UNESCO

Thüringen optimistisch bei Welterbe-Antrag für jüdische Relikte

Thüringens Landeshauptstadt will auch den »Erfurter Schatz« als Weltkulturerbe einreichen. Foto: ddp

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) und Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD) sind zuversichtlich hinsichtlich der Chancen des Erfurter Antrags zur Aufnahme seiner mittelalterlichen jüdischen Relikte in das Unesco-Weltkulturerbe.

»Von unserer Seite ist alles gemacht worden, was uns möglich war. Wir sind jetzt optimistisch«, erklärte Bausewein am Montag in Erfurt. Ramelow ergänzte: »Man muss dicke Bretter lange bohren. Es wäre schön, wenn es im ersten Anlauf gelingen würde.«

Der Antrag fokussiert auf historische Gegenstände der jüdischen Gemeinde Erfurts und Gebäude, darunter eine Mikwe, die in den 1990er-Jahren wiederentdeckte Alte Synagoge und den »Erfurter Schatz«, der vermutlich 1349 bei einem großen Pogrom vergraben wurde. Bereits seit 2012 arbeitet die Thüringer Landeshauptstadt daran, mit ihrem jüdischen Erbe in die UN-Liste bedeutender Kulturstätten aufgenommen zu werden.

Die Unesco werde das rund 350-seitige Dossier, das neben dem Antrag auch einen Managementplan umfasst, voraussichtlich bis Ende März auf seine Vollständigkeit prüfen, erklärte Maria Stürzebecher von der Erfurter Unesco-Stabstelle. Im Sommer erwarte man dann in Erfurt eine offizielle Gutachter-Kommission des Internationalen Rats für Denkmalpflege (Icomos) zur Besichtigung und Prüfung.

Die Entscheidung über eine Aufnahme könnte frühestens im Sommer 2022 bei der Sitzung der Welterbe-Kommission fallen. »Es bleibt aber unwägbar«, so Stürzebecher. »Es gab durchaus Fälle, wo das Icomos-Gutachten negativ ausfiel, eine Aufnahme aber dennoch erfolgte. Das ist immer auch eine politische Entscheidung.«

Ramelow und Bausewein bedauerten beide, dass bei der Antragstellung am Ende keine Kooperation mit Speyer, Worms und Mainz möglich war. Diese drei sogenannten SchUM-Städte, zusammengesetzt aus den hebräische Anfangsbuchstaben der Städtenamen, hatten ihren gemeinsamen Welterbe-Antrag für ihre jüdischen Stätten bereits im vergangenen Jahr bei der Unesco eingereicht.

Ramelow erklärte: »Ich habe eigens Altministerpräsident Bernhard Vogel gebeten, nochmals mit den SchUM-Städten zu reden. Trotzdem ist es uns am Ende nicht gelungen, den Antrag gemeinsam auf den Weg zu bringen.« Über den Antrag der rheinland-pfälzischen Städte wird eine Entscheidung der Unesco bereits in diesem Jahr erwartet.

In Thüringen gibt es bislang drei Weltkulturerbe-Stätten: das Bauhaus in Weimar (seit 1996), das Klassische Weimar (seit 1998) und die Wartburg (seit 1999). 2011 wurde der Nationalpark Hainich zum Weltnaturerbe erklärt. kna

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