IKG

Überraschender Fund

Wurde vor den Nazis in einem Schrank versteckt: die lange in Vergessenheit geratene Sefer Tora Foto: Dinah Zenker

Im Aron Hakodesch in dem kleinen Gebetssaal des Saul-Eisenberg-Seniorenheims befindet sich seit Kurzem eine weitere Torarolle. Gemeinsam mit den Rabbinern der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Präsidentin Charlotte Knobloch, den Bewohnern und Mitarbeitern des Heimes sowie vielen Gästen wurde sie nun feierlich eingebracht.

Die Torarolle hat eine ganz besondere Geschichte: Sie hat die Zeit des Holocaust versteckt in einem Schrank überstanden – und war dann in Vergessenheit geraten. Erst jetzt wurde sie zufällig von dem IKG-Hausmeister Anatoly Druker entdeckt. Die wertvolle Heilige Schrift, die mehr als 100 Jahre alt ist, wurde dank des Einsatzes von Charlotte Knobloch von einem anerkannten Sofer (Toraschreiber) gründlich und nach allen Regeln der Halacha restauriert. Jetzt ist die Sefer Tora wieder koscher und kann für den Gottesdienst genutzt werden.

bewegend Bei der Feier zur Einbringung der Tora wurde sie nicht nur durch die Synagoge des Seniorenheims getragen, sondern auch durch den Wintergarten, wo sich zahlreiche Gäste versammelt hatten. Allein diese Zeremonie war für alle bewegend. Tief berührt waren die Beter zudem auch von der Ansprache der Pflegedienstleiterin Dinah Zenker.

Für sie hatte die Geschichte von der Rettung der Tora vor der Vernichtung durch die Nazis in einem Schrank noch eine tiefere Bedeutung: Ihre Mutter Ruth Zenker sel. A. war während der Schoa ebenfalls durch ein Versteck in einem Schrank den Nazischergen entkommen. Oft hatte sie ihrer Tochter später davon erzählt. Die Mutter hatte dabei aber auch betont, dass das Wissen um die Lehre G’ttes ihr immer wieder Kraft und Mut in dem Versteck gegeben hatten.

Dinah Zenker fühlte sich durch die Geschichte der wiedergefundenen Torarolle sofort an ihre g’ttselige Mutter erinnert. Doch das sollte nicht alles sein: Sie beauftragte eine Expertin mit der Herstellung eines Mantels für die Sefer Tora und ließ auf dieser auch den Namen ihrer Mutter einsticken.

Kraft »Die Tora ist das Licht«, sagte Dinah Zenker in ihrer kurzen Ansprache – und fügte hinzu: »Möge die Tora in unserem Heim lebendig unter uns sein, wir aus ihr lernen, sie unser Handeln lenken und wir aus ihr Kraft schöpfen für unsere Arbeit zum Wohle unserer Menschen.«

Auch Präsidentin Charlotte Knobloch ging in ihrer Rede auf Ruth Zenker sel. A. ein und warf einen Blick zurück auf die vergangenen Jahrzehnte. Ruth Zenker war in Charlotte Knoblochs Worten präsent, ebenso wie die zahlreichen Begebenheiten rund um das Saul-Eisenberg-Seniorenheim und seine Bewohner, das 1983 in München-Schwabing errichtet wurde.

Thüringen

Jüdisches Kulturfest will Haifa stärker einbeziehen

Beide Städte pflegen seit dem Jahr 2005 eine offizielle Städtepartnerschaft

 17.07.2025

75 Jahre Zentralrat

Zentralratspräsident: Zusammenlegung von jüdischen Gemeinden »schmerzlich«, aber denkbar

Zu wenig engagierter Nachwuchs und mögliche Zusammenschlüsse von jüdischen Gemeinden - so sieht die Lage laut Zentralrat der Juden derzeit aus. Präsident Schuster äußert sich auch zur Rabbinerausbildung in Potsdam

von Leticia Witte  17.07.2025

Stuttgart

Geige, Cello, Kickboxen

Die Musikerinnen Taisia und Elina über den Karl-Adler-Wettbewerb, Spaß und eigene Stücke

von Christine Schmitt  16.07.2025

Jiddisch

Der unerfüllte Traum

Im Rahmen der Scholem-Alejchem-Vortragsreihe sprach der Judaist Gennady Estraikh über die Geschichte von Birobidschan

von Nora Niemann  16.07.2025

München

»Unsere jüdische Bavaria«

80 Jahre Israelitische Kultusgemeinde München und 40 Jahre Präsidentschaft von Charlotte Knobloch: Am Dienstagabend wurde das Doppeljubiläum mit einem Festakt gefeiert. Für einen scharfzüngigen Höhepunkt sorgte der Publizist Michel Friedman

von Christiane Ried  16.07.2025

München

»Ich habe größten Respekt vor dieser Leistung«

Zum 40-jährigen Dienstjubiläum von Charlotte Knobloch wird sie von Zentralratspräsident Josef Schuster geehrt

 16.07.2025

Porträt der Woche

»Musik war meine Therapie«

Hagar Sharvit konnte durch Singen ihre Schüchternheit überwinden

von Alicia Rust  15.07.2025

Berlin

Gericht vertagt Verhandlung über Lahav Shapiras Klage gegen Freie Universität

Warum die Anwältin des jüdischen Studenten die Entscheidung der Richter trotzdem als großen Erfolg wertet. Die Hintergründe

 15.07.2025 Aktualisiert

Andenken

Berliner SPD: Straße oder Platz nach Margot Friedländer benennen

Margot Friedländer gehörte zu den bekanntesten Zeitzeugen der Verbrechen der Nationalsozialisten. Für ihr unermüdliches Wirken will die Berliner SPD die im Mai gestorbene Holocaust-Überlebende nun sichtbar ehren

 15.07.2025