Ingrid Betancourt

Die Profis

von Wladimir Struminksi

»Israel indirekt beteiligt.« »Israelische Handschrift klar zu erkennen.« »Im Stil von Entebbe.« So und ähnlich haben internationale Medien die Befreiung der kolumbianischen Politikerin Ingrid Betancourt aus der Geiselhaft der Rebellenbewegung FARC kommentiert. Die »israelische Handschrift« wurde an der ausgeklügelten Täuschungsoperation der Befreier abgelesen: Die Soldaten gaben sich als FARC-Angehörige und -Sympathisanten aus, landeten in übermalten Hubschraubern direkt am Lager der Entführer und konnten diese überwältigen. Das erinnert in der Tat an die Befreiung jüdischer Geiseln im ugandischen Entebbe 1976. Damals rollte ein israelischer Vortrupp in einem nachgebauten Dienstwagen des Diktators Idi Amin an salutierenden Wachen vorbei.
Wie es jetzt heißt, seien kolumbianische Einheiten von der israelischen Sicherheitsfirma Global CTS unter der Leitung vom Generalmajor der Reserve Israel Siw in der Operationsplanung und der Erschließung nachrichtendienstlicher Quellen ausgebildet worden. Die Firma gibt es in der Tat, und CTS-Generaldirektor Siw ist ein für die Beraterrolle bestens geeigneter Mann. Der 51-Jährige hat bis vor Kurzem als Befehlshaber der Operationsabteilung des israelischen Generalstabes gedient – auch wenn CTS zu den Berichten über eine wie immer geartete Rolle bei Betancourts Befreiung auf Nachfrage der Jüdischen Allgemeinen keine Stellungnahme abgeben wollte.
Was niemand bestreitet: Der Verkauf von Sicherheitsdienstleistungen ist in Israel eine blühende Exportbranche. Das offizielle Exportinstitut listet unter der Rubrik »Sicherheit: Beratung, Ausbildung und Dienstleistungen« gleich 40 Firmen auf, die sich auf ausländische Kunden spezialisieren und klangvolle Namen wie International Security Academy, ICTS Global Security oder International Security and Defence Systems tragen. An Nachwuchskräften mangelt es nicht. Jahr für Jahr beenden hochkarätige Spezialisten ihre Mitarbeit bei der Armee, dem Mossad oder dem Inlandssicherheitsdienst Schabak. Ein Teil von ihnen wendet sich dem lukrativen Auslandsgeschäft zu. Zu den Kunden gehören private Konzerne ebenso wie Regierungen und Streitkräfte anderer Staaten, vor allem in Entwicklungsländern. Die meisten Geschäfte gehen diskret über die Bühne, doch deckte die israelische Zeitung Yedioth Ahronoth nach dem letzten Irakkrieg etwa auf, dass israelische Berater kurdischen Einheiten im Nordirak »Entwicklungshilfe« geleistet hatten.
Die Behörden behalten den boomenden Markt im Auge. Nach der »Verordnung zur Kontrolle von Waren und Dienstleistungen, Sicherheitsausrüstungen und Sicherheits-Know-how« dürfen die Experten mit ausländischen Kunden ohne eine Genehmigung des Verteidigungsministeriums nicht einmal verhandeln, geschweige denn Geschäfte machen. Damit will die Regierung sicherstellen, dass die Berater keinen außenpolitischen Schaden anrichten.
Wie schnell das geht, zeigte sich vor einigen Jahren – in Kolumbien. Dort soll die Firma Chod Hachanit unter der Leitung von Ex-Oberstleutnant Jair Klein ihre Dienste kolumbianischen Drogenbaronen angeboten haben. Dafür wurde Klein in dem südamerikanischen Land in Abwesenheit zu zehn Jahren Haft verurteilt und wartet heute in russischer Haft auf eine Auslieferung an die kolumbianische Justiz. In Bogota löste die Affäre erheblichen Ärger aus. Wenn die Berichte über israelische Hilfe bei der Befreiung von Betancourt zutreffen, dürften die Wogen inzwischen geglättet sein.

Krieg

Jerusalem warnt Menschen im Iran vor möglichen neuen Angriffen

In bestimmten Gebieten des Irans stehen offensichtlich neue Angriffe bevor. Israels Militär ruft die iranische Bevölkerung zur Evakuierung auf

 15.06.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 12. Juni bis zum 18. Juni

 11.06.2025

Tel Aviv/Gaza

Israel will Ankunft von Thunbergs Schiff in Gaza verhindern

Das Schiff des Bündnisses Freedom Flotilla Coalition ist unterwegs nach Gaza. Nach Angaben der Aktivisten nähern sie sich immer mehr dem Gebiet - Israel droht ihnen nun

 08.06.2025

Petition

Deutsche Prominente werfen Israel Völkermord vor

Die Unterzeichner verlangen eine Aussetzung von Rüstungsexporten

 05.06.2025

Bundestag

Wegen »Palestine«-Shirt: Linken-Abgeordnete des Plenarsaals verwiesen

Mit der politischen Botschaft auf ihrer Kleidung hatte Cansin Köktürk offenbar gegen die Regeln des Hauses verstoßen. Die Bundestagspräsidentin zog die Konsequenz

 04.06.2025

Medien

Presseschau zur Debatte um Deborah Feldmans »Weltbühne«-Artikel

In dem Blatt des umstrittenen Verlegers Holger Friedrich zieht die Autorin die Jüdischkeit des Chefredakteurs der Jüdischen Allgemeinen in Zweifel. In Zeitungskommentaren wird nun vernichtende Kritik an ihrem Text geübt

 26.05.2025

Israel

Geisel-Angehörige fordern Ende des »Albtraums«

Seit bald 600 Tagen hält die Hamas noch 58 lebende und tote israelische Geiseln im Gazastreifen fest. Israelis demonstrieren vehement für ihre Freilassung und fordern ein Ende des Krieges

 24.05.2025

Nachrichten

Strände, Soldat, Flüge

Kurzmeldungen aus Israel

von Sabine Brandes  21.05.2025

Sachsen-Anhalt

Sachsen-Anhalt: Verfassungsschutz sieht Demokratie bedroht

Im Osten ist die AfD besonders stark. Allerdings etablieren sich auch andere rechtsextremistische Bestrebungen

von Christopher Kissmann  19.05.2025