Frankfurt

»Voll akzeptiert in der Gemeinde«

Rabbinerin Elisa Klapheck Foto: TR

Frankfurt

»Voll akzeptiert in der Gemeinde«

Rabbinerin Elisa Klapheck über das Jubiläum des Egalitären Minjans und das Konzept »Alle unter einem Dach«

von Ralf Balke  07.12.2024 22:12 Uhr

Frau Rabbinerin Klapheck, der Egalitäre Minjan, in dem Frauen gleichberechtigt im Gebet sind, wird 30 Jahre alt. Feiern Sie dieses Jubiläum?
Selbstverständlich, und zwar mit einem Festakt. Der Zentralratspräsident, der Frankfurter Oberbürgermeister und Mitglieder des Frankfurter Gemeindevorstands werden dabei sein, ebenso der Vorstand des Jüdischen Liberal-Egalitären Verbands (JLEV). Unser Kantor, Daniel Kempin, wird für einen liturgischen Höhepunkt sorgen. Was das genau sein wird, kann ich nicht verraten. Es soll eine Überraschung bleiben.

Wie sieht heute Ihre Bilanz aus?
In jedem Fall positiv. Wir sind fester Bestandteil der Frankfurter Gemeinde und verkörpern das »Frankfurter Modell«: libe­rales und orthodoxes Judentum unter demselben Dach der Einheitsgemeinde. Die Gottesdienste finden parallel statt. Beter aus der einen Synagoge gehen gelegentlich in die andere. Auch werden öfter die Mädchen für ihre Batmizwa zum Egalitären Minjan geschickt, weil sie bei uns gleichberechtigt aus der Tora vorlesen und einen Tallit tragen.

Was waren die Herausforderungen?
Die Gründergeneration war sehr politisch sozialisiert. Manche wie Micha Brumlik, Andrew Steiman oder Susanna Keval gehören bis heute gesellschaftspolitisch zum jüdischen Bild Frankfurts. Sie sorgten dafür, dass es in den 90er-Jahren zu einem Revival des liberalen Judentums kam.

Und heute?
Wir sind nicht weniger politisch. In meinen Schiurim betone ich immer wieder die Verbindung zwischen Judentum und Demokratie. Das ist gerade heute, da die Demokratie in Gefahr ist, wichtig. Hinzugekommen sind neue Herausforderungen, zum Beispiel patrilineare Juden, denen wir über den Giur einen Weg zurück ins Judentum bieten. Oder eine neue Generation mit vielen Eltern mit Kindern.

Das funktioniert?
Für diese Generation ist der Egalitäre Minjan bereits etwas Selbstverständliches. Trotzdem musste er sich neu aufstellen, sich auf die jüngere Generation ausrichten, auf ihre Bedürfnisse eingehen. Das ist eine der großen neuen Herausforderungen.

Fühlen Sie sich heute akzeptiert?
Einerseits sind wir als Egalitärer Minjan in der Frankfurter Gemeinde voll akzeptiert. Aber das heißt noch nicht, dass das liberale Judentum als solches gleichberechtigt akzeptiert ist. Viele Gemeindemitglieder denken immer noch, dass das orthodoxe Judentum das althergebrachte, »normale« Judentum sei und das liberale nur die Ausnahme.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Volle Gleichberechtigung, und zwar in der Form, dass es zwei Tracks in jeder Gemeinde gibt: den liberalen und den orthodoxen.

Mit der Frankfurter Rabbinerin sprach Ralf Balke.

Berlin

Straße nach erster Rabbinerin der Welt benannt

Kreuzberg ehrt Regina Jonas

 12.12.2025

Chanukkia

Kleine Leuchter, große Wirkung

Von der Skizze bis zur Versteigerung – die Gemeinde Kahal Adass Jisroel und die Kunstschule Berlin stellen eine gemeinnützige Aktion auf die Beine. Ein Werkstattbesuch

von Christine Schmitt  12.12.2025

Porträt der Woche

Endlich angekommen

Katharina Gerhardt ist Schauspielerin und fand durch ihren Sohn zum Judentum

von Gerhard Haase-Hindenberg  12.12.2025

Würzburg

Josef Schuster: Hoffnung und Zivilcourage in schwierigen Zeiten

In einem Zeitungsbeitrag verbindet der Präsident des Zentralrates Chanukka mit aktuellen Herausforderungen

 12.12.2025

Berlin

Erstmals Chanukka-Feier im Bundestag

Zur Feier werden unter anderem der Antisemitismusbeauftragte Felix Klein und Zentralrats-Geschäftsführer Daniel Botmann erwartet

 11.12.2025

Block-Prozess

Mutmaßlicher Entführer-Chef: Aussage gegen sicheres Geleit

Hat Christina Block den Auftrag erteilt, ihre Kinder aus Dänemark zu entführen? Der mutmaßliche Chef der Entführer äußert sich dazu als Zeuge vor Gericht

 11.12.2025

Wie jüdische Kinder Chanukka erleben

»Ich freu’ mich auf die Makkabäer«

Lichter, Dinos, Schokostreusel – was unsere Jüngsten in diesen Tagen am meisten mögen

von Christine Schmitt  11.12.2025

Sachsen

Mit Tiefgang und Pfiff

Am Sonntag wird in Chemnitz das »Jahr der jüdischen Kultur 2026« eröffnet

von Helmut Kuhn  11.12.2025

Kalender

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 11. Dezember bis zum 17. Dezember

 10.12.2025