Leer

Späte Würdigung

Wurde ausgezeichnet: Albrecht Weinberg (98) Foto: picture alliance / dpa

Leer

Späte Würdigung

Der Schoa-Überlebende Albrecht Weinberg ist nun Ehrenbürger der Stadt

von Christine Schmitt  28.09.2023 09:12 Uhr

»Ich hatte nicht mehr damit gerechnet, dass mir das noch passiert«, freut sich Albrecht Weinberg darüber, dass ihm die Ehrenbürgerwürde der Stadt Leer verliehen wurde. Mit dieser Auszeichnung sei er, der als Jugendlicher ins KZ deportiert wurde, Todesmärsche überlebte und seine Eltern in Auschwitz verlor, jetzt als »Mensch groß geworden«, wie es der 98-Jährige auf den Punkt bringt. Über seine Erlebnisse berichtet er – immer noch – vor Schülern.

Vor 13 Jahren ist Weinberg in seine alte Heimat zurückgekommen. »Er hat sich seitdem unermüdlich für die Erinnerungsarbeit eingesetzt. Durch sein großes Engagement, insbesondere in der Arbeit mit jungen Menschen in den Schulen, hat er einen nachhaltigen Beitrag gegen das Vergessen geleistet«, sagte Ratsvorsitzender Hauke Sattler vergangene Woche im Leerer Rathaus, wo der 98-Jährige die Auszeichnung erhielt.

geschwister In Westrhauderfehn wurde Weinberg geboren – auch in dieser Gemeinde ist er mittlerweile Ehrenbürger. Seine Geschwister Dieter und Friedel überlebten ebenfalls.

1947 emigrierte Weinberg gemeinsam mit seiner Schwester nach New York. Denn auch nach Kriegsende sei er in Deutschland »genauso wenig gewollt gewesen wie in der Nazizeit«. In Amerika arbeitete er zunächst als Laufbursche und führte später eine Fleischerei am Broadway. »Es war eine gute Zeit.«

Fast 40 Jahre lang habe er keinen Fuß mehr nach Deutschland setzen wollen, vor allem nicht in seine alte Heimat, so Weinberg. Doch 1985 nahmen die Geschwister eine Einladung der Stadt Leer an, »um jüdische Schicksalsgenossen wiederzusehen«. Es folgten weitere Besuche. Als ihnen der Religionslehrer der früheren jüdischen Schule dann ein Gruppenfoto von damals schickte, änderten sie ihre Meinung und kamen zurück.

seniorenresidenz Weinbergs Schwester starb in Leer. Weinberg lebte zwischenzeitlich in einer Seniorenresidenz, da seine Sehfähigkeit nachließ. Doch er konnte in eine Wohngemeinschaft mit Gerda Dänekas umziehen. »Mir ist es noch nie so gut gegangen.«

Und er freut sich schon auf die nächste Ehrung. Denn er soll auch die Hermann-Tempel-Medaille erhalten. Gern würde er einmal wieder eine Synagoge besuchen. »Aber in Leer gibt es keine. Und Oldenburg ist für mich weit weg.« Einer seiner großen Wünsche: Auf dem Grundstück der ehemaligen Synagoge sollte eine Gedenkstätte errichtet werden.

Berlin

Dokumentarfilm »Don’t Call It Heimweh« über Margot Friedländer

Die Dokumentation von Regisseur Thomas Halaczinsky zeigt Friedländers erste Reise aus New York nach Berlin im Jahre 2003. Es war ihre erste Fahrt in die Heimatstadt nach 60 Jahren

 05.06.2025

Dortmund

»United in Hearts«

Bald ist es so weit, dann beginnt die Jewrovision mit dem dazugehörenden Mini-Machane

 05.06.2025

Rückblick

»Es war nur ein kleiner Anschubser nötig«

Avi Toubiana über eine weitreichende Idee, die Anfänge der Jewrovision und unvergessene Momente

von Christine Schmitt  05.06.2025

Gedenktag

Bundesweiter Anne-Frank-Tag am 12. Juni - 731 Schulen beteiligt

Am Anne-Frank-Tag beschäftigen sich Schülerinnen und Schüler mit dem Leben des berühmten Holocaust-Opfers. In diesem Jahr lautet das Thema des bundesweiten Schulaktionstags »Erinnern und engagieren digital«

von Karin Wollschläger  04.06.2025

Jewrovision

»Natürlich mit Musik«

Yuval aus der Eifel über die Probenarbeit, die Castingshow »The Voice Kids« und seine Pläne für die Zukunft

von Christine Schmitt  04.06.2025

Interview

»Habt Spaß, nutzt den Moment!«

Marat Schlafstein über das Motto der 22. Jewrovision, Zusammenhalt und einen guten Tipp für die Jugendzentren

von Katrin Richter  01.06.2025

Porträt der Woche

»Ich möchte Brücken bauen«

Iris Lea Bialowons ist Madricha, studiert Psychologie und arbeitet an einer Schule

von Matthias Messmer  01.06.2025

Essay

Nach 53 Jahren erstmals wieder in Israel

Unser Redakteur ist israelischer Staatsbürger, doch das letzte Mal war er in den 1970ern im jüdischen Staat. Für eine Konferenz flog er nun erneut in das Land. Ein persönlicher Bericht

von Imanuel Marcus  30.05.2025

Jewrovision

Spannung in der Luft

Wie bereiten sich die Teilnehmer auf die Acts vor – und worauf freuen sie sich am meisten? Wir haben einige dazu befragt

von Christine Schmitt  30.05.2025