Geschichte

Das Schtetl am Bornplatz

Das Schtetl am Bornplatz

Zwei Bücher zur jüdischen Geschichte
Hamburgs

Eine »verschwundene Welt« nennen Ursula Wamser und Wilfried Weinke das Grindelviertel in Hamburg. Bis in die späten 30er Jahre war es Zentrum des jüdischen Lebens der Hansestadt. Schon einmal haben sich die Autoren mit diesem Stadtteil und seiner lange vergessenen Geschichte beschäftigt: 1986 beteiligten sie sich an einer Ausstellung zum Thema, 1991 legten sie ein erstes Buch vor. Nun kommt der Band noch einmal heraus.
Noch einmal? Nein, denn die Resonanz auf ihr Buch zeigte: Das jüdische Leben am Grindel ist alles andere als vergessen. Briefe aus aller Welt erreichten die beiden Herausgeber, Überlebende teilten ihre Erinnerungen mit, schickten Fotos, halfen mit, Unbekannte auf Bildern zu identifizieren.
So hat das »Schtetl am Bornplatz« die beiden Herausgeber 15 Jahre lang nicht losgelassen. Die zweite Auflage ihres Buches bringt wesentlich neue Aspekte; die Beiträge wurden überarbeitet und aktualisiert, viel bisher unbekanntes Bildmaterial kam hinzu. Besonders verdienstvoll sind die zahlreichen neuen Biographien: Vom Lebensbild des Pädagogen und Schriftstellers Jacob Löwenberg über Kurzbiographien von Fotografen wie Max Halberstadt oder Kurt Schallenberg zu den Schriftstellern Justin Steinfeld und Heinz Liepmann, vom Maler David Jacob Goldschmidt über den Grafiker Ivan Seligmann zur Tänzerin Erika Milee und zur Lehrerin Jeanette Baer liefert Eine verschwundene Welt nun auch vielfältige Impressionen aus der Kulturgeschichte des Grindelviertels, die so bislang noch nicht zusammengetragen wurden. Das Buch, das auch Beiträge von zwölf weiteren Autoren enthält, thematisiert in seinen Texten die immer schwieriger werdenden Lebensbedingungen im Grindelviertel und schließlich das Ende der jüdischen Gemeinde.
Noch tiefer leuchtet ein von Beate Meyer herausgegebener Band zur Verfolgung und Ermordung von fast 10.000 Hamburger Juden die Verhaftungen, Deportationen und Morde aus. Auf einen detaillierten Abriß der Ereignisse folgen Erfah- rungsberichte Betroffener, teils unmittelbar, teils aus der Rückschau geschrieben. Beide Abschnitte verbinden sich zu einem bewegenden Gesamtbild.
Eine wichtige Rolle spielen in beiden Büchern die Stolpersteine des Kölner Künstlers Gunther Demnig. Wamser und Weinke legen eine Karte mit allen bis März verlegten Steinen bei. Beate Meyer beschreibt einen Rundgang entlang der Steine, in dem biografische Fakten der jeweils gewürdigten Person dokumentiert sind. Kay Dohnke

Ursula Wamser/Wilfried Weinke: Eine verschwundene Welt. Jüdisches Leben am Grindel. zu Klampen Verlag. 360 S., 34 Euro.
Beate Meyer (Hg.), Die Verfolgung und Ermordung der Hamburger Juden 1933-1945. Geschichte, Zeugnis, Erinnerung. Wallstein Verlag, 232 S., 19 Euro.

Hamburg

Zehn Monate auf Bewährung nach mutmaßlich antisemitischem Angriff

Die 27-Jährige hatte ein Mitglied der Deutsch-Israelischen Gesellschaft nach einer Vorlesung über antijüdische Gewalt attackiert

 28.04.2025

Fernsehen

Mit KI besser ermitteln?

Künstliche Intelligenz tut in Sekundenschnelle, wofür wir Menschen Stunden und Tage brauchen. Auch Ermittlungsarbeit bei der Polizei kann die KI. Aber will man das?

von Christiane Bosch  21.04.2025

Reaktionen

Europäische Rabbiner: Papst Franziskus engagierte sich für Frieden in der Welt

Rabbiner Pinchas Goldschmidt, der Präsident der Konferenz Europäischer Rabbiner, würdigt das verstorbene Oberhaupt der katholischen Kirche

 21.04.2025

Berlin

Weitere Zeugenvernehmungen im Prozess gegen Angreifer auf Lahav Shapira

Der Prozess gegen Mustafa A. am Amtsgericht Tiergarten geht weiter. Noch ist unklar, ob am heutigen Donnerstag das Urteil bereits gefällt wird

 17.04.2025

Indischer Ozean

Malediven will Israelis die Einreise verbieten

Es ist nicht die erste Ankündigung dieser Art: Urlauber aus Israel sollen das Urlaubsparadies nicht mehr besuchen dürfen. Das muslimische Land will damit Solidarität mit den Palästinensern zeigen.

 16.04.2025

Essen

Was gehört auf den Sederteller?

Sechs Dinge, die am Pessachabend auf dem Tisch nicht fehlen dürfen

 11.04.2025

Spenden

Mazze als Mizwa

Mitarbeiter vom Zentralratsprojekt »Mitzvah Day« übergaben Gesäuertes an die Berliner Tafel

von Katrin Richter  10.04.2025

Jerusalem

Oberstes Gericht berät über Entlassung des Schin-Bet-Chefs

Die Entlassung von Ronen Bar löste Massenproteste in Israel aus. Ministerpräsident Netanjahu sprach von einem »Mangel an Vertrauen«

 08.04.2025

Würdigung

Steinmeier gratuliert Ex-Botschafter Primor zum 90. Geburtstag

Er wurde vielfach ausgezeichnet und für seine Verdienste geehrt. Zu seinem 90. Geburtstag würdigt Bundespräsident Steinmeier Israels früheren Botschafter Avi Primor - und nennt ihn einen Vorreiter

von Birgit Wilke  07.04.2025