Handballer

Aus dem Rückraum

von Eberhard Spohd

Die israelische Handball-Nationalmannschaft hat Hausaufgaben bekommen. Ende März verlor das Team in Aschaffenburg mit 24:36 klar gegen die frühere Weltmeistermannschaft von Heiner Brand. Nun müssen die Israelis nachsitzen und fleißig trainieren, damit sie am 20. Juni, wenn es in Rishon LeZion zum Rückspiel kommt, nicht wieder untergehen. Es geht schließlich um die Qualifikation zur Europameisterschaft in Österreich im nächsten Jahr.
Deutschlands Bundestrainer Heiner Brand beteuerte nach dem Hinspiel, er habe schon vorher gewusst, »dass es ein Kampf werden würde, genauso ist es dann auch gekommen«. Das ist wohl nur eine freundliche Geste gegenüber dem Gegner, denn dass Israel wohl nicht an der EM teilnehmen wird und Deutschland sehr wohl, gilt als ausgemacht.
Handball steht in Israel am Rande. Junge Menschen finden Fuß- und Basketball attraktiver, weil alle zuschauen und mitspielen, was wiederum dazu führt, dass mehr Menschen die Sportart ausüben. Dieser Entwicklung ist der Israelische Handballverband inzwischen entgegengetreten. In Schulen werden Probetrainings veranstaltet und landesweit Sichtungen durchgeführt, um Jugendliche mit dem Sport bekannt zu machen. Hinzu kommt ein jüngst von Nationaltrainer Gilad Maor gestartetes Dreijahresprogramm, mit dem Nachwuchsspieler gefördert werden. Langsam zeitigen diese Maßnahmen Wirkung.
Dass es um den Handball in Israel nicht mehr so schlecht steht, sieht man auch daran, dass zwei israelische Nationalspieler den Weg in die deutsche Bundesliga geschafft haben: Avishay Smoler und Chen Pomerenz spielen beide bei der HSG Wetzlar. Zwar kein Topteam der Liga, aber die Liga zählt immerhin, neben der spanischen, zur besten der Welt. Wobei der Rückraumspieler Pomerenz den Weg über die Schweiz genommen hat und stolz von sich behaupten kann, beim HC Kriens immerhin Torschützenkönig der dortigen Swiss Handball League geworden zu sein.
»Die Situation in Deutschland ist ganz anders als in Israel«, sagt Smoler, der als Rechtsaußen Stammspieler bei den Hessen ist, »dort haben wir vier- oder fünfmal die Woche trainiert. Und leben kann in Israel keiner vom Handball, außer vielleicht einige der wenigen ausländischen Spieler.« Und das, obwohl der 23-Jährige bei Hapoel Rishon LeZion gespielt hat, einem der beiden Topvereine. In der Bundesliga sei alles sehr viel professioneller, »außerdem kommen viel mehr Zuschauer zu Spielen«. Normalerweise besuchen überschaubare 300 bis 400 Anhänger die Spiele der ersten israelischen Liga. Nur wenn die zwei Topklubs Hapoel und Maccabi aufeinander treffen, die beide in Rishon LeZion beheimatet sind, dann sind schon mal 2.000 Fans in der Halle. »Das waren immer ziemlich coole Spiele«, sagt Smoler, »da glaubt man, dass in Rishon LeZion der Handball die Nummer eins ist.«
Hängen die wenig professionellen Strukturen auch mit dem langen Wehrdienst zusammen? Smoler widerspricht: »Es ist schon richtig, im Fußball und im Basketball wird jedes Jahr ein Kontingent von Spielern freigestellt.« Aber auch im Handball sei es üblich, erfolgreiche Spieler zu unterstützen: »Ich musste in der Armee kaum Dienst an der Waffe machen. Im Großen und Ganzen habe ich meinem Vorgesetzten Kaffee gekocht und geputzt, und nachmittags bin ich in den Kraftraum gegangen.« Smoler gehört mit Pomerenz und dem Stammlinksaußen der Nationalmannschaft, Gal Avraham, zu den großen Hoffnungen des is- raelischen Handballs. Auch wenn es am 20. Juni in Rishon LeZion wohl erneut wieder nicht zum Sieg gegen Deutschland reichen wird – der letzte und bislang einzige datiert aus dem Jahr 1976, als Heiner Brand selbst noch als Kreisläufer auf dem Feld stand –, stellt sich die Zukunft des israelischen Handballs doch ganz gut dar. Wenn die Hausaufgaben gemacht werden.

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