Zentralratspräsidentin

Blumen, Sekt und Torte

von Miryam Gümbel

Zehn Minuten vor 12 Uhr lief am Mittwoch vergangener Woche die Eilmeldung der Nachrichtenagentur dpa über den Ticker: »Charlotte Knobloch neue Präsidentin des Zentralrats der Juden«. In den Mittagsnachrichten erfuhren es dann viele Münchner aus dem Radio. Zum Beispiel die Unternehmerin Judith Epstein. Spontan schickte sie einen Blumenstrauß für die gerade gekürte Zentralratspräsidentin in die Kultusgemeinde. »Ich freue mich mit Charlotte Knobloch. Sie ist eine ganz großartige Frau. Ich kenne niemanden, der ein Durchsetzungsvermögen hat wie sie und gleichzeitig so warmherzig ist und die Details nicht vernachlässigt«, sagte Epstein. »Gemäß ihrem Leitmotiv ›Visionen werden Wirklichkeit‹ wird Charlotte Knobloch auch in diesem Amt sicherlich vieles bewegen. Ihre Wahl setzt ein Zeichen für Aufbruch und Kontinuität.«
Judith Epsteins Blumenstrauß sollte nicht der einzige bleiben. Als die Präsidentin kurz vor 17 Uhr aus Frankfurt in ihre Gemeinde zurückkam, begegnete sie im Treppenhaus Rena Wandel-Höfer. Die Architektin des neuen Gemeindezentrums am Jakobsplatz brachte einen Strauß mit roséfarbenen Hortensien, dunkelroten Pfingstrosen und cremefarbenen Rosen. »Der Wahlausgang hat mich für Frau Knobloch ganz besonders gefreut. Ich schätze ihr Engagement und ihren Einsatz sehr. Sie ist ein Mensch, der die Sache in den Mittelpunkt stellt. Es geht bei ihr nicht um persönliche Bestätigung.«
Im Büro warteten bereits Mitarbeiter mit Blumen, Torte und Sekt. Für den Vorstand überbrachte Vizepräsident Marian Offman die Glückwünsche: »Das ist für unsere Gemeinde eine ganz große Ehre. Es war ein weiter Weg aus dem Hinterhof zum Jakobsplatz – und jetzt ist unsere Präsidentin zur Präsidentin des Zentralrats geworden!«
Der Hausmeister Anatoliy Druker brachte es auf einen einfachen Nenner: »Wir sind alle stolz auf Sie, Frau Knobloch!« Mit diesen Worten erhob er sein Glas auf die Präsidentin.
Die fragenden Blicke der Mitarbeiter beantwortete Charlotte Knobloch mit einem eindeutigen »Es bleibt alles beim Alten!« Zumindest, was ihre Aufgaben in München betrifft. Das betonte sie auch bei der anschließenden Pressekonferenz im Gemeindesaal. »Ich liebe München, meine Heimatstadt, meine Gemeindemitglieder. Sie würden es nicht verstehen, wenn ich sie verlassen würde. Und das tue ich nicht.«
Daß sie in München für die Unterstützung des Oberbürgermeisters dankbar ist, betonte Charlotte Knobloch, als Christian Ude als weiterer Gratulant erschien. Dies gelte nicht nur für das Gemeindezentrum, sondern auch für den Einsatz gegen Rechtsextremismus und Neonazis. Die neue Zentralratspräsidentin bat Ude, der auch Präsident des Deutschen Städtetages ist, sofort um bundesweite Unterstützung.
»Die Erfüllung eines Lebenstraums«, war in den Zeitungen zu lesen. Das sei es nicht gewesen, meinte Charlotte Knobloch nachdenklich, aber vielleicht die Krönung der Laufbahn. »Ich habe mich gefreut, daß mir der Zentralrat die Ehre gegeben hat. Aber es gibt ein Pro und ein Contra.«
»Ich glaube, daß sie mit dem Einsatz im neuen Amt ein Riesenopfer bringt, und daß sie das auch für unsere Gemeinde tut«, sagte Vizepräsident Yehoshua Chmiel. »Charlotte Knobloch stellt ihr Privatleben ganz hinten an für die jüdische Sache. Daß sie bereit ist, dies zu tun, das ist keine Selbstverständlichkeit!«
Helene Habermann, Charlotte Knoblochs Freundin schon seit Jugendtagen, hofft, daß auch weiterhin Zeit für gemeinsame Stunden bleibt. Für Habermann war der Wahlausgang klar. »Charlotte ist erfahren, beliebt, sie hat Charme, sie wird es schaffen.«
Auch die Jugend, auf die Charlotte Knobloch als »unsere Zukunft« setzt, freut sich über den Wahlausgang. Die 17jährige Gymnasiastin Limor war froh, als sie die Nachricht hörte. »Frau Knobloch ist eine tolle Frau. Ich mag sie vor allem als Mensch sehr gerne. Sie ist eine gute Frau, einfach sympathisch. Sie wird das Judentum in Deutschland gut repräsentieren.«

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Katrin Richter  05.02.2025

USA/Israel

Trump empfängt Netanjahu im Weißen Haus

Als erster ausländischer Staatsgast in Trumps zweiter Amtszeit kommt der israelische Regierungschef nach Washington. In dem Republikaner hat der israelische Besucher einen wohlwollenden Unterstützer gefunden

 04.02.2025

Düsseldorf

Igor Levit: Bin noch nicht fertig mit diesem Land

Am Klavier ist er ein Ausnahmekönner, in politischen Debatten meldet er sich immer wieder zu Wort. 2020 erhielt der jüdische Künstler das Bundesverdienstkreuz - das er nun nach eigenen Worten fast zurückgegeben hätte

 03.02.2025

Berlin

Kreise: Union will Gesetz doch zur Abstimmung stellen

Hinter verschlossenen Türen wurde in den Unionsparteien viel über das »Zustrombegrenzungsgesetz« gesprochen. Nun gibt es laut Teilnehmern eine Entscheidung

 31.01.2025

Kommentar

Der stumme Schrei der Arbel Yehoud

Die Israelin wurde am Donnerstag von den Hamas-Terroristen endlich freigelassen. Die junge Frau muss unvorstellbare Qualen ausgestanden haben

von Nicole Dreyfus  31.01.2025

Kultur

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 30. Januar bis zum 5. Februar

 30.01.2025

Österreich

»Gegen Antisemitismus und Antizionismus aufstehen«

Der Bundeskanzler, dessen ÖVP Koalitionsgespräche mit der rechtsextremen FPÖ führt, sagt, weder Hass noch Ausgrenzung dürfe Platz geboten werden

 27.01.2025

Irland

Eklat mit Ansage beim Holocaust-Gedenken

Nach seinem Exkurs zum Gaza-Krieg bei der Gedenkfeier in Dublin hagelt es scharfe Kritik am irischen Staatspräsidenten

von Michael Thaidigsmann  27.01.2025

Berlin

Scholz zu Auschwitz-Gedenken: Müssen Erinnerung hochhalten

Am 80. Jahrestag der Befreiung des ehemaligen deutschen Vernichtungslagers wird der Opfer des NS-Terrors gedacht. Viele Zeitzeugen sind mittlerweile gestorben

 27.01.2025