Münster

»Wir sind schockiert«

Beschädigte Scheibe im Gemeindezentrum Foto: Jüd. Gemeinde Münster/SF

Wie der Vorsitzende der Synagogengemeinde Münster, Sharon Fehr, am Mittwoch mitteilte, hat ein Unbekannter offenbar mit einer Waffe auf ein Fenster des neuen Gemeindefestsaals geschossen. Die Tat soll bereits Ende August geschehen sein, ein Gemeindemitglied hatte den Schaden festgestellt. Zunächst habe man danach das Ergebnis der kriminaltechnischen Untersuchung abwarten wollen, doch Klarheit über Täter und Tathergang gebe es immer noch nicht.

Ein Sprecher der Polizei Münster sagte der Jüdischen Allgemeinen, dass der Tatzeitraum von einer Woche »sehr lang« sei. Am 24. August sei das Fenster im Gemeindesaal laut Angaben der Gemeinde noch intakt gewesen. Aufgrund der Millimetergröße des Loches müsse man davon ausgehen, dass der Schuss vermutlich aus einem Luftgewehr abgefeuert wurde.

Letztlich aber sei es unerheblich, so Fehr, ob es sich um einen Einschuss durch ein Gewehr oder eine Steinschleuder handele: »Wir werten es nicht als Spaß, sondern als Angriff scheinbar eines Einzeltäters auf ein jüdisches Gemeindezentrum.«

sachschaden »Wir sind schockiert«, sagte Sharon Fehr der Jüdischen Allgemeinen, zumal das Synagogenzentrum schon einmal zuvor Ziel eines Anschlags mit einem Molotowcocktail gewesen sei. »Auch wenn der entstandene Sachschaden sich nach erster Inaugenscheinnahme mit circa 2000 Euro in Grenzen zu halten scheint, so ist die Fassungslosigkeit, die unter den Mitgliedern entstanden ist, viel schwerwiegender.« Der Gemeindevorsitzende fürchtet sogar, dass bei den Gottesdiensten der bevorstehenden Hohen Feiertage Beter aus Angst wegbleiben könnten.

Ob es über die bevorstehenden Feiertage eine erhöhte Bewachung der Synagoge in Münster geben werde, die, wie viele jüdischen Einrichtungen, sowieso schon polizeilich geschützt wird, das werde man im Laufe der kommenden Tage »aus dem Kontext« heraus abschätzen, sagte ein Sprecher der Polizei Münster.

Fehr betonte, dass er sich insbesondere nach den sich in jüngster Zeit häufenden Übergriffen auf Synagogen in Deutschland für eine verstärkte technische und personelle Sicherheitsvorkehrung einsetze.

Zentralrat »Der Vorfall in der Jüdischen Gemeinde Münster beunruhigt uns sehr«, sagt der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster. Unabhängig vom Tathergang mache er deutlich, wie wichtig der Schutz jüdischer Einrichtungen sei. Es habe in jüngster Zeit Gespräche mit Innenministern und Sicherheitsbehörden zu diesem Thema gegeben. Der Vorfall bestätige den Zentralrat im Bemühen, die Sicherheit jüdischer Gemeinden zu erhöhen.

»Es kann nicht sein, dass Gemeindemitglieder aus Angst vor Anschlägen an den Hohen Feiertagen die Synagoge nicht besuchen«, so Schuster. »Ausreichender Schutz ist Voraussetzung für unsere Religionsfreiheit.« Daher appelliere er an Polizei und Sicherheitskräfte, in ihrer Wachsamkeit nicht nachzulassen und jüdische Einrichtungen umfassend zu schützen. ja/kat

Die Polizei Münster sucht Zeugen, die die Tat eventuell beobachtet haben oder Auskunft geben können. Sie können sich unter der Telefonnummer 0251/ 275-0 melden.

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  20.12.2025

Aufgegabelt

Apfel-Beignets

Rezept der Woche

von Katrin Richter  20.12.2025

Porträt

Am richtigen Ort

Arie Oshri ist Koch, Dragqueen und lebt in seiner Wahlheimat Berlin

von Alicia Rust  20.12.2025

Umbenennung

Yad-Vashem-Straße in Berlin: Wegner will schnelle Umsetzung

Nach der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem soll ein Straßenabschnitt im Herzen von Berlin benannt werden. Der Regierende Bürgermeister hofft auf eine schnelle Umsetzung

von Jonas Grimm  18.12.2025

Fachtagung

Ein geschützter Raum

Was passiert, wenn alte Traumata angesichts neuen Terrors wieder hochkommen? In Frankfurt tauschten sich Therapeuten, Sozialarbeiter und Schoa-Überlebende aus

von Mascha Malburg  18.12.2025

Neuerscheinung

Mit Emre und Marie Chanukka feiern

Ein Pixi-Buch erzählt von einem jüdischen Jungen, der durch religiöse Feiertage Verständnis und Offenheit lernt

von Nicole Dreyfus  18.12.2025

Zahl der Woche

1437

Funfacts & Wissenswertes

 18.12.2025

Bildungsministerkonferenz

Publizist Friedman: Leben jüdischer Kinder schlecht wie nie seit 1945

Schulen als Bildungsorte für Demokratie und Menschenrechte, gegen Hass und Antisemitismus: Der Publizist Michel Friedman sieht hier große Defizite in Deutschland

 18.12.2025

Безопасность

»Ни одно еврейское мероприятие не должно быть отменено«

После трагедии в Сиднее президент Центрального совета евреев Германии Йозеф Шустер обращается с личным посланием ко всем евреям Германии: не позволяйте отнять у вас радость Хануки

von Йозеф Шустер  18.12.2025