Vortrag

Ungebrochenes Gedenken

Gedenkstättenleiter Günter Morsch (l.) und Peter Fischer von AMCHA Deutschland Foto: PR

Im Land Brandenburg gibt es viele Gedenkorte für die Opfer des Nationalsozialismus. Die ehemaligen Konzentrationslager Sachsenhausen und Ravensbrück sind weltweit als Stätten des Gedenkens an die Schoa bekannt. Das einstige »Arbeitslager Lieberose« ist hingegen den wenigsten ein Begriff. Am vergangenen Donnerstag erinnerte die Ständige Konferenz der Leiter der NS-Gedenkorte im Berliner Raum mit einem Vortrag im Roten Rathaus an das größte jüdische Außenlager des früheren KZs Sachsenhausen.

»Die Erinnerungskultur darf sich nicht nur an den großen Hotspots abspielen. Es braucht gerade auch die kleineren Orte, die ein ungebrochenes Gedenken unterstreichen«, betonte Berlins Kultursenator und Bürgermeister Klaus Lederer (Die Linke). Man könne die verschiedenen Gedenkorte in ihrer Bedeutung für die Erinnerungslandschaft in Berlin und Brandenburg nicht hoch genug bewerten, sagte der Politiker.

geschichte Im November 1943 errichteten Häftlinge auf Befehl der SS in dem Dorf Jamlitz bei Cottbus das Arbeitslager Lieberose als Nebenlager des KZs Sachsenhausen. Etwa 10.000 Häftlinge, vor allem Juden aus Polen und Ungarn, aber auch aus anderen Ländern, waren dort inhaftiert und mussten Zwangsarbeit in der Umgebung leisten. Bei der Evakuierung des Lagers Anfang Februar 1945 ermordete die SS 1342 Gefangene. Viele weitere starben auf dem Todesmarsch nach Sachsenhausen oder wurden in die Vernichtungslager im Osten deportiert.

»Das Lager Lieberose war ein unmittelbarer Ort der Schoa. Von hier aus wurden arbeitsunfähige Juden in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert und vergast. Hier wurde die NS-Ideologie der Vernichtung durch Arbeit brutal umgesetzt«, erklärte Peter Fischer.

Der Vorsitzende von AMCHA Deutschland beschäftigt sich seit Jahren mit der Geschichte des Zwangsarbeiterlagers in Jamlitz und setzt sich für die Errichtung einer Gedenkstätte in dem rund 90 Kilometer von Berlin entfernten Ort ein.

aktualität Im Roten Rathaus sprach Fischer über die Aktualität der Erinnerung an das »Arbeitslager Lieberose« als authentischer NS-Täterort. Bisher erinnern lediglich ein DDR-Mahnmal sowie eine Freiluftausstellung auf dem Areal der ehemaligen Häftlingsbaracken an die Schrecken der Vergangenheit. Ein jüdischer Friedhof, der an der Fundstelle der Massengräber der Erschießungen vom Februar 1945 eingerichtet wurde, war bereits mehrfach Ziel rechtsextremistischer Attacken.

Der Verein AMCHA bietet seit 1987 psychosoziale Hilfe für Überlebende der Schoa und ihre Familien in Israel an. Der deutsche Ableger von AMCHA unterstützt die Arbeit finanziell und bemüht sich um ein Gedenken an die Überlebenden.

Berlin

»Berlin verneigt sich«

Zwei Monate nach ihrem Tod wird die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer in Berlin gewürdigt. Der Bundespräsident mahnt vor Politikern und Weggefährten, das Erbe der Jahrhundertfrau weiterzutragen

von Alexander Riedel  09.07.2025 Aktualisiert

Engagement

Verantwortung übernehmen

Erstmals wurde der Fritz-Neuland-Gedächtnispreis verliehen. Die Auszeichnung erhielten der Jurist Andreas Franck und die AG PRIOX der bayerischen Polizei

von Luis Gruhler  09.07.2025

Deutsch-Israelischer Freiwilligendienst

»Wir müssen gewachsene Strukturen erhalten«

ZWST-Projektleiter Erik Erenbourg über ein besonderes Jubiläum, fehlende Freiwillige aus Deutschland und einen neuen Jahrgang

von Christine Schmitt  09.07.2025

Essen

Vier Tage durch die Stadt

Der Verein Kibbuz Zentrum für Kunst, Kultur und Bildung führte 20 Jugendliche einer Gesamtschule an jüdische Orte. Die Reaktionen überraschten den Projektleiter

von Stefan Laurin  09.07.2025

Berlin

Millionenförderung für jüdisches Leben

Die sogenannten Staatsleistungen machten dabei fast 8,9 Millionen Euro in dieser Summe aus. Als Zuwendung für personelle Sicherheitsleistungen flossen den Angaben zufolge 6,1 Millionen Euro

 09.07.2025

Magdeburg

Staatsvertrag zur Sicherheit jüdischer Gemeinden geändert

Die Änderung sei durch den Neubau der Synagogen in Magdeburg und Dessau-Roßlau vor rund zwei Jahren sowie durch zu erwartende Kostensteigerungen notwendig geworden

 09.07.2025

Berliner Philharmonie

Gedenkfeier für Margot Friedländer am Mittwoch

Erwartet werden zu dem Gedenken langjährige Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter, Freundinnen und Freunde Friedländers sowie Preisträgerinnen und Preisträger des nach ihr benannten Preises

 08.07.2025

Mittelfranken

Archäologen entdecken erste Synagoge Rothenburgs wieder

Erst zerstört, dann vergessen, jetzt zurück im Stadtbild: Die erste Synagoge von Rothenburg ob der Tauber ist durch einen Zufall wiederentdeckt worden. Ihre Überreste liegen aber an anderer Stelle als vermutet

von Hannah Krewer  08.07.2025

Biografie

»Traut euch, Fragen zu stellen«

Auch mit 93 Jahren spricht die Schoa-Überlebende Eva Szepesi vor Schülern. Nun hat sie ein Bilderbuch über ihre Geschichte veröffentlicht

von Alicia Rust  06.07.2025