Ab heute veranstaltet der Zentralrat der Juden eine dreitägige Konferenz zum Thema Judenhass in den Lebensbereichen Jugendlicher. Der Titel der Veranstaltung, die vom 14. bis zum 16. Juni in Frankfurt am Main stattfindet: »Zwischenzeilen«.
»Jugendliche sind in ihrem Lebensalltag in unterschiedliche kulturelle Kontexte eingebunden«, heißt es in der Ankündigung der Bildungsabteilung des Zentralrates. »Sie hören Musik, spielen Fußball im Verein, konsumieren und erstellen Videos auf Social-Media-Plattformen wie TikTok und engagieren sich in politischen Bewegungen wie Fridays for Future. In den vergangenen Jahren wurde vermehrt öffentlich darüber diskutiert, welche Bedeutung antisemitische Erklärungsmuster in jugendrelevanten Lebensbereichen spielen.«
Perspektiven und Erfahrungen Mit antisemitischen Motiven und Erzählungen kämen Jugendliche nicht nur beim Hören von deutschsprachigem Gangsta-Rap in Berührung, sondern auch in zahlreichen anderen sozialen und kulturellen Kontexten und Erfahrungsräumen, hieß es. Bei der Tagung soll der Blick auf eine Vielzahl dieser Kontexte gerichtet werden. Ein »Austausch von Wissen, Perspektiven und Erfahrungen« ist angestrebt.
»Die Tagung richtet den Blick auf Lebensbereiche, in denen Jugendliche fast zwangsläufig mit antisemitischen und verschwörungsideologischen Inhalten in Berührung kommen«, sagt Sabena Donath, Direktorin der Bildungsabteilung des Zentralrates, im Gespräch mit der Jüdischen Allgemeinen. »Es ist uns gelungen, eine Vielzahl von Experten und Expertinnen zu den Themen zu gewinnen, um interdisziplinäre Zugänge zu ermöglichen.«
»Wir nehmen gezielt jüdische Positionen in den Blick und geben ihnen Raum.«
Sabena Donath
In der Tat enthält die lange Liste der Referenten wichtige Namen. Jakob Baier vom Zentrum für Prävention und Intervention im Kindes- und Jugendalter der Universität Bielefeld soll über das zentrale Tagungsthema sprechen und an einer Podiumsdiskussion über Antisemitismus in Kunst und Kultur teilnehmen.
Auch Leon Kahane vom Forum demokratische Kultur und zeitgenössische Kunst ist mit dabei, ebenso wie Stella Leder vom Institut für Neue Soziale Plastik, Mia Alvizuri Sommerfeld, die für das Institut für Neue Soziale Plastik arbeitet und Hanna Veiler von der Jüdischen Studierendenunion.
Antidiskriminierungsarbeit im Fußball Pia Lamberty vom Center for Monitoring, Analyse und Strategie wird im Rahmen der Tagung über Verschwörungstheorien sprechen, Deborah Schnabel von der Bildungsstätte Anne Frank über »Popkulturelle Social Media Trends und Antisemitismus«.
Tagungen zum Thema Judenhass gibt es zuhauf. Die Bildungsabteilung des Zentralrates hat allerdings ein Konzept, das heraussticht.
Das Thema »Jüdische Perspektiven auf antisemitismuskritische Bildung in Schule und Jugendarbeit« beleuchtet Rifka Ajnwojner vom Jüdischen Museum Frankfurt, während sich Mortimer Berger und Samantha Bornheim von Makkabi Deutschland in ihren Beiträgen mit Antidiskriminierungsarbeit im Fußball beschäftigen. Weitere Themen sind Antisemitismus und Rap in der Jugendarbeit und Judenhass auf TikTok.
Tagungen zum Thema Judenhass gibt es zuhauf. Die Bildungsabteilung des Zentralrates hat allerdings ein Konzept, das heraussticht: Sie werde sicherstellen, dass »Thema in der Tiefe von mehreren Seiten« behandelt würden, so Sabena Donath.
Ihr zufolge gibt es ein Alleinstellungsmerkmal: »Wir nehmen gezielt jüdische Positionen in den Blick und geben ihnen Raum. Bei der Tagung kommen zum Beispiel zum Thema Antisemitismus in Kunst und Kultur jüdische Expertinnen zu Wort. Ebenso bekommen jüdische Rapper - inspiriert von der Jewrovision - eine große Bühne.«
Erster Kontakt »Die Welt von TikTok, Gaming und Deutsch Rap ist komplex und schwer zu durchdringen«, erklärt Sabena Donath. »Pädagogische Fachkräfte müssen deshalb Codes und Chiffren kennen, um adäquate Handlungsstrategien zu entwickeln. Dazu bietet unsere Tagung die geeigneten Workshops, Vorträge und Podiumsdiskussionen.«
Eines der Ziele der Bildungsabteilung ist es, neue Zielgruppen zu erschließen, so Donath: »Diesmal haben sich viele Fachkräfte aus der außerschulischen Jugendarbeit angemeldet. Für die meisten ist es der erste Kontakt zu jüdischen Perspektiven und Räumen. Als im Entstehen begriffene Institution des Zentralrats wollen wir den Diskurs aus jüdischer Perspektive fachlich prägen und mitbestimmen.« ja