Leipzig

Die Mühen des Gedenkens

von Linda Polenz

Jedes Jahr am 27. Januar wird überall in Deutschland der Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft gedacht. Auch in Leipzig. Doch wie groß die Zahl der politischen, rassischen, religiösen und aus anderen Gründen Verfolgten in der Stadt tatsächlich ist, ist kaum zu erfassen. Auch nicht die der jüdischen. Seit einem Jahr setzt sich regelmäßig eine Gruppe Leipziger Bürger und Vertreter von Organisationen zusammen, um ein Gedenkbuch zu erstellen, damit die Opfer nicht vergessen werden.
»Mittlerweile haben wir die Namen von etwa 1.500 Menschen zusammengetragen«, sagt Projektleiter Günter Schmidt, der hauptamtlich in der Abteilung Friedhöfe des Leipziger Grünflächenamtes arbeitet. Es sind darunter, anders als in bereits vorhandenen Gedenkbüchern anderer Städte, auch Sinti und Roma sowie Zeugen Jehovas, Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter, Homosexuelle, Euthanasieopfer und hingerichtete Wehrmachtsoldaten. Nicht jedoch Juden. Noch nicht. »Wir sind gerade dabei, das einzuarbeiten«, erklärt Schmidt. Allerdings gibt es ein Problem. Nicht etwa, dass es der Projektgruppe an Material fehle, so Schmidt. »Uns fehlt einfach das Personal, um ständig an dem Buch zu arbeiten.«
Alle, die am Entstehen des Leipziger Gedenkbuches mitwirken, tun es ehrenamtlich. So auch Claudia Krenn. Die 57-Jährige vertritt die Israelitische Religionsgemeinde Leipzig in der Arbeitsgruppe. »Die vorhandenen Daten aufzubereiten, wäre eigentlich ein Vollzeitjob für jemanden«, sagt Krenn angesichts der vielen Arbeit.
Systematisch werde es vorwärtsgehen, meint Schmidt. »Aber ein Ende ist nicht abzusehen. Ich kann nicht sagen, ob es noch ein Jahr, fünf oder zehn Jahre dauern wird.«
Bereits im Jahr 2000 beschloss der Leipziger Stadtrat, ein »Gedenkbuch für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft 1933 bis 1945« zu erstellen. Die damalige Umsetzung scheiterte an Kompetenzfragen. Fünf Jahre später, im Mai 2005, nahm sich die Friedhofsabteilung des Grünflächenamts der Aufgabe an. In Eigeninitiative und ehrenamtlich.
Vor einiger Zeit seien bei einem Verein Fördermittel für das Projekt beantragt worden, sagt Schmidt. Es handele sich um 100.000 Euro, die zu einem Teil für das Gedenkbuch verwendet werden könnten. »Damit würden wir beispielsweise eine ABM-Kraft bezahlen, die dafür da ist, die Opfernamen in eine Datenbank einzutragen«, so Schmidt.
Mehr als 2.000 Namen ehemaliger Leipziger Juden liegen inzwischen zur Einarbeitung bereit. Eines Tages sollen in dem Buch mindestens 6.000 Eintragungen zu finden sein, sagt Schmidt. »Doch bis dahin ist es noch ein steiniger Weg.«

Wer Hinweise auf Opfer aus seinem Verwandten- und Bekanntenkreis geben kann oder bereits selbst recherchiert hat, nehme bitte mit Günter Schmidt Kontakt auf: Telefon 0341/ 862 92 01, Fax 0341/ 878 15 35, E-Mail: guenter.schmidt@leipzig.de

Terror

Hamas übergibt erneut Leichen an Rotes Kreuz

Die Hamas hat dem Roten Kreuz erneut Leichen übergeben. Ob es sich bei den sterblichen Überresten in drei Särgen wirklich um Geiseln handelt, soll nun ein forensisches Institut klären

 02.11.2025

Augsburg

Josef Schuster und Markus Söder bei Jubiläumsfeier von jüdischem Museum

Eines der ältesten jüdischen Museen in Deutschland feiert in diesem Jahr 40-jähriges Bestehen. Das Jüdische Museum Augsburg Schwaben erinnert mit einer Ausstellung an frühere Projekte und künftige Vorhaben

 29.10.2025

Interview

»Wir sind für alle Soldaten da«

Shlomo Afanasev ist Brandenburgs erster orthodoxer Militärrabbiner. Am Dienstag wurde er offiziell ordiniert

von Helmut Kuhn  29.10.2025

Bayern

Charlotte Knobloch kritisiert Preisverleihung an Imam

Die Thomas-Dehler-Stiftung will den Imam Benjamin Idriz auszeichnen. Dagegen regt sich nicht nur Widerstand aus der FDP. Auch die 93-jährige Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Münchens schaltet sich nun ein

von Michael Thaidigsmann  29.10.2025

Jerusalem

Karin Prien in Yad Vashem: »Jedes Mal für mich erschütternd«

Bei ihrer Israel-Reise erinnert die Bildungsministerin an die Millionen Opfer des Holocaust. Der Moment berührt die CDU-Politikerin auch aus einem persönlichen Grund

von Julia Kilian  28.10.2025

Bildungsministerin

Karin Prien reist nach Israel

Die CDU-Ministerin mit jüdischen Wurzeln will an diesem Sonntag nach Israel aufbrechen. Geplant sind Treffen mit dem israelischen Bildungs- und Außenminister

 26.10.2025

München

Paul Lendvai: »Freiheit ist ein Luxusgut«

Mit 96 Jahren blickt der Holocaust-Überlebende auf ein Jahrhundert zwischen Gewalt und Hoffnung zurück. Besorgt zeigt er sich über die Bequemlichkeit der Gegenwart - denn der Kampf »gegen das Böse und Dumme« höre niemals auf

 21.10.2025

Abkommen

»Trump meinte, die Israelis geraten etwas außer Kontrolle«

Die Vermittler Steve Witkoff und Jared Kushner geben im Interview mit »60 Minutes« spannende Einblicke hinter die Kulissen der Diplomatie

von Sabine Brandes  20.10.2025

Washington

Trump droht Hamas mit dem Tod

Die palästinensische Terrororganisation will ihre Herrschaft über Gaza fortsetzen. Nun redet der US-Präsident Klartext

von Anna Ringle  16.10.2025