Der Dresdner Kriegsgedenktag ist auch in diesem Jahr von einem Aufmarsch Rechtsextremer überschattet worden. Beobachtern zufolge versammelten sich am Sonntagmittag westlich der Innenstadt bis zu 800 Personen der rechtsextremen Szene. Gegendemonstranten unter anderem aus der linken Szene kamen an mehreren Orten entlang der Demonstrationsroute zusammen.
Zum Teil gelang ihnen Protest in Hör- und Sichtweite. Auch Sitzblockaden wurden versucht. Die Polizei löste diese jedoch auf. Sie trennte die Demonstrationen großräumig voneinander ab.
BANNER Das Internationale Auschwitz Komitee hat unterdessen scharf kritisiert, dass Rechtsextremisten bei ihrem Aufmarsch ein Banner mit der Aufschrift »Bombenholocaust« tragen durften. Das Banner sei ein «schäbiger und hetzerischer Versuch nazistischer Gruppen, den Holocaust zu relativieren und Überlebende der Vernichtungslager in aller Welt zu verhöhnen», erklärte Vizepräsident Christoph Heubner am Montag in Berlin.
An der Menschenkette für Frieden und Gewaltfreiheit nahm auch der Dresdner Gemeindevorsitzende Michael Hurshell teil.
Es sei «empörend und völlig unverständlich für die Überlebenden, dass es immer noch keine einheitliche Strategie von Polizei und Staatsanwaltschaften gibt, dieser provokativen Verdrehung historischer Tatsachen gezielt entgegenzutreten». Jedes Jahr zum Dresdner Gedenktag für die Opfer des Zweiten Weltkriegs würden Rechtsextreme den Begriff «Bombenholocaust» gezielt in die Öffentlichkeit tragen.
Nach Einschätzung durch die zuständige Staatsanwaltschaft bestand bei dem Banner keine «strafrechtliche Relevanz». Michael Hurshell, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde zu Dresden, kritisierte diese Einschätzung im Gespräch mit der Jüdischen Allgemeinen. Das Banner sei «menschenverachtend, eine Verharmlosung des Holocaust und eine Verhöhnung der Opfer». Es sei «eine bewusste Provokation».
rechte szene Jährlich am 13. Februar gedenkt die Stadt der Zerstörung großer Teile Dresdens durch Bombenangriffe der Alliierten 1945 und der Millionen Opfer des Nationalsozialismus. Seit Jahren missbraucht die rechte Szene den Gedenktag für ihre Zwecke.
Dresdnerinnen und Dresdner wollten am Sonntagabend in der Innenstadt mit einer Menschenkette ein Zeichen für Frieden und Gewaltfreiheit setzen. Auch Michael Hurshell nahm daran teil. Der Gedenktag hatte am Vormittag mit einer Kranzniederlegung auf dem Dresdner Nordfriedhof und einem Gottesdienst in der Frauenkirche begonnen. epd/ja