Zum 72. Jahrestag der sogenannten Fabrik-Aktion ist am Donnerstag in Berlin an die Verhaftung jüdischer Zwangsarbeiter und die anschließenden Proteste ihrer Ehefrauen im Februar 1943 erinnert worden. Niemals werde vergessen, dass damals zur Zwangsarbeit verpflichtete Juden in Berlin und im gesamten »Reich« innerhalb weniger Stunden aus den Fabriken geholt, aus Wohnungen einbestellt und von den Straßen aufgegriffen wurden, um sie in Konzentrationslager zu deportieren, erklärte der Bezirk Berlin-Mitte.
Schweigemarsch Nach einem stillen Gedenken am Mahnmal in der Großen Hamburger Straße führte ein Schweigemarsch zur Rosenstraße in Berlin-Mitte, wo damals die Ehefrauen gegen die Verhaftung ihrer jüdischen Männer protestierten. Erwartet wurden dazu unter anderem der Leiter der Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz, Hans-Christian Jasch, und der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Gideon Joffe.
Am 27. und 28. Februar 1943 waren in Berlin mehrere Tausend jüdische Zwangsarbeiter aus Fabriken und Wohnungen geholt und verhaftet worden. Etwa 6000 von ihnen sollen in NS-Vernichtungslagern ermordet worden sein.
Weitere rund 2000 mit nichtjüdischen Frauen verheiratete Männer wurden im Gebäude der jüdischen Sozialverwaltung in der Rosenstraße in Berlin-Mitte festgehalten. Dort protestierten ihre Ehefrauen und andere Angehörige mehrere Tage lang gegen die Internierung. Sie hatten damit Erfolg: Die Männer entgingen der Deportation, mussten aber bis Kriegsende Zwangsarbeit leisten. epd