Ulm

»Wir bauen für die Zukunft«

Frau Traub, heute haben Sie den Spatenstich für ihr neues Gemeindezentrum mit Synagoge in Ulm gesetzt. Welche Hoffnungen verbinden Sie mit dem Bau?
Die Synagoge soll nicht nur ein Haus des Gebets, sondern auch ein Treffpunkt werden. In den vergangenen zehn Jahren haben wir diese Gemeinde sukzessive aufgebaut. Der Spatenstich für unser zukünftiges Zentrum ist somit ein folgerichtiger Schritt.

Bei aller Freude über das Ereignis, denken Sie dabei auch an die Kosten?
Selbstverständlich. Unsere Aufgabe als Vorstand und Repräsentanz ist es, die Kosten im Auge zu behalten. Wir haben die Zahlen geprüft und stehen bei einer Summe von 4,5 Millionen Euro. Leider hat der frühere Vorstand keine Kostenvorgabe bei der Wettbewerbsausschreibung gemacht. Dadurch mussten wir im vergangenen halben Jahr den Entwurf korrigieren.

Wie genau sieht die Finanzierung für das Gemeindezentrum aus?
Die Gemeinde bringt eine Eigenleistung von 1,5 Millionen Euro mit ein, das Land hat eine Förderung von 475.000 Euro zugesagt. Die Stadt hat den Architektenwettbewerb und die Ausgrabungsarbeiten finanziert und uns das Grundstück in der Ulmer City zu einem sehr günstigen Preis angeboten. Außerdem werben wir um Spenden und Sponsoren.

Die Opposition in der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg befürchtet trotzdem, dass sich die Gesamtkosten auf 7 Millionen Euro belaufen könnten.
Diese Bedenken von Martin Widerker, ehemals Vorstandsmitglied der IRGW, sind sehr scheinheilig. Denn genau er hat, als der Architektenwettbewerb mit der Stadt vereinbart wurde, als damaliger Gemeindevorstand keine Kosten benannt. Es wäre seine Aufgabe gewesen, sich genau darum zu kümmern, dass die Ausschreibung finanziell begrenzt wird.

Was sagen Sie denen, die fürchten, der Bau könnte zu teuer werden?
Dass wir Kostenberechnungen haben, dass wir einen Projektsteuerer eingesetzt haben, und dass wir auch einen Generalunternehmer beauftragen werden. Erst dann können wir über die endgültigen Kosten sprechen. Bis jetzt sind das alles noch Schätzungen – aber relativ genaue. Somit sind Widerkers Argumente nur Stimmungsmache. Er wusste um die Auflagen der Stadt Ulm: Wenn sie ein Grundstück inmitten der Stadt zur Verfügung stellt, werden unter anderem Auflagen zu einer anspruchsvollen Fassadengestaltung seitens der Stadt gemacht.

Warum musste es ein so großer Bau sein?
Unsere Gemeinde hat circa 450 Mitglieder. Wenn man eine Synagoge baut, dann nicht nur für die kommenden zwei Jahre, sondern für die Zukunft. Man kann nicht alle paar Jahre ein Stockwerk draufsetzen, wenn der Platz zu knapp wird.

Mit der Vorstandvorsitzenden der IRGW sprach Katrin Richter

Porträt der Woche

Berührende Schicksale

Michael Moos ist Anwalt, Politiker und hat ein Buch über seine Familie geschrieben

von Anja Bochtler  25.09.2025

Auszeichnung

Leipziger Stiftung vergibt wieder Mendelssohn-Preis

Die Pianistin Elena Bashkirova und der Gründungsdirektor des Jüdischen Museums in Berlin, Michael Blumenthal, werden geehrt

 25.09.2025

Frankfurt

»Reset« und Empowerment

Auf dem »Jewish Women*Empowerment Summit« kamen rund 100 Frauen und nonbinäre Personen zusammen, um über Perspektiven zu sprechen

von Anja Baumgart-Pietsch  25.09.2025

Ausstellung

Blüten aus Wunden

Künstler aus Tel Aviv und Frankfurt stellen in Zusammenarbeit mit der WIZO Werke zum Thema Hoffnung aus

von Eugen El  25.09.2025

Bayern

»Israelische Bürger nicht willkommen«: Antisemitischer Eklat in Fürth

Die Hintergründe

 25.09.2025 Aktualisiert

Biografie

»Ein großes Puzzle«

Mihail Groys kam als Kind aus der Ukraine nach Deutschland. Über sein Bild der neuen Heimat, über Feinheiten und grobe Unterschiede hat er nun ein Buch geschrieben. Ein Auszug

von Mihail Groys  24.09.2025

Interview

»Die Idee eines neuen deutschen Judentums ist Folklore«

Ihre Familien leben seit Generationen in Deutschland und haben nach der Schoa die jüdischen Gemeinden wieder aufgebaut. Was bedeutet es heute, »Jecke« zu sein? Ein Gespräch über Tischmanieren, Zugehörigkeit und Sprachbarrieren

von Joshua Schultheis, Mascha Malburg  24.09.2025

In eigener Sache

Die Redaktion der Jüdischen Allgemeinen wünscht: Schana towa!

Zum neuen Jahr ein neues Format: Die Jüdische Allgemeine setzt künftig stärker auf visuelle Erzählformen. In diesem Video sprechen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über ihre Hoffnungen und Wünsche für 5786

von Jan Feldmann  22.09.2025

Reportage

»Angst ist Alltag«: Juden in Deutschland fühlen sich allein

Schmierereien an Briefkästen, Mobbing auf dem Schulhof, Bedrohung mit dem Messer: Seit dem 7. Oktober 2023 fühlen sich Juden in Deutschland zunehmend unsicher. Betroffene erzählen

von Nina Schmedding  22.09.2025