Frankfurt

Über den Wolken

Bettina Hickler übernimmt das Amt vom scheidenden EL-AL-Manager Ben-Zion Malka. Foto: Rafael Herlich

»Le Chaim, Chef!« Dieser Toast, von den Mitarbeitern der EL-AL-Repräsentanz in Frankfurt gemeinsam und mit ganzem Herzen ausgerufen, galt noch dem scheidenden General Manager. Im Februar, wird Ben-Zion Malka in den Ruhestand gehen und Bettina Hickler als seine Nachfolgerin die Führung der israelischen Fluglinie in Deutschland und Österreich übernehmen. Und so war es ein »Farewell and Welcome«, Abschied und Willkommen zugleich, zu dem EL Al am vergangenen Donnerstagabend ins Frankfurter Hotel »Intercontinental« eingeladen hatte.

Wie nicht anders zu erwarten von einer Airline, traf man sich hoch über den Wolken, im 21. Stock des Hotelhochhauses, zu einem Cocktailempfang mit anschließendem Dinner. Auch Israels Botschafter in Berlin, Yakov Hadas-Handelsman, war nach Frankfurt gekommen, um Malkas Verdienste zu würdigen, ebenso wie Shali (Shalom) Zahavi, Vice President Commercial Industry and Affairs der Fluglinie in Israel.

»EL AL ist das Gesicht Israels, und ich hoffe, es ist ein schönes Gesicht«, sagte Hadas-Handelsman. Dass die Fluggesellschaft auch im Ausland so gut dastehe, sei sicherlich auch das Verdienst Malkas, der die Position des General Managers für Deutschland und Österreich 15 Jahre lang und damit länger als alle seine Vorgänger innegehabt hatte. »Von Berlin bis München: Alles läuft!«, zeigte sich der Botschafter mit der Bilanz dieses langen Arbeitslebens zufrieden.

Er und auch viele andere an diesem Abend äußerten die Hoffnung, dass Malka mit seinem enormen Fachwissen und seinen Erfahrungen in der israelischen Luftfahrt weiterhin beratend zur Verfügung stehen werde. Und so klang es fast beschwörend, als Botschafter Hadas-Handelsman erklärte, »Benzi«, wie seine Freunde ihn nennen, gehe doch jetzt lediglich in Urlaub und nicht in Rente.

Israelische Armee Insgesamt 37 Jahre lang hatte Malka EL AL angehört, vorher diente er in einem hohen Dienstrang als Offizier der israelischen Infanterie. Er sei ein »großer Zionist«, bescheinigte ihm Shalom Zahavi, der eigens aus Israel eingeflogen war, um an diesem Abend des Abschieds teilzunehmen. Zahavi überbrachte eine Grußbotschaft und ein Geschenk des EL-AL-Vorstandsvorsitzenden David Maimon: einen kleinen goldenen Flugzeugflügel, besetzt mit vier Diamanten, die für die vier Dekaden stehen, die Malka dem Unternehmen diente. Doch lobte Zahavi auch Charme und Charisma des 65-Jährigen.

In allen Ansprachen von Kunden und Kollegen klang immer wieder an, mit welchem einzigartigen Engagement Ben-Zion Malka seine Position ausgefüllt hatte: »Welchen anderen Chef einer Airline kann man nachts auf dem Handy erreichen?«, fragte etwa Michael Doll, Reiseveranstalter mit Spezialisierung auf Israel. Malka aber war stets präsent und half, wenn Fluggäste aufgrund technischer Pannen oder Unwetter irgendwo einen Zwischenstopp einlegen mussten.

Unvergessen sein Engagement, als der isländische Vulkan Eyafjallajökull mit seinen Aschewolken den Himmel verdunkelte und Tausende von Fluggästen der EL AL zwischen Oslo und Wien gestrandet waren, während der Abend hereinbrach und der Schabbat begann. Dass habe er an Malka immer besonders geschätzt: »dass man in solchen Ausnahmesituation mit ihm reden und Alternativen erörtern kann«, betonte Doll. »Weltmännisch und bodenständig zugleich« sei er außerdem, ergänzte Doll, und vor allem ein Mensch mit der seltenen Fähigkeit zum Mitleiden und zur Anteilnahme.

