Berlin

»Sie taten das, was sie für richtig hielten«

Bürgermeisterin Bettina Jarasch (l.) und Ron Prosor, Botschafter des Staates Israel, überreichen den Nachkommen der Ehepaare Schwartze und Hübner die Urkunden und Medaillen von Yad Vashem. Foto: Rolf Walter

Im Berliner Roten Rathaus wurden am heutigen Mittwoch die Ehepaare Anna und Bruno Schwartze und Helene und Friedrich Hübner posthum von der Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem als »Gerechte unter den Völkern« geehrt.

Bei einer Feierstunde überreichte der Botschafter des Staates Israel in Deutschland, Ron Prosor, die Urkunde an die Enkeltöchter der Geehrten, Anne-Margret Schmid und Gundela Suter. Bettina Jarasch (Die Grünen), Bürgermeisterin von Berlin, übergab die Medaillen.

retter Vier Sitzreihen im Wappensaal des Roten Rathauses waren für die Angehörigen reserviert. Sowohl die Verwandten der Retter als auch die der Geretteten seien durch das Erforschen der Geschichten zu »einer Familie« zusammengewachsen, wie Daniel Mann-Segal, Nachkomme der Mandelkerns, betonte.

Kurz nachdem es bei Mandelkerns 1942 an der Tür geklopft hatte, die das Paar nicht öffnete, bot Anna Schwartze dem Paar ihre Dachkammer als Versteck an. Allerdings war dort nur Platz für eine Person. Moritz Mandelkern lebte dort jahrelang ohne Heizung und Licht. Die Familie Schwartze versorgte ihn mit Essen. Als das Haus ausgebombt wurde und abbrannte, konnte er noch rechtzeitig fliehen. Nachdem seine Verletzungen im Krankenhaus behandelt worden waren, schlug er sich nach Groß Schönebeck durch, wo seine Frau im Versteck bei Familie Hübner lebte. Am 25. April 1945 wurden die Mandelkerns befreit.

Die Retter gefährdeten sich und ihre Familien, so Sandra Witte, Mitarbeiterin der Israelischen Botschaft. »Sie taten das, was sie für richtig hielten.«

mut »Wir sind dankbar, dass Ihre Familien den Mut aufgebracht hatten, zu helfen«, sagt Bettina Jarasch, die für Berlins Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) eingesprungen war. »Sie stehen für ihr Wirken, denn sie haben Großartiges geleistet.« Sie seien das »Leuchtfeuer« und würden zeigen, was es heißt, ein moralischer Mensch zu sein, betonte Ron Prosor.

Cornelia Ewald, Urenkeltochter des Ehepaares Schwartze, hatte erst vor wenigen Jahren von der Geschichte dieser Rettung erfahren. Sie sei sich sicher, dass ihre Urgroßeltern Bruno und Anna sich selbst nicht als Helden gesehen hätten. »Mein Großvater Friedrich empfand es als seine Pflicht, ihnen zu helfen«, sagte Gundula Suter. Er sei sehr religiös gewesen.

»Beide Familien schenkten meiner Tante und meinem Onkel das Leben«, sagte Mann-Segal. Von deren Sohn, der als 15-Jähriger zum ersten Mal inhaftiert wurde, gab es seit 1942 kein Lebenszeichen mehr. Die Mandelkerns engagierten sich später in Deutschland in einem Vertriebenenlager und taten alles für den Sohn, der ebenfalls Bruno hieß, als seine Eltern verstorben waren. Schließlich emigrierte das Paar nach Israel.

641 Namen aus Deutschland stehen nun auf der Erinnerungswand in Yad Vashem in Israel – hinter ihnen verbergen sich die Geschichten von Menschen, die während der Schoa Juden gerettet haben.

Chemnitz

Marx und Mikwe

Die Jüdische Gemeinde präsentiert sich im Kulturhauptstadtjahr zwischen Baustelle, Geschichte und Begegnung. Ein Ortsbesuch

von Anett Böttger  02.07.2025

Meinung

Nicht ohne meine Klimaanlage!

Warum sich Deutschland im Sommer an Israel ein Beispiel nehmen sollte

von David Harnasch  02.07.2025 Aktualisiert

Interview

Das hilft wirklich gegen zu viel Hitze und Sonne

Yael Adler über die Frage, wie wir uns am besten schützen können und was wir im Sommer von den Israelis lernen können

von Philipp Peyman Engel  02.07.2025 Aktualisiert

Bayern

Als Rassist und Antisemit im Polizeidienst? Möglich ist es …

Der Verwaltungsgerichtshof München hat geurteilt, dass Beamte sich im privaten Rahmen verfassungsfeindlich äußern dürfen, ohne deswegen mit Konsequenzen rechnen zu müssen

von Michael Thaidigsmann  01.07.2025

München

Gedenken in schwerer Zeit

Die Stadt erinnerte an jüdische Opfer des NS-Regimes. Die Angehörigen aus Israel konnten wegen des Krieges nicht anreisen

von Luis Gruhler  01.07.2025

Lesen

Über eine Liebe nach dem Holocaust

Die österreichische Schriftstellerin Melissa Müller stellte im Münchener Literaturhaus ihr neues Buch vor

von Helen Richter  01.07.2025

Auszeichnung

Strack-Zimmermann erhält Janusz-Korczak-Preis für Menschlichkeit

Die FDP-Politikerin wird für ihre klaren Worte und ihr entschlossenes Handeln angesichts globaler Krisen geehrt

 29.06.2025

Erfurt

Ende eines Krimis

Seine Entdeckung gilt als archäologisches Wunder: Mehr als 25 Jahre nach dem Fund des Erfurter Schatzes sind vier weitere Stücke aufgetaucht

von Esther Goldberg  29.06.2025

Porträt der Woche

Heilsame Klänge

Nelly Golzmann hilft als Musiktherapeutin an Demenz erkrankten Menschen

von Alicia Rust  29.06.2025