Nürnberg

»Wir dulden keinen Judenhass«

Dervis Hizarci, Vorsitzender der »Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus (KIgA)«, und Ralf Hron, Vorstandsvorsitzender vom »Netzwerk für Demokratie und Courage« Foto: dpa

Mit einem Aufruf zum entschlossenen Kampf gegen Antisemitismus ist am Sonntag in Nürnberg die bundesweite »Woche der Brüderlichkeit« gestartet. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bezeichnete Antisemitismus als einen Angriff auf die gesamte Gesellschaft.

Es beschäme ihn zutiefst, dass dieser in Deutschland wieder »häufiger und offen seine Fratze« zeige. Er wünsche sich deshalb ein deutliches Signal: »Wer ein freiheitliches, ein lebenswertes Land will, der muss einstehen und aufstehen gegen Antisemitismus in jeder Form.«

UNVERHOHLEN Steinmeier nannte Antisemitismus auch einen Seismografen für den geistigen und moralischen Zustand einer Gesellschaft. »Je offener und unverhohlener Antisemitismus zutage tritt, umso mehr sind Respekt und Vernunft, umso mehr sind unsere demokratischen Werte ganz allgemein in Bedrängnis«, sagte der Bundespräsident.

Der Schwerpunkt von KIgA ist die Arbeit mit muslimisch sozialisierten Jugendlichen und jungen Erwachsenen.

Aus dem Motto der diesjährigen Woche der Brüderlichkeit »Mensch, wo bist du? – Gemeinsam gegen Judenfeindlichkeit« lasse sich auch die Frage nach der Zivilcourage formulieren. Der Zivilisationsbruch der Schoa sei dabei »eine Verpflichtung und eine Verantwortung«.

Die Berliner Staatssekretärin für Bürgerliches Engagement und Internationales, Sawsan Chebli, sagte, es befalle sie Scham, Trauer und Wut, 2019 darüber sprechen zu müssen, wie Antisemitismus bekämpft werden könne. Sie forderte für alle Menschen in Deutschland ein »Recht auf Teilhabe an der Erinnerungsarbeit«.

MENSCHSEIN Jeder müsse die Möglichkeit bekommen, die Gedenkstätten zu besuchen. »Eine solche Begegnung verändert, lässt über das Menschsein nachdenken, auch wenn man Kind palästinensischer Eltern, türkischer Gastarbeiter oder erst vor Kurzem zugewanderter Flüchtling ist.«

Bundespräsident Steinmeier rief zum entschlossenen Einsatz gegen Antisemitismus auf.

In ihrer Laudatio würdigte Chebli die neuen Träger der Buber-Rosenzweig-Medaille. Die Auszeichnung geht dieses Jahr an die 2003 gegründete Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus (KIgA) und das Netzwerk für Demokratie und Courage (NDC).

KIgA erarbeitet Konzepte für die pädagogische Auseinandersetzung mit Antisemitismus in der Migrationsgesellschaft. Der spezifische Schwerpunkt von KIgA ist die Arbeit mit muslimisch sozialisierten Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Das Team arbeitet interdisziplinär, setzt sich zusammen aus Menschen unterschiedlichster Herkunft und hat sich zum Ziel gesetzt, dem Antisemitismus etwas entgegenzusetzen.

Das Netzwerk für Demokratie und Courage wurde vor 20 Jahres gegründet. Es ist in Deutschland und in Frankreich tätig. In dem Netzwerk engagieren sich junge Erwachsene für eine demokratische Kultur, Zivilcourage und gegen menschenverachtendes Denken.

Sawsan Chebli, sagte, es befalle sie Scham und Wut, 2019 darüber sprechen zu müssen, wie Judenhass bekämpft werden könne.

SIGNALE Ein klares Bekenntnis gegen Antisemitismus forderte auch der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU). »Wir senden zwei Signale: Versöhnung und Entschlossenheit«, sagte er in seinem Grußwort.

Söder versprach, hart gegen diejenigen vorzugehen, »die still und heimlich mit Antisemitismus Politik machen wollten. »So etwas wie Judenhass wollen wir nicht, das dulden wir nicht und da gehen wir hart dagegen vor!«, stellte Bayerns Ministerpräsident klar.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) nannte es wichtig, im täglichen Arbeiten und Leben Haltung zu zeigen und rote Linie aufzuzeigen.

Der Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit veranstaltet die Woche der Brüderlichkeit seit 1952, jeweils im März. In vielen deutschen Städten und Kommunen gibt es Veranstaltungen zum Jahresthema.

VERSTÄNDIGUNG Zur Eröffnung, die immer in einer anderen Stadt stattfindet, wird traditionell die undotierten Auszeichnung der Buber Rosenzweig-Medaille verliehen. Damit ehrt der Koordinierungsrat seit 1968 Menschen, Institutionen oder Initiativen, die sich für die Verständigung zwischen Christen und Juden einsetzen.

Die Medaille erinnert an die jüdischen Philosophen Martin Buber (1878–1965) und Franz Rosenzweig (1886–1929). Zu den bisherigen Preisträgern zählen unter anderem Esther Schapira, Leon de Winter, Micha Brumlik, Leah Rabin und Isaac B.Singer.  epd/ja

Musik

Virtuose Spiellust

Der Pianist Ido Ramot gab ein Konzert in der Münchner Zaidman-Seniorenresidenz

von Vivian Rosen  18.03.2025

Thüringen

Geschichte, Gedenken, Gegenwart

80 Veranstaltungen an 16 Orten: In Gera werden die 33. Jüdisch-Israelischen Kulturtage eröffnet

von Esther Goldberg  18.03.2025

Leserbriefe

»Es gibt uns, nichtjüdische Deutsche, die trauern und mitfühlen«

Nach der Sonderausgabe zum Schicksal der Familie Bibas haben uns zahlreiche Zuschriften von Lesern erreicht. Eine Auswahl

 17.03.2025

Köln/ Frankfurt

Trauer um Michael Licht

Nach schwerer Krankheit ist der ZWST-Vizepräsident im Alter von 70 Jahren verstorben

 17.03.2025

Ruhrgebiet

»Und weil er hofft und liebt«

Recklinghausen gedachte des Gemeindegründers Rolf Abrahamsohn an dessen 100. Geburtstag

von Stefan Laurin  16.03.2025

Ausstellung

Fragile Existenz

Das Jüdische Museum Berlin zeigt historische Fotos aus den Gemeinden der bundesrepublikanischen Nachkriegszeit

von Eugen El  16.03.2025

Gedenken

Der vergessene Ingenieur

Die Stadt setzt Erinnerungszeichen für Arthur Schönberg, den Mitbegründer des Deutschen Museums, und drei Angehörige seiner Familie

von Luis Gruhler  16.03.2025

Frankfurt

Bildungsarbeit gegen Rassismus und Fake News

Antisemitismus im Keim ersticken - das versucht das Jüdische Museum mit einer Workshop-Reihe an Schulen

von Lukas Fortkord und Ina Welter  16.03.2025

Porträt der Woche

Die Zuhörerin

Mariya Dyskin ist Psychologin und möchte sich auf Kriegstraumata spezialisieren

von Gerhard Haase-Hindenberg  16.03.2025