Nachruf

Würzburger Fundament

Zum Tod des Theologen und Judaisten Karlheinz Müller

von Stefan W. Römmelt  05.03.2020 09:56 Uhr

Karlheinz Müller (1936–2020) Foto: Markus Hauck

Zum Tod des Theologen und Judaisten Karlheinz Müller

von Stefan W. Römmelt  05.03.2020 09:56 Uhr

In der vergangenen Woche hat die Israelitische Kultusgemeinde Würzburg und Unterfranken von einem »treuen Freund, engagierten Unterstützer des jüdischen Lebens in Würzburg und unermüdlichen Brückenbauer« Abschied genommen. So würdigte Zentralratspräsident Josef Schuster in einer Traueranzeige das Lebenswerk von Karlheinz Müller, der am 18. Februar 83-jährig in Würzburg verstorben ist.

Der Theologe Müller gab dem angehenden Mediziner Schuster einen Tipp für seine Doktorarbeit.

Schusters eigene Biografie ist eng mit Müller verknüpft: Der promovierte katholische Theologe und Judaist hat den jungen Mediziner Josef Schuster in den 70er-Jahren auf das Thema seiner späteren Doktorarbeit hingewiesen. Eng verbunden war der langjährige Inhaber des Lehrstuhls für Biblische Einleitung und Biblische Hilfswissenschaften an der katholisch-theologischen Fakultät der Julius-Maximilians-Universität Würzburg auch mit Geschichte und Gegenwart des jüdischen Lebens in Würzburg.

Pleich Schuster erinnert sich noch sehr gut an Müllers beherztes Handeln, als im Januar 1987 im Würzburger Stadtteil Pleich beim Abbruch eines Hauses Passanten Grabsteine mit »unbekannten Schriftzeichen« entdeckten. Die Bauarbeiten wurden sofort eingestellt.

Schließlich konnten 1455 jüdische Grabsteine aus der Zeit zwischen 1150 und 1350 geborgen werden – der bisher weltweit größte bekannte Bestand aus einem mittelalterlichen Friedhof.

Müllers Motto lautete: »Nicht über Juden, sondern mit Juden sprechen.«

Die Grabsteine stammen aus dem ehemaligen jüdischen Friedhof, den der Würzburger Fürstbischof Julius Echter im 16. Jahrhundert mit dem heute noch existierenden Julius-Spital überbauen ließ.

Grabsteine Mittlerweile haben die Grabsteine einen würdigen Platz gefunden – im Untergeschoss des 2006 eröffneten Gemeinde- und Kulturzentrums »Shalom Europa«. »Die Grabsteine spiegeln die jüdische Geschichte und die Bedeutung der jüdischen Gemeinde in Würzburg von 1150 bis 1350«, sagt Schuster. »Sie bilden buchstäblich das Fundament des Neubauprojekts.«

Müller sei an der Erstellung des theoretischen Konzepts und dessen praktischer Umsetzung maßgeblich beteiligt gewesen.
Eine herausragende Rolle habe Müller laut Schuster auch in der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Würzburg und Unterfranken gespielt, deren katholischer Vorsitzender er war. Müllers Motto lautete: »Nicht über Juden, sondern mit Juden sprechen.«

Berlin/Potsdam

Zentralrat der Juden erwartet Stiftung für Geiger-Kolleg im Herbst

Zum Wintersemester 2024/25 soll sie ihre Arbeit aufnehmen

 26.07.2024

Potsdam

Neuer Name für das Abraham Geiger Kolleg bekannt geworden

Die Ausbildungsstätte für liberale Rabbiner soll nach Regina Jonas benannt werden

 26.07.2024

Berlin

Wegner besucht verwüstetes israelisch-palästinensisches Lokal

Das Restaurant wurde vergangene Woche verwüstet

 26.07.2024

Düsseldorf

Sägen, fräsen, bohren

Im Südwesten der Stadt betreibt die Gemeinde eine metallverarbeitende Behindertenwerkstatt

von Stefan Laurin  25.07.2024

Ausstellung

Olympioniken im KZ Buchenwald

Auf dem Ettersberg bei Weimar treffen unterschiedlichste Biografien aufeinander

von Matthias Thüsing  25.07.2024

Berlin

Große Räume für große Träume

Hillel zieht von Neukölln nach Kreuzberg

von Joshua Schultheis  25.07.2024

Olam

Für die Kids

Der Senat unterstützt das Jugendzentrum der Jüdischen Gemeinde zu Berlin mit 450.000 Euro

von Christine Schmitt  25.07.2024

Kommentar

Der »Spiegel« schreibt am eigentlichen Thema vorbei

In seiner Berichterstattung über das Abraham-Geiger-Kolleg konstruiert das Magazin eine Konfliktlinie

von Rebecca Seidler  25.07.2024 Aktualisiert

Leipzig

Sachbeschädigung an jüdischer Einrichtung

Der Tatverdächtige wurde nach der Tat verhaftet und ist inzwischen wieder auf freiem Fuß

 24.07.2024