Jakobsplatz

Zwei Jubiläen, ein Fest

Synagoge und Gemeindezentrum am Jakobsplatz Foto: imago images/Alexander Pohl

»1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland« – das Motto umfasst vieles. Am Ende so vieles, dass die Initiatoren beschlossen den Jubiläumszeitraum bis Sommer 2022 zu verlängern. So wie im vergangenen Jahr der lokale Auftakt mit einem Festakt unter dem Motto »Jüdisch im Herzen« begangen wurde, so wird auch der Abschluss dieses deutschlandweiten Projektes gefeiert.

Für die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, bedeutet dies jedoch kein Ende, sondern eine Fortsetzung. Der Zahl 1700 setzt man in München eine andere, junge und zukunftsweisende obenauf. Vor 15 Jahren bezog die Münchner Kehilla ihr neues Gemeindezentrum und kehrte damit sichtbar ins Zentrum der Stadt zurück. Für die IKG-Präsidentin Anlass, ein positives Zeichen zu setzen.

nachbarschaft Und das bedeutet, das Erreichte zu feiern, gemeinsam mit denen, die halfen, den Traum vom Bau einer neuen Münchner Hauptsynagoge und eines Gemeindezentrums zu verwirklichen: mit der Landeshauptstadt München und dem Freistaat Bayern. Aber auch mit der Nachbarschaft rund um den St.-Jakobs-Platz, die die jüdische Gemeinde 2006/2007 willkommen hieß. Der Bau des Jüdischen Museums München – in der Regie der Landeshauptstadt – wurde im März 2007 bezugsfertig.

Und so gibt es hier seit 15 Jahren ein Jüdisches Zentrum, das in räumlicher und gedanklicher Nähe der drei neuen Gebäude etwas ganz Besonderes ist. Von den Münchnern wurde das Ensemble schnell angenommen. Der Jakobsplatz ist zum Kleinod, zum Treffpunkt und Ort der Entspannung mitten in der Stadt geworden.

Dieses gelebte Miteinander wird am Sonntag von 13 bis 18 Uhr gefeiert: mit einem vielfältigen Unterhaltungsprogramm für alle Sinne. Auf der Bühne im Freien wird es viel Musik geben – von Evergreens über Chansons bis zu synagogalen Melodien und israelischen Hits. Sieben Formationen wirken daran mit: der Synagogenchor »Schma Kaulenu« und die Schwesternband des Klosters, deren Schülerinnen-Ensemble aus der Holzbläserinnen-AG und der Musical-AG, die Chansonnière Vivian Kanner, das Sängerquintett »Mafteach Soul« und das Robert-Probst-Quartett.

Und es gibt viel zu sehen und auszuprobieren: von einer Tanzdarbietung bis hin zu Quizrunden mit jüdischen Themen, bei denen man auch etwas gewinnen kann. Man kann sich mit jüdischer Literatur eindecken – von der Literaturhandlung im Jüdischen Museum bis zum Bücherflohmarkt. Wer in kurzweiliger Form mehr über die Geschichte der Münchner Synagogen erfahren möchte, ist um 16.30 Uhr in die Synagoge eingeladen. Die Gastronomie am Platz – die beiden Museums-Cafés und das Restaurant Einstein – ist für das kulinarische Angebot zuständig.

mikrokosmos Im Mikrokosmos am St.-Jakobs-Platz gelingt, was in den Zeitläuften der Geschichte oft genug verhindert oder gar zerstört wurde. Ein selbstverständliches, freundschaftliches Miteinander, an dem alle Anrainer mitwirken: das Angerkloster mit seinem Schulzentrum sowie das Alten- und Service-Zentrum Altstadt, das Jüdische Museum und das Stadtmuseum. Und ebenso die Orag – Bayerische Schneidereigenossenschaft, die nie vergaß, dass an ihrer Gründung vor 140 Jahren auch jüdische Fachleute aus Handel und Schneiderhandwerk mitwirkten.

Auch Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens geben dem bunten Treiben die Ehre. Die Staatsminister für Unterricht und Kultus sowie Familie, Arbeit und Soziales, Michael Piazolo und Ulrike Scharf, bringen Grußbotschaften. Auch der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter lässt es sich nicht nehmen, wieder dabei zu sein.

Bei schlechtem Wetter werden Spielaktivitäten und Gastronomie nach drinnen verlegt. Das Bühnenprogramm steigt im Hubert-Burda-Saal des Gemeindezentrums. Nicht nur am Sonntag wird die junge jüdische Geschichte an einem altehrwürdigen Platz der Stadtgeschichte fortgeschrieben. Das Jüdische Zentrum ist, wie IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch resümiert, »eine feste Größe der Stadtgesellschaft«.

Mitzvah Day

Im Handumdrehen

Schon vor dem eigentlichen Tag der guten Taten halfen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Zentralrats bei der Berliner Tafel, Lebensmittel zu prüfen

von Sören Kittel  20.11.2025

Misrachim

»Selbst vielen Juden ist unsere Kultur unbekannt«

Ihre Familien kommen aus Marokko, Libyen, Irak und Aserbaidschan. Ein Gespräch über vergessene Vertreibungsgeschichten, sefardische Synagogen und orientalische Gewürze

von Joshua Schultheis, Mascha Malburg  20.11.2025

Sachsen-Anhalt

Judenfeindliche Skulptur in Calbe künstlerisch eingefriedet

Die Kunstinstallation überdeckt die Schmähfigur nicht komplett. Damit soll die Einfriedung auch symbolisch dafür stehen, die Geschichte und den immer wieder aufbrechenden Antisemitismus nicht zu leugnen

 19.11.2025

Berlin

450 Einsatzkräfte schützen jüdische Einrichtungen

Zudem seien im laufenden Jahr zwei Millionen Euro in bauliche Sicherheitsleistungen für jüdische Einrichtungen investiert worden sowie 1,5 Millionen Euro in mobile Sicherheitsleistungen für jüdische Gemeindeeinrichtungen

 19.11.2025

Ehrung

»Gräben aufgerissen«

Der Preis Augsburger Friedensfest ehrt Personen, die sich um ein friedvolles Miteinander der Religionen bemühen. Jetzt ging er an Josef Schuster vom Zentralrat der Juden. Er äußert sich bei der Verleihung kritisch

von Christopher Beschnitt  18.11.2025

Leipzig

Henriette Goldschmidt: Feministin der ersten Stunde

Sie wollte Frauen durch Bildung und Erwerbstätigkeit mehr Unabhängigkeit ermöglichen: Henriette Goldschmidt eröffnete in Leipzig die erste »Hochschule für Frauen«. Vor 200 Jahren wurde sie geboren

von Katharina Rögner  17.11.2025

Judenhass

Charlotte Knobloch warnt: Zukunft jüdischen Lebens ungewiss

Die Hintergründe

 16.11.2025

Porträt der Woche

Bühne und Heimweh

Emiliia Kivelevich inszeniert Theater zwischen Kunst, Glaube und Migration

von Christine Schmitt  16.11.2025

Ehrung

Göttinger Friedenspreis für Leon Weintraub und Schulnetzwerk

Zwei Auszeichnungen, ein Ziel: Der Göttinger Friedenspreis geht 2026 an Leon Weintraub und ein Schulprojekt. Beide setzen sich gegen Rassismus und für Verständigung ein

von Michael Althaus  13.11.2025