Kochkünste Freunde rühmen übrigens Malkas Kochkünste und seine wohlklingende Stimme. Dazu seine große Verbundenheit mit seiner Familie, seiner Ehefrau Marlies und deren Mutter, die seit einiger Zeit bei den Malkas lebt, zu seinen drei erwachsenen Kindern und den beiden Enkelkindern – man kann also getrost davon ausgehen, dass »Benzi« am Anfang eines »reizvollen und wohltuenden neuen Lebensabschnitts« steht, wie Marion Paderna, Sales und Marketing Managerin für EL AL in Deutschland, in ihrer Ansprache betonte. Paderna war es auch, die Malkas Nachfolgerin herzlich begrüßte: »Komm an Bord, Tina!«, rief sie der neuen General Managerin zu. »Wir werden gemeinsam durchstarten!«

Bettina Hickler gehört dem Unternehmen bereits seit dem Jahr 2000 an und hatte bis jetzt als Managerin den Cargo-Zweig der Airline in Europa geleitet. »Mit offenen Armen und offenem Herzen« habe man sie in der EL-AL-Familie aufgenommen, erklärte die gebürtige Frankfurterin. So habe sie es als besonderen Vertrauensbeweis angesehen, als EL AL sie für mehrere Monate nach New York schickte, um vorübergehend die dortige Niederlassung zu leiten.

USA Schon am Anfang ihres Berufslebens hatte Bettina Hickler vier Jahre lang in den USA gelebt und gearbeitet. Seitdem liebt sie dieses Land und fährt immer wieder gerne dorthin. Aber auch Israel liegt ihr sehr am Herzen. Angestoßen von ihrer Kirchengemeinde habe sie sich immer schon für die Geschichte und Traditionen Israels und seiner Menschen interessiert, betont die 55-Jährige. Daher sehe sie es als »große Ehre und Herausforderung« an, künftig neben dem Cargo-Bereich auch das Personenfluggeschäft zu managen.

Ihr sei allerdings klar, dass der neue Job sie künftig fast rund um die Uhr fordern werde: »Sieben Tage, von sieben bis 24 Uhr« wolle sie diese »Riesenherausforderung mit ganzem Herzblut« annehmen, versprach die neue Frau an der Spitze. »Ich bin dankbar für das Vertrauen, das man mir von Seiten der Airline entgegenbringt.«

Porträt der Woche

Herzensheimat Israel

Dalit Hochberg kam als Kind nach Berlin und fand hier ihr zweites Zuhause

von Gerhard Haase-Hindenberg  28.05.2023

Berlin-Wilmersdorf

Das blaue Haus

Demnächst soll der Pears Jüdischer Campus eröffnet werden. Ein Rundgang mit Architekt Sergei Tchoban

von Christine Schmitt  28.05.2023

Statistik

Gemeinden in Zahlen

Die Neuzugänge haben sich verdoppelt – dennoch fehlt es an jüngeren Menschen

von Christine Schmitt  27.05.2023

Frankfurt am Main

Demos gegen Roger Waters vor Festhalle angekündigt

Das Motto des Protests am Konzerttag: »Frankfurt vereint gegen Antisemitismus«

 25.05.2023

Musik

Festakt im Historischen Rathaus

Mit einem Konzert wurden 75 Jahre Israel sowie 75 Jahre jüdisches DP-Orchester gefeiert

von Lukas Ruser  25.05.2023

Antisemitismus

München zeigt Flagge gegen Roger Waters

Vor der Olympiahalle gab es Proteste gegen das Konzert des Musikers

von Eva von Steinburg  25.05.2023

Nachruf

Seine Stimme ist verstummt

Oljean Ingster, langjähriger Kantor der Synagoge Rykestraße, ist mit 95 Jahren verstorben

von Christine Schmitt  25.05.2023

Interview

»Wir brauchen eine starke Zivilgesellschaft«

Ben Salomo über Antisemitismus, Drohmails, Hetzkampagnen und »Rap am Mittwoch«

von Gernot Wolfram  25.05.2023

Berlin

Ben Salomo ausgezeichnet

Der Musiker wurde für sein Engagement gegen Antisemitismus als Botschafter für Demokratie und Toleranz ausgezeichnet

von Gernot Wolfram  24.05.2023