Hommage

Ein Leben als Zeugnis

Margot Friedländer (Sommer 2021): Die Bernsteinkette, die sie trägt, war das einzige, was ihr von ihrer »Mutti« geblieben war. Foto: picture alliance/dpa

Hommage an eine der bekanntesten Zeitzeuginnen: Knapp fünf Monate nach ihrem Tod erscheint am Montag ein Buch über Margot Friedländer. Der Band Margot Friedländer. Eine Stimme für das Leben versammelt Fotos der Schoa-Überlebenden von Markus C. Hurek, Zitate und Gedanken von ihr. Der Pianist Igor Levit steuert das Vorwort bei. Im Alter von 103 Jahren war Friedländer am 9. Mai dieses Jahres in Berlin gestorben.

Die Schwarz-Weiß-Fotos zeigen Spuren eines Jahrhundertlebens im Gesicht und auf den Händen von Friedländer. Und auch: Friedländer im vertrauten Zwiegespräch mit Promis und anderen Leuten, auf Veranstaltungen, mit einer Katze, lächelnd. Immer wieder elegant und mit einer Bernsteinkette als Erinnerung an ihre von den Nazis ermordete Mutter. Friedländer ist am Holocaustmahnmal in Berlin zu sehen. Andere Fotos zeigen ein verlassenes Treppenhaus.

Friedländer überlebte die Schoa - anders als ihre Mutter und ihr Bruder

Friedländer überlebte - anders als ihre Mutter und ihr Bruder - die Schoa. Nach mehr als sechs Jahrzehnten in New York kehrte sie im Alter von 88 Jahren in ihre Heimat Berlin zurück. Sie engagierte sich für Demokratie sowie gegen Antisemitismus, Rassismus und Ausgrenzung. Ihre letzte Ruhestätte fand sie in einem Ehrengrab auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee neben dem Grab ihrer Großeltern.

Das Vorwort von Levit ist von Wärme und Respekt geprägt und enthält einige Anekdoten. Wie er Friedländer zum Beispiel zu einem Konzert von ihm eingeladen und sie gesagt habe, dass sie sehr gerne komme - er aber nun auch üben müsse. Dass Friedländer, die er »Margot« nennt, erinnert und nicht angeklagt habe, sei »übergroß«.

Ein bekannter Satz von Friedländer: »Seid Menschen.«

Es werde sich zeigen, ob ihre Appelle, ihr Leben, ihre Vergangenheit und die Schoa mit rund sechs Millionen Ermordeten verhalle. Levit erinnert an einen bekannten Satz von Friedländer: »Seid Menschen.« Er sieht darin den Aufruf, »radikal empathisch« zu sein.

Der Fotograf und Herausgeber Hurek schreibt, dass die erste Auswahl an Fotos für das Buch gerade fertig geworden sei, als die Nachricht von ihrem Tod gekommen sei. Das Gespräch für das Buch mit Franziska Reich, »Focus«-Chefredakteurin, habe Friedländer mit dem Satz beendet: »Ich glaube, ich habe mein Leben gemacht.« Er nimmt Bezug auf einen Satz ihrer Mutter: »Versuche, dein Leben zu machen« - bevor diese mit Margots Bruder deportiert und in Auschwitz ermordet wurde. kna

Markus C. Hurek (Hrsg.): »Margot Friedländer. Eine Stimme für das Leben«. Mit Fotografien von Hurek und einem Vorwort von Igor Levit. Elisabeth Sandmann, Berlin 2025, 130 S., 20 €

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