House of One

Sommerfest am Petriplatz

Drei Zehn-Euro-Scheine und einige Münzen liegen bereits im Glaskasten – ein paar Besucher des Sommersfests des Dreireli-gionenhauses »House of One« haben in den ersten paar Minuten zugegriffen, Ziegelsteine erworben und somit symbolisch Steine für den Bau finanziert: So schnell kann man Bauherr werden. Schüler der Evangelischen Schule haben sie hergestellt und die Zeichen der drei Religionen hineingraviert – den Halbmond, den Davidstern und das Kreuz.

Im temporären Pavillon ist das Büfett aufgebaut, halal und koscher. Überall gibt es Informationsstände und Spiele für die Kinder. Viele bewundern die Gärten, die im vergangenen Jahr Schüler, Teilnehmer des »Young House of One«, angelegt haben. Bis auf den Pavillon stehen noch keine Häuser. Dafür gibt es jede Menge Platz für die zahlreichen Besucher.

Unter ihnen ist auch Barbara Witting, pensionierte Direktorin des Jüdischen Gymnasiums Moses Mendelssohn. Kaum hielt sie vor vier Jahren ihre letzte Abitur-Rede, engagierte sie sich beim House of One und wurde Vorstandsmitglied. Am Tag zuvor betreute sie den Infostand des Dreireligionenhauses beim Tag der Offenen Tür im Innenministerium, an diesem Sonntag steht sie am Petriplatz, wo es gebaut werden soll. »Das Projekt ist fantastisch, es ist ein Friedensprojekt«, schwärmt Witting.

grundstein Nächstes Jahr soll der Grundstein gelegt werden, obwohl die Spenden sich bisher erst auf knapp zehn Millionen Euro belaufen. Darunter sind 2,2 Millionen Euro aus dem Bundeshaushalt im Rahmen des Förderprogramms »Nationale Projekte des Städtebaus« sowie weitere 1,2 Millionen Euro vom Land Berlin. Die meisten Gelder würden durch private Spenden hereinkommen, sagt Witting. Das Grundstück wird vom Eigentümer, dem Bezirk Berlin-Mitte, zur Verfügung gestellt. Insgesamt werden 43 Millionen Euro gebraucht.

»Ich habe meinen Kindern zu Weihnachten Spenden geschenkt«, berichtet ein pensionierter Pfarrer. Denn er ist begeistert davon, die »jeweilige Einzigkeit des Glaubens zusammenzuführen«. Nun möchte er sich beim Sommerfest weiter informieren und mit anderen Interessierten ins Gespräch kommen.

Und so soll das Projekt einmal aussehen: In der Mitte gibt es den vierten Raum – dort steht temporär der Pavillon –, der ein Ort der Begegnung sein soll. »Auch Atheisten sind eingeladen, jeder Mensch ist willkommen«, sagt Barbara Witting.

Die Christen bekommen eine Kirche, die Muslime eine Moschee und die Juden eine Synagoge. Jeder der drei Sakralräume soll jedoch die Besonderheiten der jeweiligen Religion widerspiegeln. Jedes Gotteshaus ist vom Volumen her gleich groß. In die Synagoge wird auch eine Empore eingebaut, sodass sowohl liberale als auch orthodoxe Beter sie nutzen können.

»Im gemeinsamen Planen, Bauen und Nutzen des Gebäudes wollen Juden, Christen und Muslime so den Reichtum der religiösen Traditionen leben und ihr Friedenspotenzial stärken«, sagt Kerstin Krupp, Pressesprecherin der Stiftung House of One. Orte des Friedens brauche die Welt dringender denn je. Bis zur Grundsteinlegung soll der Pavillon als Informations- und Veranstaltungsort dienen, denn er fällt auf an der dicht befahrenen Straße beim Nikolaiviertel.

austausch »Wir tauschen uns aus in einer Welt des Hasses«, sagt Rabbiner Andreas Nachama bei seiner Eröffnungsrede. Mit Pfarrerin Corinna Zisselsberger, die den Hauptinitiator Pfarrer Gregor Hohberg vertritt, und Imam Kadir Sanci tausche er sich unter anderem in einem Chat-
room aus, sagt der Rabbiner.

Nach den Reden im Pavillon wird an den Orten der zukünftigen Gotteshäuser Musik gespielt. Dort, wo einmal die Synagoge stehen soll, singen Kantorin Esther Hirsch und die Mitglieder des Chors der Betergemeinschaft Sukkat Schalom.

Bis zum Abend informieren sich rund 500 Besucher im Pavillon. Als Nächstes sei eine Aktion bei der Langen Nacht der Religionen geplant, sagt Kerstin Krupp. Im Glaskasten sind übrigens mittlerweile knapp 4000 Euro.

Berlin

Für Sichtbarkeit

Wenzel Michalski wird Geschäftsführer des Freundeskreises Yad Vashem. Eine Begegnung

von Christine Schmitt  30.04.2025

Hanau

Das zarte Bäumchen, fest verwurzelt

Vor 20 Jahren gründete sich die jüdische Gemeinde – zum Jubiläum wurde eine neue Torarolle eingebracht

von Emil Kermann  30.04.2025

20 Jahre Holocaust-Mahnmal

Tausende Stelen zur Erinnerung - mitten in Berlin

Selfies auf Stelen, Toben in den Gängen, Risse im Beton - aber auch andächtige Stille beim Betreten des Denkmals. Regelmäßig sorgt das Holocaust-Mahnmal für Diskussionen. Das war schon so, bevor es überhaupt stand

 30.04.2025

KZ-Befreiungen

Schüler schreibt über einzige Überlebende einer jüdischen Familie

Der 18-jährige Luke Schaaf schreibt ein Buch über das Schicksal einer Jüdin aus seiner Heimatregion unter dem NS-Terrorregime. Der Schüler will zeigen, »was Hass und Hetze anrichten können«

von Stefanie Walter  29.04.2025

Schweiz

Junger Mann wegen geplanten Anschlags auf Synagoge Halle verhaftet

Die Anschlagspläne soll er laut Staatsanwaltschaft zwischen Juli 2024 und Februar 2025 wiederholt in einer Telegram-Chatgruppe angekündigt haben

 29.04.2025

Berlin

Bebelplatz wird wieder zum »Platz der Hamas-Geiseln«

Das Gedenkprojekt »Platz der Hamas-Geiseln« soll laut DIG die Erinnerung an die 40 in Geiselhaft getöteten Israelis und an die 59 noch verschleppten Geiseln wachhalten

 28.04.2025

Berlin

Jüdische Gemeinde erinnert an Warschauer Ghetto-Aufstand

Zum Abschluss der Namenslesung vor dem Jüdischen Gemeindehaus in der Berliner Fasanenstraße ist für den Abend ein Gedenken mit Totengebet und Kranzniederlegung geplant

 28.04.2025

Düsseldorf

Erinnerungen auf der Theaterbühne

»Blindekuh mit dem Tod« am Schauspielhaus stellt auch das Schicksal des Zeitzeugen Herbert Rubinstein vor

von Annette Kanis  27.04.2025

Hanau

Jüdische Gemeinde feiert Jubiläum

»Im Grunde genommen ist es mit das Größte und Schönste, was eine Gemeinde machen kann: eine neue Torarolle nach Hause zu bringen«, sagt Gemeinde-Geschäftsführer Oliver Dainow

 25.04.2025