Meinung

Die Qual der Nicht-Wahl

Warum unsere Redakteurin Ayala Goldmann die Wahl zum Parlament der Jüdischen Gemeinde zu Berlin boykottiert

von Ayala Goldmann  25.08.2023 17:25 Uhr

In der Kritik: Gideon Joffe, Vorstandsvorsitzender der Jüdischen Gemeinde zu Berlin Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Warum unsere Redakteurin Ayala Goldmann die Wahl zum Parlament der Jüdischen Gemeinde zu Berlin boykottiert

von Ayala Goldmann  25.08.2023 17:25 Uhr

Es ist nicht zu fassen: Die Jüdische Gemeinde zu Berlin besteht darauf, eine reine Briefwahl zum Gemeindeparlament abzuhalten, obwohl das unabhängige Gericht beim Zentralrat der Juden in Deutschland sie untersagt.

Dass diese Wahl, gelinde gesagt, seltsam anmutet, ist auch an den per Post verschickten Unterlagen abzulesen. Einige der Kandidatinnen und Kandidaten der Liste »Koach« des langjährigen Gemeindechefs Gideon Joffe sind über 70 Jahre alt. Dabei gibt es laut neuer Wahlordnung eine Altersgrenze – allerdings nicht für Kandidaten, die bereits Mitglied der Repräsentantenversammlung und/oder des Vorstands sind, sondern nur für jene Kandidaten, die dort (noch) nicht sitzen!

ausschluss Zu Recht moniert das Gericht, der Ausschluss bestimmter Personen verstoße gegen das Willkürverbot des Grundgesetzes und sei auch mit jüdischem Recht unvereinbar. Überdies sei bei ausschließlicher Briefwahl die Öffentlichkeit der Wahl und damit eine freie, unabhängige und persönliche Ausübung des Stimmrechts nicht sichergestellt.

Selbstverständlich boykottiere ich diese Wahl, von der sich das Oppositionsbündnis »Tikkun« aus Protest zurückgezogen hat.

Selbstverständlich boykottiere ich diese Wahl, von der sich das Oppositionsbündnis »Tikkun« aus Protest zurückgezogen hat. Auf der Website der Gemeinde war zuletzt zu lesen, man gehe juristisch gegen einzelne Mitglieder vor. »Medienrechtliche Verfahren« seien eingeleitet, es würden »Strafanzeigen im Umfeld des Wahlbündnisses« geprüft.

Und das im jüdischen »Reuemonat« Elul, der gerade begonnen hat, kurz vor den Hohen Feiertagen! Ich bin sicher, auch bei Koach gibt es Repräsentanten, die sich in dieser Situation nicht wohlfühlen – gerade diejenigen, die viel für die Gemeinde getan haben. Ich appelliere an sie und an Gideon Joffe: Sagen Sie diesen Urnengang ohne Urne ab! Reden Sie mit der Opposition statt mit Anwälten! Und lassen Sie nicht zu, dass sich immer mehr Mitglieder fragen, was sie von der Jüdischen Gemeinde zu Berlin überhaupt noch erwarten können – außer eine Grabstätte auf einem jüdischen Friedhof.

goldmann@juedische-allgemeine.de

Gesundheit

Rohmilch für Schwangere? Ein Faktencheck

In sozialen Netzwerken verbreitet sich ein Trend: Schwangere werden dazu aufgefordert, für die Gesundheit ihres Kindes unbehandelte Milch zu trinken. Was sagen Experten dazu?

 17.05.2024

Jerusalem

Yad-Vashem-Auszeichnung für Kai Diekmann

Dani Dayan lobte Diekmanns unermüdlichen Einsatz für das Gedenken an den Holocaust und die Mission von Yad Vashem

 15.05.2024

Fußball

Bewegende Begegnungen

Tobias Kaufmann, Direktor Kommunikation der Deutschen Fußball Liga (DFL), reiste mit verschiedenen Fußballvereinen nach Israel. Hier schildert er seine Eindrücke

von Tobias Kaufmann  14.05.2024

Eurovision Song Contest

Nacht in Malmö blieb friedlich

Allerdings gab es mehrere Festnahmen, darunter auch Greta Thunberg

 12.05.2024

Meinung

Die antisemitischen Proteste an der FU Berlin und die Reaktionen von zahlreichen Professoren erinnern an die dunkelste Zeiten der deutschen Geschichte

Dass mehr als 300 Lehrende sich hinter Demonstranten stellen, die antisemitische Schlachtrufe skandieren, Terror verherrlichen und zur Gewalt gegen Juden aufrufen, ist ein Dammbruch

von Philipp Peyman Engel  10.05.2024

London

Sunak kritisiert antiisraelische Proteste beim ESC in Malmö

Einige Szenen am Rande der Demonstrationen seien ungeheuerlich, sagt eine Sprecherin

 10.05.2024

Berlin

Kritik an Unterstützung von anti-israelischen Protesten an Unis

Gegen eine Solidaritätserklärung von Dozenten gibt es nun scharfen Widerspruch

 10.05.2024

Hamburg

Nouripour fordert Verbot von Islamisten-Demo am Samstag

Die Gruppe Muslim Interaktiv hat einen weiteren Protest angekündigt

 08.05.2024

Würselen

Lehrer trägt Hemd mit Hitler-Bild in der Schule - Suspendierung

Der Mann darf die Schule bis auf weiteres nicht mehr betreten

 08.05.2024