Wittenberg

Klage gegen »Judensau« eingereicht

Das Sandsteinrelief aus dem Jahr 1305 zeigt einen Rabbiner, der einem Schwein unter den Schwanz schaut, und Juden, die an den Zitzen der Sau trinken. Foto: Gregor Zielke

Gegen die umstrittene »Judensau« an der Wittenberger Stadtkirche ist Klage eingereicht worden. Wie die Anwaltskanzlei »Benecke Rechtsanwälte« am Mittwoch in Hof mitteilte, ist im Auftrag ihres Mandanten eine Zivilklage gegen die Stadtkirchengemeinde erhoben worden.

Die Klage habe das Ziel, dass die Schmähskulptur entfernt wird. Zur Begründung hieß es, die inzwischen weit über Wittenberg hinaus bekannte antisemitische Skulptur »beleidigt und diffamiert jüdische Mitbürger, so auch den Kläger des Verfahrens«. Da die Gemeinde die Entfernung der »Judensau« bislang abgelehnt habe, werde keine andere Möglichkeit als der Klageweg gesehen, hieß es.

debatte Das Sandsteinrelief aus dem Jahr 1305 zeigt einen Rabbiner, der einem Schwein unter den Schwanz schaut, und Juden, die an den Zitzen der Sau trinken. Im Mittelalter wurden durch solche Abbildungen, die auch an anderen Kirchen in Deutschland zu finden sind, Juden geschmäht. Anlässlich des 500. Reformationsjubiläums war in Wittenberg eine Debatte über den Umgang mit der »Judensau« entbrannt, die wegen einer nachträglich ergänzten Inschrift auch »Luthersau« genannt wird.

Die Kirchengemeinde und der Wittenberger Stadtrat hatten sich bislang für den Erhalt des Reliefs ausgesprochen. Zu der aktuellen Klage wollte sich die Gemeinde am Mittwoch nicht äußern. Zugleich verwies sie auf die Position zu diesem geschichtlichen Erbe, die ausführlich auf ihrer Internetseite dargestellt sei.

positionspapier In dem dort veröffentlichten Positionspapier heißt es unter anderem: »Geschichte soll nicht versteckt werden, und Geschichtsvermittlung gelingt am eindrücklichsten am authentischen Ort. Das ist ein immer auch schmerzlicher und paradoxer Prozess, weil etwas Negatives etwas Positives bewirken soll: Ein antijudaistisch motiviertes Sandsteinrelief warnt vor den Gefahren und Folgen einer abwertenden und ausgrenzenden Haltung in Kirche und Gesellschaft.«

Bereits 1988 hatte die Stadtkirchengemeinde als eine der ersten Kirchengemeinden in Deutschland vor dem Relief ein Mahnmal eingeweiht, das sich auf die Schmähplastik bezieht. Die in den Boden eingelassene Platte erinnert unter anderem an den Beginn des NS-Novemberpogroms am 9. November 1938.

Besonders in seinen späten Schriften hetzte der Reformator Martin Luther (1483–1546) gegen Juden – eine Schattenseite Luthers, mit der sich die evangelische Kirche anlässlich des Reformationsjubiläums auch mehrfach auseinandergesetzt hatte. epd

Internationaler Gerichtshof

»Wie tief ist Südafrika doch gesunken!«

Das Weltgericht verhandelte erneut über einen Antrag Südafrikas gegen Israel - und es hagelte gegenseitige Vorwürfe

von Michael Thaidigsmann  17.05.2024

Berlin

Opferberatung zählt 355 rechte und antisemitische Angriffe

Betroffene rassistischer Gewalt würden häufig nicht als Opfer anerkannt und mit den Folgen der Angriffe alleingelassen

 17.05.2024

Madrid

Spanien will Schiffen mit Waffen für Israel die Hafeneinfahrt verweigen

Außenminister José Manuel Albares: »Das Letzte, was der Nahe Osten derzeit braucht, sind mehr Waffen«

 17.05.2024

Ehrung

Margot Friedländer erhält Mevlüde-Genç-Medaille

Die 102-Jährige wird für ihre besonderen Verdienste im Kampf gegen Rassismus, Rechtsextremismus und Antisemitismus geehrt

 17.05.2024

Bangkok

FIFA: Keine Abstimmung über Ausschluss Israels

Der Fußball dürfe niemals die Geisel der Politik werden, sagt der Vorsitzende des Fußball-Weltverband Gianni Infantino

 17.05.2024

New York

Angehörige erinnern vor UN-Sicherheitsrat an Hamas-Geiseln

Gili Roman sprach über seine Schwägerin Carmel. Unklar ist, ob sie noch lebt

 17.05.2024

Österreich

Starker Anstieg rechtsextremer Taten

Auch Antisemitismus mit islamistischem und linksradikalem Hintergrund hat seit dem 7. Oktober 2023 zugenommen

 16.05.2024

Halle

Verteidiger von Höcke legen Revision ein

Der Thüringer AfD-Chef hatte wissentlich eine SA-Parole verwendet

 16.05.2024

Brandenburg

Polizeipräsident: Antisemitische Dynamiken verstehen

Dies sei angesichts der wachsenden Verbreitung judenfeindlicher Äußerungen und Taten entscheidend, so Oliver Stepien

 16.05.2024