Fußball

Spiel der Emotionen

Zu Gast in Dortmund

Fußball

Spiel der Emotionen

Der TuS Maccabi Düsseldorf traf auf die israelische Mannschaft Shaʼar Fiore HaNegev

von Stefan Laurin  24.09.2024 19:01 Uhr

Es ist kalt am Donnerstag vergangener Woche auf der »kleinen Kampfbahn« im Arena-Park in Düsseldorf. Zwischen der Merkur Spiel-Arena und dem Rhein liegt der Fußballplatz mit einer kleinen Tribüne. Bereits zwei Stunden, bevor das Spiel gegen den TuS Maccabi Düsseldorf beginnt, ist das Team von Shaʼar Fiore HaNegev vor Ort.

Es sind die »alten Herren«, zwischen 30 und 50. Fit sind sie: Einige machen sich auf dem Platz warm, der Torwart übt, Bälle zu halten, andere dribbeln oder spielen sich Pässe zu. »Das Wetter hier ist wie in Israel im Winter«, lacht ein Spieler von Sha’ar Fiore HaNegev. Aber das sei egal. »Wir freuen uns, hier zu sein und gleich gegen Maccabi zu spielen.«

Alle seien freundlich zu den israelischen Sportlern, einer Altherrenmannschaft aus der Region Sha’ar HaNegev, die an den Gazastreifen grenzt. Auch dort wütete die Hamas, ermordete und entführte Menschen. »Auch wenn wir jetzt in Deutschland sind, sind unsere Gedanken immer bei unseren ermordeten und entführten Freunden.«

»Es gab keinen lieberen und hilfsbereiteren Menschen als Ilan«

Einer von ihnen, Ilan Fiorentino, war Spieler des Klubs. »Ilan war der Sicherheitsbeauftragte seines Kibbuz. Als die Hamas am 7. Oktober angriff, rettete er einen Jungen und wurde später ermordet. Es gab keinen lieberen und hilfsbereiteren Menschen als Ilan. Wir vermissen ihn und haben unseren Verein seinetwegen umbenannt.« Aus Sha’ar HaNegev wurde in seinem Gedenken Sha’ar Fiore HaNegev.

Das Spiel ist nur eine Station des Deutschlandbesuchs der Mannschaft.

Das Spiel ist nur eine Station des Deutschlandbesuchs der Mannschaft. »Wir waren zusammen bei Borussia Dortmund«, erzählt Zeev Reichard, der selbst bei Maccabi spielte und Referent für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf ist. Die Spieler konnten so einen Blick auf einen der größten Erstliga-Vereine werfen. Die Borussen gehören zu den Vereinen, die sich am stärksten gegen Antisemitismus engagieren und immer wieder mit Maccabi und dem Zentralrat der Juden in Deutschland zusammenarbeiten.

Auch in der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen waren die Kicker aus Israel zu Gast. Dort wurden sie von Minister Nathanael Liminski empfangen. »Der Besuch«, sagt Reichard, »ist Teil des Landesprogramms ›Shalom – Chaveruth‹. Mit diesem Programm unterstützt NRW nicht nur den Wiederaufbau in den israelischen Regionen, in denen die Hamas gewütet hat und die vom Krieg besonders hart betroffen sind – Regionen in Israel in einer Entfernung von bis zu 30 Kilometern von der Grenze zum Gazastreifen und von bis zu 30 Kilometern zur israelisch-libanesischen Grenze –, sondern lädt auch Israelis ein, um für wenige Tage dem von Terror und Krieg geprägten Alltag zu entfliehen.«

Für die Spieler von TuS Maccabi sind es besondere Tage

Für die Spieler von TuS Maccabi sind es besondere Tage, und das Spiel gegen Sha’ar Fiore HaNegev ist für das Team etwas Außergewöhnliches. »So ein Spiel ist stark von Emotionen geprägt, vor allem für die Mannschaft aus Israel. Wir waren sofort bereit, uns mit ihnen hier auf diesem Platz zum Kicken zu treffen.« Bevor das Spiel begann, kamen die beiden Teams auf dem Rasen der kleinen Kampfbahn zusammen, um an die Geiseln aus der Region Sha’ar HaNegev zu erinnern, die noch immer in der Gewalt der Hamas sind.

Die Spieler hielten ein Transparent mit deren Namen: Ziv Berman, Gali Berman, Emily Tehila Damari, Doron Steinbrecher, Keith Samuel Siegel, Tsachi Idan und Omri Miran warten bis heute auf ihre Befreiung. Dann ging es los. Das Team aus Sha’ar HaNegev lief – im Gedenken an die Geiseln und Ilan Fiorentino – in Schwarz auf, der TuS Maccabi klassisch in Blau. Sha’ar Fiore HaNegev gewann 5:1. Doch allen war die Gemeinsamkeit wichtiger als das Ergebnis.

Thüringen

Jüdische Landesgemeinde und Erfurt feiern Chanukka

Die Zeremonie markiert den Auftakt der inzwischen 17. öffentlichen Chanukka-Begehung in der Thüringer Landeshauptstadt

 08.12.2025

Berlin

Jüdisches Krankenhaus muss Insolvenz anmelden

Viele Krankenhäuser stehen unter enormem wirtschaftlichem Druck. Ein Berliner Haus mit fast 270-jähriger Geschichte musste nun Insolvenz anmelden: Das Jüdische Krankenhaus will damit einen Sanierungsprozess starten

 08.12.2025

Chabad

»Eine neue Offenheit«

Seit 20 Jahren ist Heike Michalak Leiterin der Jüdischen Traditionsschule. Ein Gespräch über Neugier, das Abenteuer Lernen und die Ängste der Eltern

von Christine Schmitt  05.12.2025

WIZO

Tatkraft und Humanität

Die Gala »One Night for Children« der Spendenorganisation sammelte Patenschaften für bedürftige Kinder in Israel

von Ellen Presser  05.12.2025

Porträt der Woche

Mit Fingerspitzengefühl

Hans Schulz repariert Fahrräder und spricht mit seinen Kunden auch über Israel

von Alicia Rust  05.12.2025

Ratsversammlung

»Die Gemeinden sind das Rückgrat der jüdischen Gemeinschaft«

In Frankfurt kamen 90 Delegierte aus den Landesverbänden zusammen, um aktuelle Anliegen und Sorgen zu besprechen. Gastredner war Kulturstaatsminister Wolfram Weimer

von Katrin Richter  03.12.2025

Jewish Quiz

»Fast wie bei den Samstagabend-Shows«

Am Wochenende raten in Frankfurt über 500 Jugendliche um die Wette. Dabei geht es um mehr als bloße Wissensabfrage, betonen die Organisatoren der Veranstaltung

von Helmut Kuhn  03.12.2025

Berlin

Ein Nachmittag voller Licht

Mitzwa Express lädt zum traditionellen Chanukka-Basar in die Synagoge Pestalozzistraße ein

 03.12.2025

Chemnitz

Sachsen feiert »Jahr der jüdischen Kultur«

Ein ganzes Jahr lang soll in Sachsen jüdische Geschichte und Kultur präsentiert werden. Eigens für die Eröffnung des Themenjahres wurde im Erzgebirge ein Chanukka-Leuchter gefertigt

 03.12.2025