Der Kaiser-Otto-Preis der Stadt Magdeburg geht erstmals an zwei Künstler. Am Mittwoch verlieh Oberbürgermeisterin Simone Borris (parteilos) den Preisträgern die undotierte Auszeichnung bei einem Festakt im Magdeburger Dom an die Geigerin Lisa Batiashvili und den Pianisten Igor Levit. Das Preiskomitee und die Kulturstiftung Kaiser Otto würdigen damit nach eigenen Angaben den langjährigen Einsatz der beiden international bekannten Künstler gegen Krieg und Antisemitismus.
»Mit Entschlossenheit und öffentlicher Präsenz stehen sie für unsere europäischen Werte«, sagte Borris in ihrer Rede: »Wer ihnen zuhört und zusieht, versteht, was es bedeutet, Europäerin und Europäer zu sein«, erklärte sie. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) lobte, beide Künstler übernähmen in besonderer Weise gesellschaftliche Verantwortung. Über ihr künstlerisches Wirken hinaus setzten sie sich für Demokratie ein.
Batiashvili wurde 1979 in der georgischen Hauptstadt Tiflis geboren und kam im Alter von elf Jahren nach Deutschland. Sie zählt den Angaben zufolge zu den bedeutendsten und gefragtesten Geigerinnen ihrer Generation. 2021 gründete sie die Lisa Batiashvili Foundation zur Förderung hochbegabter junger Musiker in ihrer Heimat Georgien. Die Violinistin hat sich zudem immer wieder gegen den russischen Angriffskrieg in der Ukraine positioniert, Benefizkonzerte organisiert und Spenden gesammelt, um ukrainische Musiker zu unterstützen.
Levit wurde 1987 im russischen Nischni Nowgorod geboren und kam 1995 als jüdischer Kontingentflüchtling nach Deutschland
Levit wurde 1987 im russischen Nischni Nowgorod geboren. Seit 1995 lebt er als jüdischer Kontingentflüchtling in Deutschland. Mit 13 Jahren begann er ein Studium am Institut zur Frühförderung musikalisch Hochbegabter an der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover. Seine Popularität nutzt er, um sich insbesondere auf der Internet-Plattform X gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus zu positionieren. Er setzt sich zudem gegen die Ausgrenzung von Flüchtlingen ein.
Der frühere luxemburgische Außenminister Jean Asselborn nutzte seine Festrede für ein Plädoyer zugunsten eines vereinten Europas, das er als Friedensprojekt bezeichnete. »Der Weg der EU ist vorgezeichnet und muss weitergeführt werden«, sagte Asselborn. Auch die Ukraine müsse ihren Platz in der EU haben. In seiner Laudatio sagte der Schauspieler Christian Berkel, Batiashvili sei eine leidenschaftliche Verfechterin von Demokratie und Menschenrechten. Igor Levit nannte er einen Künstler, der Trost, Hoffnung und Gemeinschaft spende. Er sei unbequem, wenn es sein müsse - aber fast immer respektvoll. Auch die französische Botschafterin für Menschenrechte, Isabelle Rome, würdigte die beiden Preisträger als Künstler, die Verantwortung übernehmen würden.
Der Kaiser-Otto-Preis wird an Personen oder Institutionen verliehen, die sich in hohem Maße für den fortschreitenden europäischen Einigungsprozess und demokratische Werte einsetzen. Bisherige Preisträger sind unter anderem Altbundespräsident Richard von Weizsäcker (1920-2015) und der rumänische Ex-Präsident Klaus Iohannis. Der Preis wurde in diesem Jahr im 20. Jahr seines Bestehens zum zehnten Mal verliehen. Erstmals konnten auch Bürger neben geladenen Gästen an dem Festakt im Dom teilnehmen.