologische Funde wussten wir einiges über die römische, arabische und christliche Zivilisation, aber der Beitrag der jüdischen Bevölkerung zur Multikulturalität der Region war bisher weitgehend unbekannt.« Besonders die Funde in den elf Häusern des mittelalterlichen Judenviertels können mit ihren Alltagsobjekten Aufschluss geben. Mit 3D-Animation, Geräusch- und Geruchskulisse lässt die Ausstellung das Leben im Judenviertel und das Ambiente in der von den Original-Lampen erleuchteten Synagoge nacherleben.
Nicht nur in Spanien, auch in der jüdischen Welt haben die Funde von Lorca für Aufsehen gesorgt. »Wir haben die Ausgrabungen der Synagoge zusammen mit Rabbinern aus Jerusalem besucht, die den kulturhistorischen Wert dieses archäologi- schen Fossils bestätigt haben«, berichtet Aharon Franco, der Vorsitzende von Sefarad Beitenu. Die Stiftung wurde 2003 von jüdischen Spaniern in Murcia als Kulturverein gegründet, inzwischen ist er Keimzelle einer kleinen jüdischen Gemeinde in Murcia.
Ende März wird im Archäologischen Museum Murcia im Rahmen eines Kolloquiums über jüdisches Denken ein Zentrum für jüdische Studien vorgestellt, das bald auch als Gemeindehaus dienen soll.
Sefarad Beitenu arbeitet mit dem Kulturministerium von Murcia bei der Erforschung des jüdischen Erbes der Region zusammen, und es hat den Kontakt zur American Sephardi Federation hergestellt, die die Ausstellung im kommenden Jahr nach New York bringen wird.
Zusammen mit dem Land und der Stadt Lorca will die Stiftung neue Wege beschreiten. Wie Aharon Franco berichtet, soll die Festung ein Hotel werden. Die unterhalb davon gelegene Synagoge und zwei Häuser des früheren Judenviertels wollen die Stadtväter auf 1.000 Quadratmetern mit einer Art Container umschließen und darin ein archäologisches Museum errichten. »Die Synagoge soll aber von der jüdischen Gemeinde für Gottesdienste genutzt werden können«, sagt Aharon Franco.
Zunächst geht die Ausstellung »Lorca, Lichter aus Sepharad« jedoch auf Reisen. Neben Madrid und New York sind auch Stationen in Paris und Venedig vorgesehen. Ob die Ausstellung auch in Deutschland zu sehen sei, hängt nach Auskunft ihres Leiters, Juan García Sandoval, noch von Verhandlungen ab.

Die Ausstellung »Lorca, luces de Sefarad« ist noch bis 12. April im Museo Arqueológico de Murcia, Avenida Alfonso X., 7 zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 10 bis 20.30 Uhr, Sonntag 10 bis 14 Uhr, Montag geschlossen. Der Eintritt ist frei.

www.lucesdesefarad.es

Amsterdam

Chanukka-Konzert im Concertgebouw kann doch stattfinden

Der israelische Kantor Shai Abramson kann doch am 14. Dezember im Amsterdamer Konzerthaus auftreten - allerdings nur bei zusätzlich anberaumten Konzerten für geladene Gäste

 13.11.2025

Meinung

BBC: Diese Plattform für anti-israelische Vorurteile und Extremismus ist nicht mehr zu retten

Der öffentlich-rechtliche Sender Großbritanniens hat sich anti-israelischen Vorurteilen und Extremismus geöffnet. Er braucht dringend Erneuerung

von Ben Elcan  13.11.2025

Raubkunst

Zukunft der Bührle-Sammlung ungewiss

Die Stiftung Sammlung E. G. Bührle hat ihren Stiftungszweck angepasst und streicht die Stadt Zürich daraus

von Nicole Dreyfus  10.11.2025

Geiseldeal

Itay Chen ist wieder in Israel

Die Leiche des 19-jährigen, israelisch-amerikanischen Soldaten wurde am Dienstagabend von Terroristen der Hamas übergeben

 05.11.2025

Jerusalem

Nach Eklat in Jerusalem: Westfälische Präses setzt auf Dialog

Projekte, Gedenkorte und viele Gespräche: Die Theologin Ruck-Schröder war mit einer Delegation des NRW-Landtags fünf Tage in Israel und im Westjordanland. Angesichts der Spannungen setzt sie auf dem Weg zur Verständigung auf Begegnungen und Dialog

von Ingo Lehnick  06.11.2025 Aktualisiert

Terror

Hamas übergibt erneut Leichen an Rotes Kreuz

Die Hamas hat dem Roten Kreuz erneut Leichen übergeben. Ob es sich bei den sterblichen Überresten in drei Särgen wirklich um Geiseln handelt, soll nun ein forensisches Institut klären

 02.11.2025

Augsburg

Josef Schuster und Markus Söder bei Jubiläumsfeier von jüdischem Museum

Eines der ältesten jüdischen Museen in Deutschland feiert in diesem Jahr 40-jähriges Bestehen. Das Jüdische Museum Augsburg Schwaben erinnert mit einer Ausstellung an frühere Projekte und künftige Vorhaben

 29.10.2025

Interview

»Wir sind für alle Soldaten da«

Shlomo Afanasev ist Brandenburgs erster orthodoxer Militärrabbiner. Am Dienstag wurde er offiziell ordiniert

von Helmut Kuhn  29.10.2025

Bayern

Charlotte Knobloch kritisiert Preisverleihung an Imam

Die Thomas-Dehler-Stiftung will den Imam Benjamin Idriz auszeichnen. Dagegen regt sich nicht nur Widerstand aus der FDP. Auch die 93-jährige Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Münchens schaltet sich nun ein

von Michael Thaidigsmann  29.10.2025