Fussball

Untrennbar verbunden

Die Bundesliga stand am ersten Februarwochenende im Zeichen des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. In zeitlicher Nähe zum 27. Januar fand zum zehnten Mal der »Erinnerungstag im deutschen Fußball« unter dem Motto »Nie wieder!« statt. In München stellte der FC Bayern seinen ehemaligen Präsidenten Kurt Landauer in den Mittelpunkt.

Rund 1300 Gäste besuchten am Samstag die FC Bayern Erlebniswelt und nutzten die Gelegenheit, sich anhand von Sonderführungen und -exponaten sowie in Diskussionsrunden über die Vereinspolitik und die Ereignisse während der NS-Zeit zu informieren. Am Sonntag kamen mehr als 300 Besucher vor dem Spiel gegen Eintracht Frankfurt – Zufall oder nicht: die Meisterbegegnung des Jahres 1932 – in der Erlebniswelt zusammen. Erstmals wurde die halbstündige TV-Doku über Landauer gezeigt, ein Begleitwerk des ARD-Spielfilms Landauer, der im Herbst ausgestrahlt werden soll.

prägend »Beeindruckend«, lautete das Fazit der geladenen Gäste und Journalisten. Die 30 Minuten liefern Antworten auf Fragen, die erst seit einigen Jahren wieder gestellt werden. Lange war die Erinnerung an Landauer verblasst, der 1932 »die Bayern« zu ihrer ersten Deutschen Meisterschaft führte. Insgesamt 18 Jahre lenkte er zwischen 1913 und 1951 die Geschicke des Vereins. Er war einer der großen Visionäre des deutschen Fußballs in der Weimarer Republik und eine der prägenden Figuren des FC Bayern im ersten halben Jahrhundert seines Bestehens.

Am 22. März 1933 wurde er zum Rücktritt genötigt. Am Tag nach der »Reichskristallnacht« wurde er verhaftet und im KZ Dachau inhaftiert, das er als Teilnehmer des Ersten Weltkrieges nach 33 Tagen wieder verlassen durfte. Am 15. März 1939 emigrierte er in die Schweiz. Die Nazis ermordeten drei seiner Geschwister, eine Schwester wurde deportiert und gilt als verschollen. Dennoch kehrte er 1947 nach München zurück. Noch im selben Jahr wurde er erneut Präsident seines geliebten FC Bayern. 1951 endete seine letzte Amtszeit. 1961 starb Landauer im Alter von 77 Jahren.

2013 wurde Landauer auf der FC-Bayern-Hauptversammlung posthum für seine enormen Verdienste um den Rekordmeister geehrt und neben Franz Beckenbauer und Wilhelm Neudecker zum Ehrenpräsidenten ernannt. »Eine Ehrung, die längst überfällig war«, sagte damals der heutige Präsident Uli Hoeneß. Er übergab die Ernennungsurkunde an Charlotte Knobloch und Uri Siegel, einen Neffen Landauers. Der versprach, die Urkunde der FC Bayern Erlebniswelt zur Verfügung zu stellen. Seine Zusage machte er nun wahr.

stern »Für ihn gab es nur den FC Bayern. Das war sein Leben«, so Siegel über seinen Onkel. Im Anschluss an den Film diskutierte er mit Knobloch, Karl-Heinz Rummenigge, Nick Golüke (Regisseur und Autor der Dokumentation) sowie mit dem Sporthistoriker Dietrich Schulze-Marmeling. »Der Stern des FC Bayern wurde damals zum ersten Mal hell erleuchtet«, sagte Rummenigge mit Blick auf die erste Meisterschaft. Landauers Denken und Handeln prägten den heutigen Triple-Sieger.

»Er hat die Basis für die enormen Erfolge gelegt, über die wir uns bis heute freuen dürfen«, sagte Knobloch. Sie nutzte die Gelegenheit, um dem FC Bayern einen herausragenden Vorbildcharakter zu attestieren: »Ich appelliere an andere Vereine, sich auch ihrer Vergangenheit anzunehmen. Junge Leute wollen etwas über diese Zeit wissen und darüber diskutieren«, betonte sie. »Das Engagement des FC Bayern im Kampf gegen Antisemitismus, Rechtsextremismus und Diskriminierungen aller Art ist einzigartig im deutschen Sport«, so Knobloch, und ergänzte: »Als Fan bin ich stolz auf meinen Verein.«

Besonders lobte sie die Fans, gerade auch die Ultras, die sich »in bemerkenswerter Art und Weise engagieren«. Seit 2006 veranstaltet die Gruppe »Schickeria« den »Kurt-Landauer-Pokal« gegen Rassismus. Eigeninitiativ rufen sie Landauers Schicksal immer wieder in Erinnerung. Regelmäßig sorgen sie mit spektakulären Aktionen für unvergessliche Augenblicke.

So auch an jenem Sonntag. Vor dem Anpfiff gegen Frankfurt zeigte die Südkurve eine beeindruckende Choreografie. »Der FC Bayern und ich gehören nun einmal zusammen und sind untrennbar voneinander« war auf zwei riesigen Bannern zu lesen – ein Zitat Landauers. Dazu wurde ein überdimensionales Transparent mit seinem Konterfei entrollt. Die Botschaft, die von diesem Wochenende ausging und die laut Knobloch auch an den restlichen Tagen des Jahres lebt, ist eindeutig: nie wieder!

Pessach

Vertrauen bewahren

Das Fest des Auszugs aus Ägypten erinnert uns daran, ein Leben in Freiheit zu führen. Dies muss auch politisch unverhandelbare Realität sein

von Charlotte Knobloch  22.04.2024

Pessach

Das ist Juden in Deutschland dieses Jahr am wichtigsten

Wir haben uns in den Gemeinden umgehört

von Christine Schmitt, Katrin Richter  22.04.2024

Bayern

Gedenkveranstaltung zur Befreiung des KZ Flossenbürg vor 79 Jahren

Vier Schoa-Überlebende nahmen teil – zum ersten Mal war auch der Steinbruch für die Öffentlichkeit begehbar

 21.04.2024

DIG

Interesse an Israel

Lasse Schauder über gesellschaftliches Engagement, neue Mitglieder und die documenta 15

von Ralf Balke  21.04.2024

Friedrichshain-Kreuzberg

Antisemitische Slogans in israelischem Restaurant

In einen Tisch im »DoDa«-Deli wurde »Fuck Israel« und »Free Gaza« eingeritzt

 19.04.2024

Pessach

Auf die Freiheit!

Wir werden uns nicht verkriechen. Wir wollen uns nicht verstecken. Wir sind stolze Juden. Ein Leitartikel zu Pessach von Zentralratspräsident Josef Schuster

von Josef Schuster  19.04.2024

Sportcamp

Tage ohne Sorge

Die Jüdische Gemeinde zu Berlin und Makkabi luden traumatisierte Kinder aus Israel ein

von Christine Schmitt  18.04.2024

Thüringen

»Wie ein Fadenkreuz im Rücken«

Die Beratungsstelle Ezra stellt ihre bedrückende Jahresstatistik zu rechter Gewalt vor

von Pascal Beck  18.04.2024

Berlin

Pulled Ochsenbacke und Kokos-Malabi

Das kulturelle Miteinander stärken: Zu Besuch bei Deutschlands größtem koscheren Foodfestival

von Florentine Lippmann  17.04.2024