Erich Wolfgang Korngold

Das vergessene Wunderkind

von Roland Mörchen

Es war eine bittere Heimkehr. Als gefeierter Mann hatte Erich Wolfgang Korngold 1938 seine österreichische Heimat verlassen. Rund ein Jahrzehnt später stellte der Komponist, der in Amerika für seine Filmmusiken zwei Oscars gewonnen hatte, bei seiner Rückkehr entsetzt fest, dass er in der Heimat vergessen worden war.
Dabei hatte alles so vielversprechend begonnen. Korngold, am 29. Mai 1897 in Brünn geboren, galt als Wunderkind. Erst elfjährig schrieb er die Pantomime »Der Schneemann«, die in der Wiener Hofoper mit Erfolg zur Aufführung kam. 1916 war der Jungkomponist mit seinen Einaktern »Der Ring des Polykrates« und »Violanta« schon ein fester Begriff in der Musikwelt, vier Jahre später befand er sich auf dem Gipfel des Ruhms. Seine Oper »Die tote Stadt« ging um die Welt. Korngold zählte gerade einmal dreiundzwanzig Lenze.
Neider behaupteten, dass er ohne seinen mächtigen Vater kaum einen Fuß in die Tür bekommen hätte. Julius Korngold, prominenter Musikkritiker der führenden Wiener Tageszeitung »Neue Freie Presse«, hatte dem Sohn tatsächlich den Weg geebnet. Doch Korngold senior war in seinem Vaterstolz keineswegs verblendet. Sein Erich Wolfgang besaß tatsächlich enormes Talent.
1934 folgte der Komponist einem Ruf von Max Reinhardt, in Hollywood die Musik zu dessen Film »Ein Sommernachtstraum« zu arrangieren. Vier Jahre später kam er wieder und blieb endgültig, weil er als jüdischer Künstler von den Nationalsozialisten nur den Tod zu erwarten hatte. Er schrieb glanzvolle Kompositionen zu Abenteuerfilmen wie »Captain Blood«, »The Adventures of Robin Hood« und »The Sea Hawk«. Wirklich heimisch fühlte sich Korngold jenseits des Ozeans jedoch nicht. Zu sehr war er im alten Europa verwurzelt, »überwinterte« nur im warmen Kalifornien. Doch das Klima bei seiner Heimkehr war frostig. Zwölftonmusik und Avantgarde gaben inzwischen in der europäischen Musikszene den Ton an. Wer wie Korngold im Wohlklang schwelgte, galt als reaktionär. Zudem war er vielen kein Begriff mehr, nachdem seine Werke unter den Nazis verboten gewesen waren. Enttäuscht ging Korngold zurück in die USA. Er starb vor 50 Jahren, am 29. November 1957 in Hollywood.
Seit einigen Jahren entdeckt man Erich Wolfgang Korngold wieder. Er gilt jetzt als einer der letzten großen Spätromantiker. Seine Oper »Die tote Stadt« erscheint wieder häufiger auf Theaterspielplänen, auch seine Konzerte für Violine und Violoncello stehen wieder auf dem Programm. 50 Jahre nach seinem Tod ist der Komponist nun doch heimgekehrt.

Gastbeiträge

Eine besondere Beziehung

Der 12. Mai 1965 markiert den Beginn des offiziellen deutsch-israelischen Verhältnisses. Was bedeutet die Verbindung zwischen Bundesrepublik und Israel, heute und vor 60 Jahren? Antworten deutscher Spitzenpolitiker

 07.05.2025

Eurovision Song Contest

Israelische Sängerin Yuval Raphael wird von der Schweiz nicht extra geschützt

Die Basler Sicherheitsbehörden wissen um die angespannte Lage, das Sicherheitsrisiko in der Schweiz ist hoch

von Nicole Dreyfus  06.05.2025

Berlin

Auswärtiges Amt gegen dauerhafte Besatzung des Gazastreifens

Das Auswärtige Amt in Berlin reagiert besorgt und kritisiert abermals Israel. Gaza gehöre den Palästinensern. Die weiterhin von der Hamas gehaltenen Geiseln kommen in der Erklärung offenbar nicht vor

 06.05.2025 Aktualisiert

Berlin

Sarah Wedl-Wilson neue Berliner Kultursenatorin

Die parteilose 56-Jährige übernimmt das Amt von Joe Chialo (CDU), der am Freitag wegen der Sparpolitik des Berliner Senats zurückgetreten war

 05.05.2025

Berlin

AfD klagt gegen Einstufung des BfV

Die rechtsextremistische Partei will nicht als solche eingestuft sein. Die Klage ist keine Überraschung

 05.05.2025

Kulturkolumne

Als Phil mich fütterte

Her mit den 90 Prozent!

von Sophie Albers Ben Chamo  04.05.2025

Nahost

Huthi schießen erneut Raketen auf Israel ab

Zweimal heulten im Norden des Landes am Freitag die Sirenen. Im Kibbuz Mishmar Ha’emek verursachen Trümmerteile Schäden

 02.05.2025

Gedenkstätten

70 Länder auf neuem Gedenkstein in Neuengamme

Zum 80. Jahrestag des Kriegsendes und der Befreiung der Häftlinge wird das Gedenkzeichen am Sonntag eingeweiht

 02.05.2025

Hamburg

Zehn Monate auf Bewährung nach mutmaßlich antisemitischem Angriff

Die 27-Jährige hatte ein Mitglied der Deutsch-Israelischen Gesellschaft nach einer Vorlesung über antijüdische Gewalt attackiert

 28.04.2025