München

Angekommen in der Fremde

Mit einer Ausstellung gleich zwei Jubiläen abzudecken, ist durchaus ein Kunststück. Und das gelingt dem Jüdischen Museum München mit seiner neuen Dokumentation »Minchen ve’ Tel Aviv. Orte des Exils 02«. Denn es jährt sich nicht nur im April der 100. Geburtstag der »weißen Stadt«. Auch das Bauhaus, vor 90 Jahren in Dessau gegründet, spielt eine große Rolle. Das zeigt die eine Hälfte der Schau mit dem Fotoessay »Fragments of Style« des in Tel Aviv lebenden Yigal Gawze. Seit 1993 nimmt er subjektiv-ästhetisch die nach Palästina gebrachte und dort adaptierte Bauhaus-Architektur auf.
Parallel dazu werden Schicksale von vier Münchner Künstlerinnen und Künstlern dokumentiert, die nach Palästina flohen. Juliette Israël hat für die Ausstellungsarchitektur eine originelle, überzeugende Form gefunden. Wie Häuserzeilen, versehen mit den jeweiligen Straßennamen in Tel Aviv, sind begehbare Kabinen angeordnet. Sie enthalten Fotografien, Objekte, Bücher und Dokumente. Je eine für den Landschaftsmaler und Illustrator Ludwig Schwerin (1897-1983); für den Komponisten Paul Ben Haim, der als Paul Frankenburger 1897 in München zur Welt kam und 1984 in Tel Aviv starb; für die Tänzerin Rhea Clus (1888-1972), die 1914 Siegbert Feuchtwanger, den Cousin des Schriftstellers Lion Feuchtwanger, geheiratet hatte. Und für David Schneuer. Er arbeitete erfolgreich als Bühnenbildner und Plakatgestalter für die Kammerspiele, wurde 1933 ins KZ Dachau verschleppt und nach acht Wochen Haft freigelassen. Dann floh Schneuer via Prag nach Palästina. Seit den frühen 40er-Jahren prägten seine Wanddekorationen das öffentliche Stadtbild Tel Avivs. »Ich gehöre dem Westen durch meine Geburt und meine Erziehung an«, so Paul Ben Haim, der kurz vor seiner ersten Reise im Mai 1933 nach Tel Aviv sein großes Oratorium »Joram« beendete. »Doch meine Ursprünge liegen im Osten, und ich lebe im Osten.«
Die Ankunft in Palästina war für viele Exilanten ein Bruch. Schneuer zum Beispiel brauchte drei Jahre, um eine feste Stelle zu finden; und Tänzerin Rhea Clus konnte an die Erfolge vor ihrer Flucht 1936 nie mehr richtig anknüpfen. Doch eine Gewissheit verband alle vier Künstler – jene, die Ludwig Schwerin formulierte: »Es gibt nur eine Heimkehr – dahin, wo man sich geliebt weiß.« Alexander Kluy

Jüdisches Museum München, bis 7. Juni. www.juedisches-museum-muenchen.de

CDU

Friedrich Merz reist nach Israel

Der deutsche Oppositionsführer wird Ministerpräsident Netanjahu treffen

 17.03.2023

Hessen

Verfassungsschützer warnt vor »trügerischer Ruhe« bei Islamismus

Seit Ende des vergangenen Jahres sei eine »verstärkte Agitation« zu beobachten, sagt Bernd Neumann

 16.03.2023

Initiative

»Internationale Wochen gegen Rassismus« ab Montag

Einsatz gegen Rassismus, aber auch Antisemitismus und andere Formen des Menschenhasses soll sichtbar werden

 16.03.2023

Einspruch

Das Vertrauen erodiert

Susanne Urban empört sich darüber, dass ein antisemitischer Polizei-Chat ungeahndet geblieben ist

von Susanne Urban  10.03.2023

Interview

Warum Daniele Ganser und seine Thesen so gefährlich sind

Rebecca Seidler von der Liberalen Jüdischen Gemeinde Hannover über die Proteste gegen den umstrittenen Historiker

von Imanuel Marcus, Philipp Peyman Engel  09.03.2023

Interview

»Massive Relativierung der Schoa«

Rebecca Seidler über die Proteste gegen den umstrittenen Historiker Daniele Ganser

von Imanuel Marcus, Philipp Peyman Engel  09.03.2023

Staatsbesuche

Premier Netanjahu reist nach Rom und Berlin

Visite in der italienischen Hauptstadt fällt mit dem Protesttag gegen die Regierungspolitik zusammen

von Sabine Brandes  07.03.2023

Weltfrauentag

Mut und Ungehorsam

Die Purim-Geschichte zeigt, was wir heute von den persischen Königinnen Esther und Waschti lernen können – eine Liebeserklärung von Adriana Altaras

von Adriana Altaras  06.03.2023

Purim

Mut und Ungehorsam

Die Megilla zeigt, was Frauen heute von den persischen Königinnen Esther und Waschti lernen können – eine Liebeserklärung von Adriana Altaras

von Adriana Altaras  06.03.2023