Senioren

»Unwürdige Situation«

Zentralratspräsidium appelliert an Merkel: Josef Schuster, Dieter Graumann und Salomon Korn (v.l.) Foto: Rafael Herlich

»Die jüdischen Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion verstärken (...) seit Jahren das jüdische Leben in Deutschland«, schreiben Zentralratspräsident Dieter Graumann und seine beiden Vizepräsidenten Josef Schuster und Salomon Korn in einem Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel, der am vergangenen Freitag in Berlin veröffentlicht wurde. Viele von ihnen lebten im Rentenalter von der Sozialhilfe oder Altersgrundsicherung.

Dies sei für die rund 60.000 Menschen ein »entwürdigender Zustand«, so Graumann. Die Spitze des Zentralrats der Juden in Deutschland bittet daher Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eindringlich, der Altersarmut jüdischer Bürger entgegenzuwirken. Die Kanzlerin solle die »unwürdige Situation (...) wirksam und rasch« beenden, heißt es in dem Brief weiter.

Sozialhilfe Bei den Zuwanderern, die zwischen 1991 und 2005 als Kontingentflüchtlinge nach Deutschland kamen, handele es sich »zumeist um Menschen, die ihr ganzes Leben lang hart gearbeitet und auch hier in Deutschland versucht haben, Arbeit zu finden«. Für sie sei es »belastend«, von Sozialhilfe abhängig zu sein, so die Spitze des Zentralrats.

Zwischen Russland und Deutschland gibt es kein Sozialversicherungsabkommen – ebenso wenig mit der Ukraine und einigen anderen Herkunftsländern der Zuwanderer. Viele der Älteren von ihnen haben aus diesen Gründen Rentenansprüche eingebüßt und leben in Deutschland von Grundsicherung. Zu den Initiativen, die Härte für die jüdischen Zuwanderer abzumildern, gehört auch die des Bundesrats vom April 2011.

Status Mit der Entschließung »Renten statt Sozialhilfe – Verbesserung des sozialrechtlichen Status für in Deutschland lebende jüdische Holocaust-Überlebende aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion« habe er einen »wichtigen und richtigen Schritt« getan, heißt es in dem Schreiben der Zentralrats an Merkel. Erwähnt wurde auch ein neuer Gesetzentwurf der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen zur Änderung des Fremdrentengesetzes, um bei Zuwanderern ähnlich wie bei Spätaussiedlern Beitragszeiten anzuerkennen.

Alle diese Initiativen seien aber bisher daran gescheitert, »dass entweder keine Spielräume im vorleistungsbezogenen System der gesetzlichen Rentenversicherung gesehen wurden oder aber vor allem der politische Wille zur Anerkennung der jüdischen Zuwanderer analog der Spätaussiedler gefehlt« habe, kritisiert der Zentralrat.

Für die kommende Legislaturperiode solle es nun die ganze Politik in Deutschland als Chance und absolute Notwendigkeit begreifen, die Lage der älteren Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion zu verbessern, fordert der Zentralrat der Juden. ja

Berlin

Es braucht nur Mut

Das Netzwerk ELNET hat zwei Projekte und einen Journalisten für ihr Engagement gegen Antisemitismus ausgezeichnet. Auch einen Ehrenpreis gab es

von Katrin Richter  26.11.2025

Feiertage

Chanukka-Geschenke für Kinder: Augen auf beim Kauf

Gaming-Konsole, Teddybär oder Carrera-Bahn - Spielzeug dürfte bei vielen Kindern auf dem Wunschzettel stehen. Worauf zu achten ist - und wann schon der Geruch stutzig machen sollte

 26.11.2025

Orange Day

Palina Rojinski spricht über Gewalt in früherer Beziehung

Wie viele Frauen hat auch die Moderatorin einst in einer Beziehung Gewalt durch ihren Partner erfahren. Darüber spricht sie nun auf Instagram. Sie will anderen Mut machen, sich Hilfe zu holen

 25.11.2025

Entscheidung

Berlin benennt Platz nach Margot Friedländer

Jahrzehntelang engagierte sich die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer für Aussöhnung. Nun erfährt die Berlinerin nach ihrem Tod eine besondere Ehrung

 26.11.2025 Aktualisiert

Hanau

Rabbiner antisemitisch beleidigt

Für die Gemeinde ist die Pöbel-Attacke kein Einzelfall

 25.11.2025

Jüdische Kulturtage

Musikfestival folgt Spuren jüdischen Lebens

Nach dem Festival-Eröffnungskonzert »Stimmen aus Theresienstadt« am 14. Dezember im Seebad Heringsdorf folgen weitere Konzerte in Berlin, Essen und Chemnitz

 25.11.2025

Digitales Gedenken

App soll alle Stolpersteine Deutschlands erfassen

Nach dem Start in Schleswig-Holstein soll eine App in Zukunft alle Stolpersteine in Deutschland erfassen. In der App können Biografien der Opfer abgerufen werden

 24.11.2025

Teilnehmer des Mitzvah Day 2016 in Berlin

Tikkun Olam

»Ein Licht für die Welt«

Der Mitzvah Day 2025 brachte bundesweit Gemeinden, Gruppen und Freiwillige zu mehr als 150 Projekten zusammen

 23.11.2025

München

Nicht zu überhören

Klare Botschaften und eindrucksvolle Musik: Die 39. Jüdischen Kulturtage sind eröffnet

von Esther Martel  23.11.2025