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Das Iran-Konto

Einer Bank kann man nicht verübeln, dass sie in der ganzen Welt betuchte Kunden umwirbt. So macht es auch das Kölner Bankhaus Sal. Oppenheim, das seit 220 Jahren ein sicherer Hort für Vermögen aller Art ist. Scheichs waren darunter, regierende und nicht mehr regierende Herrscherfamilien aus entlegenen Ecken der Welt sowie Unternehmer, denen der Londoner Finanzstandort zu riskant und der Schweizer Bankplatz zu verpönt war. Manchmal sah etwas nach Schwarzgeld aus, das man in einen vermeintlich sicheren Hafen bugsieren wollte. Also fiel die Wahl nicht selten auf Oppenheim, aber nicht auf das private Bankhaus in Köln mit seiner edlen und fast schon skurrilen Miniaturschalterhalle, sondern auf die BHF-Bank in Frankfurt/Main, die für internationale institutionelle Kunden, also große Fonds, zuständig ist und auch zu Oppenheim gehört.

sechs milliarden Ein BHF-Kunde, so wurde jetzt bekannt, ist auch der Iran, genauer: Iranische Staatsfonds und die iranische Zentralbank haben ihr Geld dem kleinen Oppenheim-Imperium anvertraut. Das wird jetzt zum Problem für die Deutsche Bank, die Oppenheim übernehmen will. Geld aus dem Iran ist anrüchig – schließlich wird damit auch das iranische Atomprogramm bezahlt. Die Deutsche Bank will sich aber nicht als Finanzier von als Wiederaufbereitungsanlagen oder Kernkraftwerke getarnten Fabriken von Atomsprengköpfen des Mahmud Ahmadine- dschad hervortun.
Die EU beschloss bereits im August vergangenen Jahres Sanktionen gegen Iran. Dabei geht es nicht nur um Handelsbeschränkungen, sondern auch um Bankgeschäfte. Wer mit Krediten, Garantien und Versicherungen für Iran-Geschäfte handelt, wird von den europäischen Kontrollbehörden registriert und muss sich einer genauen Prüfung unterziehen.
In seiner Geschichte hat das Privatbankhaus Oppenheim so manches diskrete Geschäft abgewickelt. Dass es gleich sechs Milliarden Euro sind, die im Wesentlichen von der Teheraner Staatsbank auf die iranischen Konten der BHF-Bank geflossen sind, macht die Sache sehr happig. Irans Gelder bei Oppenheim wären vermutlich nie aufgefallen, wäre nicht die Karstadt-Pleite dazwischengekommen. Die Oppenheim-Bank verspekulierte sich mitsamt ihrer BHF-Bank bei einem heiklen Investment für Arcandor, zu dem Karstadt und Quelle gehörten. Jetzt wird das Handelshaus von einem Insolvenzverwalter regiert. Und Oppenheim suchte mitsamt seiner BHF-Bank sehr schnell einen flüssigen Investor wie die Deutsche Bank. Deren Prüfer nahmen sich die Geschäfte bei Oppenheim sehr penibel vor. Die Rechnung ging für Oppenheim bei Karstadt und Quelle, zum ersten Mal seit 220 Geschäftsjahren, nicht auf. Nun muss man seine Kundenbeziehungen offenlegen, weil sonst kein Oppenheim-Investor einspringt. Und das Bankhaus spürt, dass Finanzrisiken nicht immer auf den letzten Cent zu berechnen sind. Es gibt auch politische Risiken. Das Iran-Konto ist so eines.

krupps retter Das wissen nicht nur deutsche Banker, das wissen auch deutsche Industrielle, die politisch nichts Böses im Schilde führen. So war es Berthold Beitz, der als einstiger Krupp-Chef etwas kühn Anfang der 70er-Jahre den persischen Schah sogar als Teilhaber ins Haus Krupp holte. Das im Umgang mit Menschenrechten nicht gerade zimperliche Herrscherhaus war quasi der Retter für Krupp. 1979 kam ein streng gläubiger Khomeini-An-hänger mit internationaler Erfahrung und Finanzgespür als Nachfolgevertreter für den Staat Iran in den Auf- sichtsrat. Erst die USA zwangen Krupp, den Iran-Anteil von sieben Prozent auf unter drei Prozent zu drücken, sonst wäre kein Geschäft mehr in den USA möglich gewesen.
US-Druck Wenn europäische Banken nicht so schnell wie Krupp auf solche als Hinweis getarnten Anweisungen des US-Justizministeriums reagieren, sondern zum Beispiel Überweisungen iranischer Banken weiterleiten, können sich massive Probleme für sie ergeben. So ermittelt seit Jahresanfang die US-Justizbehörde wegen »illegaler Finanztransaktionen mit Iran, Sudan und Libyen« gegen zehn Banken in Europa, darunter auch gegen ein noch nicht genanntes deutsches Institut.
Wie es mit der BHF-Bank weitergeht, wird zurzeit von der Deutschen Bank sowie deutschen und amerikanischen Behörden gründlich geprüft. Es kann zu einem Einfrieren der Konten und zu einem Bußgeld bis zur Höhe der Konten kommen – also bis zu sechs Milliarden Euro. Wenn aber nichts gegen BHF vorliegt, ist auch eine Rücküberweisung des Kapitals an die iranische Zentralbank möglich. Dann wäre der Weg für die Übernahme von Oppenheim frei.

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