In Berlins Pflegeeinrichtungen sind die ersten Impfungen gegen das Coronavirus vorgenommen worden – so auch bei den Bewohnern im Hermann-Strauß-Pflegeheim. In dieser Woche haben die Bewohner des Leo-Baeck-Hauses und des Jeanette-Wolff-Hauses die Möglichkeit, sich immunisieren zu lassen. Das berichtet Sigrid Wolff, Leiterin des Jüdischen Seniorenzentrums.
Impfstart war am 5. Januar. An diesem Tag kam ein mobiles Impfteam in das Pflegeheim an der Herbartstraße in Berlin-Charlottenburg. Darunter waren neben den Ärzten auch zwei Bundeswehrsoldaten, die gemeinsam mit den Medizinern für die Datenerfassung zuständig sind. Geimpft wurde jeweils in den Zimmern der Bewohner. Bei dem Impfstoff handelt es sich um den ersten in der EU zugelassenen der Pharmafirmen Biontech und Pfizer.
NACHZÜGLER Für den reibungslosen Ablauf sorgten die Ärzte gemeinsam mit dem Pflegepersonal: Während der Arzt, der fürs Verabreichen zuständig war, sich ausführlich Zeit für Gespräche nahm und noch einmal nachhakte, ob es bei der Zustimmung bleibe, bereitete ein anderer Mediziner die Spritze mit dem Vakzin vor.
Eine Pflegekraft des Heims begleitete die Mitarbeiter des mobilen Teams in die Zimmer. Nach den Bewohnern konnten sich auch einige Pflegekräfte impfen lassen. »Es ist alles gut gegangen«, lautet das Fazit von Sigrid Wolff.
Eine Woche nach der ersten Impfung wurde von offizieller Stelle nachgefragt, ob alles in Ordnung sei und ob es Nachzügler gebe, die nun doch noch immunisiert werden möchten – was bei einem Bewohner der Fall war.
Für den reibungslosen Ablauf sorgten die Ärzte gemeinsam mit dem Pflegepersonal.
Auch in den Bereich Betreutes Wohnen des Jeanette-Wolff-Heims kam, ebenso wie ins Leo-Baeck-Haus, Mitte der Woche ein mobiles Team. Diesmal musste auch ein Kühlschrank zur Verfügung gestellt werden, da der Impfstoff stark gekühlt werden muss. Das Serum konnte den Bewohnern in den Aufenthaltsräumen injiziert werden. Eine Pflegekraft, die auch Russisch spricht, betreute die Bewohner und gab ihnen ein Gefühl der Sicherheit.
Die Termine für die zweiten notwendigen Impfungen stehen bereits fest: Am 26. Januar und am 3. Februar soll den Bewohnern die zweite Dosis verabreicht werden. Sie gewährleistet nach weiteren zehn Tagen einen 95-prozentigen Schutz vor dem Coronavirus.
SCHNELLTEST Die mobilen Impfteams starten jeweils in Berlin-Tegel. Dort werden sie selbst zunächst per Schnelltest auf das Coronavirus untersucht. Wenn alle negativ getestet wurden, können sie losfahren. Bisher wurden in Berlin etwa 40.000 Menschen geimpft.
Seit Ende Dezember vergangenen Jahres können sich Berliner gegen das Coronavirus Sars-CoV-2 impfen lassen. Unabhängig vom Versicherungsstatus sind die Impfungen kostenlos. Es besteht keine Impfpflicht – die Impfung gegen das Coronavirus ist freiwillig, heißt es beim Berliner Senat. Um das Pandemiegeschehen gezielt einzudämmen und Personen mit einem besonders hohen Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs zu schützen, ist zunächst eine Priorisierung der Personen mit Anspruch auf eine Schutzimpfung nötig.
Die Coronavirus-Impfverordnung des Bundesministeriums für Gesundheit regelt, welche Personengruppen zunächst geimpft werden können – sie baut auf der Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission beim Robert-Koch-Institut auf. Als Erstes sollen Menschen das Serum erhalten, die über 80 Jahre alt sind, und Personen, die in einer stationären Pflegeeinrichtung betreut werden – so wie nun im jüdischen Seniorenzentrum.