Die Jüdische Kultusgemeinde der Rheinpfalz hat am Montag eine neue Torarolle in der Speyerer Synagoge Beith-Schalom eingebracht. Die Tora bilde das geistliche Zentrum einer jüdischen Gemeinde, sagte der stellvertretende Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Abraham Lehrer, bei einer Feierstunde vor rund 100 Festgästen.
»Wer ein Haus baut, will bleiben«, sagte Lehrer in Anlehnung an einen Ausspruch des ehemaligen Bundespräsidenten Johannes Rau. »Wer eine Synagoge baut und eine Torarolle hat, der will erst recht bleiben.« Die Jüdische Kultusgemeinde der Rheinpfalz mit ihren drei Gemeindehäusern in Speyer, Kaiserslautern und Ludwigshafen zählt rund 620 Mitglieder, die vor allem aus den ehemaligen Staaten der Sowjetunion stammen.
verdienst Dass neues jüdisches Leben in Deutschland wachse, sei vor allem durch den Zuzug von Juden aus den ehemaligen Sowjetstaaten bedingt, sagte Lehrer. Dies sei auch ein Verdienst des verstorbenen Altbundeskanzlers Helmut Kohl, der sich dafür eingesetzt habe, »dass Deutschland für verfolgte Juden in der Welt die Tore öffnet«, sagte Lehrer. Rund 110.000 Juden lebten derzeit in Deutschland.
Der stellvertretende Zentralratsvorsitzende mahnte, wachsam zu sein und gegen den wachsenden Antisemitismus in Deutschland anzugehen. Die Judenfeindschaft in all ihren Facetten sei in der Mitte der Gesellschaft angekommen. »Dies haben Pegida und AfD ermöglicht«, sagte er.
bedeutung Die Toraeinbringung sei »ein Symbol dafür, dass jüdische Gemeinden in Deutschland wachsen«, sagte der rheinland-pfälzische Kulturminister Konrad Wolf (SPD). Die Landesregierung werde sich auch weiter für den Schutz jüdischer Gemeinden und die Bewahrung des deutsch-jüdischen Kulturerbes einsetzen, versprach der Minister. Die jüdische Gemeinde sei aus dem Leben Speyers nicht mehr wegzudenken, ergänzte Oberbürgermeister Hansjörg Eger (CDU). Er erinnerte daran, dass auch die historische Bedeutung und der Wohlstand der Stadt zu einem guten Teil auf ihr reiches jüdische Erbe zurückzuführen sei.
Die neue Speyerer Torarolle kostet rund 25.000 Euro und wurde durch die Kultusgemeinde, Benefizveranstaltungen sowie die Unterstützung zahlreicher Institutionen und Einzelpersonen finanziert, wie die Geschäftsführerin der Jüdischen Kultusgemeinde der Rheinpfalz, Marina Nikiforova, berichtete. epd
Lesen Sie mehr in der kommenden Ausgabe am Donnerstag.