Im Hirschgarten an der Erfurter Staatskanzlei ist am Sonntag »Gegen jeden Antisemitismus« demonstriert worden. Aufgerufen zu der Kundgebung hatte der Freundeskreis Israel im Thüringer Landtag. Anschließend zogen die Teilnehmer zu der nur wenige Hundert Meter entfernten Neuen Synagoge.
Der Vorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde, Reinhard Schramm, verurteilte Antisemitismus gegen deutsche Juden in scharfer Form. Dies sei keine Kritik an israelischer Politik, stellte er klar. Wenn die politisch Verantwortlichen und die Gesellschaft israelbezogenen Antisemitismus nicht erfolgreich eindämmten, werden deutsche Juden das Land verlassen, warnte Schramm.
dankbarkeit Die Jüdische Landesgemeinde sei daher dankbar für die am Sonntag vor der Synagoge gezeigte Solidarität oder die Unterstützung von evangelischer und katholischer Kirche.
Der katholische Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr sagte, neue Formen des Antisemitismus von chiffrierten Hassbotschaften gegen Juden bis hin zu offen ausgeübter Gewalt, erschreckten ihn: »Ich hatte gehofft, dass es solches nach der Schoa nicht mehr geben würde.« Neymeyr warnte, von der Verharmlosung des Holocaust sei es nur ein kurzer Schritt zu seiner Gutheißung – »und aus der Gutheißung erwächst die Bereitschaft zur Wiederholung, wie wir beim Anschlag auf die Synagoge in Halle am Jom Kippur entsetzt feststellen mussten«.
Auch in Thüringen hatten Gewalt und antisemitische Parolen wegen des jüngsten Konflikts in Israel zuletzt zugenommen. So waren unter anderem Brandsätze auf die am Rathaus Nordhausen gehisste Israel-Flagge geworfen worden. epd