berlin-marathon

Ein Lauf für die Freiheit

Man braucht nicht viel für einen Marathonlauf. »Ein paar gute Laufschuhe, eine Flasche Wasser«, sagt Ron Segal. Für so wenig aber gibt es schon eine ganze Menge. Irgendwann auf der 42,195 Kilometer langen Asphaltstrecke kommt es nämlich dann, das besondere Gefühl. »Ich nenne es Freiheit«, erklärt der junge israelische Filmemacher Ron Segal aus Ness-Ziona, einer Kleinstadt rund 30 Autominuten südlich von Tel Aviv.
Segal, 29, wird am 20. September den Berlin-Marathon laufen. Für dieses Gefühl. Aber und vor allem auch für Gilad Schalit. Und auch das hat viel mit Freiheit zu tun. Denn wenn der Marathon-Startschuss am Brandenburger Tor ertönt, dann ist Gilad Schalit genau 1.183 Tage in Haft. Am frühen Morgen des 25. Juni 2006 wurde der heute 22-jährige Grenzsoldat mit seiner Panzerbrigade südlich vom Gasastreifen von einer palästinensischen Terrorgruppe auf israelischem Gebiet zunächst überfallen, dann verschleppt. Ein Jahr nach seiner Entführung veröffentlichte die Hamas eine Audio-Aufnahme, auf der Schalits Stimme zu hören ist. Er fordert die israelische Regierung auf, für seine Befreiung aktiv zu werden. Seitdem gibt es kein Lebenszeichen mehr.
In Israel gibt es viele Menschen, die sich für Gilad Schalits Freilassung einsetzen. Privatpersonen, diverse Unterstützergruppen, Politiker, Menschenrechtsorganisationen, Stiftungen. Und seit gut einem Jahr auch Ron Segal. Damals hatte er gerade seinen Halbmarathon in Tel Aviv absolviert. Er hörte eine Radiosendung über den verschleppten israelischen Soldaten. »Ich ha-
be sofort gespürt: Erstens, es gibt noch Hoffnung. Zweitens, ich muss etwas für Schalit tun«, erinnert sich der Absolvent der Filmhochschule Sam Spiegel in Jerusalem, als über das Küchenradio Schalits Ge-
schichte in sein Bewusstsein drang. Se-
gal zog dann, dank eines Stipendiums des Deutschen Akademischen Auslandsdiens-
tes, für 16 Monate nach Berlin. An der Freien Universität Berlin arbeitet der sportliche Kreativarbeiter aktuell an einem Ani-
mationsfilm über den Holocaust.
Segal meldete sich zum Berliner Marathon 2009 an. Er wünschte sich die Startnummer 1183. Die Zahl also, die am 20. September für die Haftzeit von Schalit steht. Doch die ist bereits an einen norwegischen Läufer vergeben. Segal steht in Verhandlungen mit dem Organisationsbüro des Berlin-Marathons. Die Hoffnung auf einen Nummerntausch mit dem Norweger hat er noch nicht aufgegeben. Die Zahl symbolisiert aber auch ein anderes Ziel, das sich Segal gesteckt hat. Er möchte bei dem Berlin-Marathon genau 1.183 Läufer finden, die mit ihm für den israelischen Soldaten laufen. »Es sind ja 40.000 Läufer am Start. Das müsste zu schaffen sein«, erklärt der Hobbyläufer ganz optimistisch. Er hat eine eigene Webseite erstellt, auf der ein Anmeldeformular für die Laufgruppe platziert ist. Rund 250 Läuferinnen und Läufer haben bereits zugesagt, dass sie für Schalit laufen werden. Sie kommen aus Frankreich, der Schweiz, Israel, den USA und Deutschland. Jeder aus Segals Laufgruppe soll einen Sticker erhalten, den er neben seiner Startnummer anstecken kann und der ihn als Unterstützer ausweist.
Segal sagt, dass er seinen Lauf nicht als eine politische Demonstration versteht, »sondern als einen läuferischen Einsatz für Menschenrechte«. Er möchte die Läufer und die Zuschauer auf den Straßen Berlins aufmerksam machen. Darauf, »dass es einen Gefangenen aus Israel gibt, von denen seine Eltern seit drei Jahren nicht wissen, ob er überhaupt noch lebt«, so Segal. (www.run4me.com)
Er möchte den Lauf unter vier Stunden schaffen. Aber so wichtig ist ihm das gar nicht. Torsten Haselbauer

Sydney

Jewish organizations decry the »scourge« of antisemitism

This time the focus is on Australia. It is hosting a conference of the international Jewish initiative »J7.« The group is presenting figures on Jew-hatred on the continent – and speaks of historic highs.

von Leticia Witte  03.12.2025

Kino

Blick auf die Denkerin

50 Jahre nach Hannah Arendts Tod beleuchtet eine Doku das Leben der Philosophin

von Jens Balkenborg  02.12.2025

Thüringen

Verfassungsschutz-Chef schätzt AfD-Jugend als rechtsextrem ein

Die Mitglieder der »Generation Deutschland« würden in ihren ersten Auftritten »weder eine Mäßigung noch eine Distanzierung oder gar Wandlung« zeigen, so Kramer

 02.12.2025

Tel Aviv-Jaffa

Shimon-Peres-Preis wird erstmals in Israel verliehen

60 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Deutschland und Israel sind der Anlass: Zum ersten Mal wird der Shimon-Peres-Preis für gemeinsame demokratische Vorhaben in Israel feierlich übergeben

von Alexander Riedel  01.12.2025

TV-Kritik

Viel Krawall und wenig Erkenntnis: Jan Fleischhauer moderiert im ZDF den Kurzzeitknast der Meinungen

Mit »Keine Talkshow - Eingesperrt mit Jan Fleischhauer« setzt das ZDF auf Clash-TV: ein klaustrophobisches Studio, schnelle Schnitte, Big-Brother-Momente und kontroverse Gäste - viel Krawall, wenig Erkenntnis

von Steffen Grimberg  24.11.2025

Teilnehmer des Mitzvah Day 2016 in Berlin

Tikkun Olam

»Ein Licht für die Welt«

Der Mitzvah Day 2025 brachte bundesweit Gemeinden, Gruppen und Freiwillige zu mehr als 150 Projekten zusammen

 23.11.2025

Hebraica

»Was für ein Buchschatz!«

Stefan Wimmer über die Münchner Handschrift des Babylonischen Talmuds als UNESCO-Weltkulturerbe

von Ayala Goldmann  23.11.2025

TV-Tipp

Oliver Masucci brilliert in dem Mehrteiler »Herrhausen - Der Herr des Geldes«

Biografischer Mehrteiler über Bankier Alfred Herrhausen

von Jan Lehr  17.11.2025

Amsterdam

Chanukka-Konzert im Concertgebouw kann doch stattfinden

Der israelische Kantor Shai Abramson kann doch am 14. Dezember im Amsterdamer Konzerthaus auftreten - allerdings nur bei zusätzlich anberaumten Konzerten für geladene Gäste

 13.11.2025