Niedersachsen

»Schutz beginnt mit Lernprozessen an der Schule«

Michael Fürst, Vorsitzender des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen Foto: Andreas Burmann

Nach dem Angriff auf einen jüdischen Studenten in Hamburg fordert der jüdische Verbandsvorsitzende Michael Fürst aus Niedersachsen, den Schutz von Synagogen und die Prävention gegen Antisemitismus zu verstärken.

»An der Schraube der Sicherheitsmaßnahmen muss heftig gedreht werden«, sagte Fürst am Montag im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Polizeipräsenz vor jüdischen Einrichtungen müsse deutlich sichtbar sein: »Es reicht nicht, wenn Polizeibeamte in ihrem Wagen sitzen und für potenzielle Täter nicht erkennbar sind.« Fürst ist Vorsitzender des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen.

hamburg Vor einer Hamburger Synagoge war am Sonntag ein Mann angegriffen und mit einem Klappspaten schwer verletzt worden. Wie die Polizei mitteilte, wurde der 29 Jahre alte mutmaßliche Täter von Beamten des Objektschutzes festgenommen. Das 26-jährige Opfer konnte sich in Sicherheit bringen und wurde bis zum Eintreffen der Rettungskräfte von Passanten erstversorgt. Der Student wurde mit Kopfverletzungen in ein Krankenhaus eingeliefert. Der Staatsschutz ermittelt wegen versuchten Mordes.

Fürst mahnte zugleich mehr Prävention gegen Judenfeindlichkeit an: »Der Schutz beginnt nicht mit den Polizeimaßnahmen auf der Straße, sondern mit Lernprozessen an der Schule.« Das Bedrohliche des Angriffs in Hamburg liege darin, dass es sich nach dem Anschlag auf die Synagoge in Halle am Jom Kippur vor rund einem Jahr offenbar um eine Wiederholungstat handele. Diesmal sei der mutmaßliche Täter erneut an einem hohen jüdischen Feiertag, dem Laubhüttenfest, zu einer gut besuchten Synagoge vorgedrungen.

augenmass Der Verbandsvorsitzende rief zugleich zu Augenmaß beim Schutz jüdischer Einrichtungen auf: »Ich will keinen Stacheldraht um die Synagogen, und ich will nicht in einem jüdischen Ghetto sitzen«, betonte er. »Wir leben in einem freiheitlichen Rechtsstaat und wollen auch freiheitlich unsere Gottesdienste feiern.«

In der Hosentasche des mutmaßlichen Täters von Hamburg, eines Deutschen mit kasachischen Wurzeln, wurde laut Polizei ein Zettel mit einem handschriftlich gemalten Hakenkreuz gefunden. Der psychisch verwirrte Mann sei bislang polizeilich nicht in Erscheinung getreten. Die Polizei geht von einem Einzeltäter aus. epd

Berlin

»Berlin verneigt sich«

Zwei Monate nach ihrem Tod wird die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer in Berlin gewürdigt. Der Bundespräsident mahnt vor Politikern und Weggefährten, das Erbe der Jahrhundertfrau weiterzutragen

von Alexander Riedel  09.07.2025 Aktualisiert

Engagement

Verantwortung übernehmen

Erstmals wurde der Fritz-Neuland-Gedächtnispreis verliehen. Die Auszeichnung erhielten der Jurist Andreas Franck und die AG PRIOX der bayerischen Polizei

von Luis Gruhler  09.07.2025

Deutsch-Israelischer Freiwilligendienst

»Wir müssen gewachsene Strukturen erhalten«

ZWST-Projektleiter Erik Erenbourg über ein besonderes Jubiläum, fehlende Freiwillige aus Deutschland und einen neuen Jahrgang

von Christine Schmitt  09.07.2025

Essen

Vier Tage durch die Stadt

Der Verein Kibbuz Zentrum für Kunst, Kultur und Bildung führte 20 Jugendliche einer Gesamtschule an jüdische Orte. Die Reaktionen überraschten den Projektleiter

von Stefan Laurin  09.07.2025

Berlin

Millionenförderung für jüdisches Leben

Die sogenannten Staatsleistungen machten dabei fast 8,9 Millionen Euro in dieser Summe aus. Als Zuwendung für personelle Sicherheitsleistungen flossen den Angaben zufolge 6,1 Millionen Euro

 09.07.2025

Magdeburg

Staatsvertrag zur Sicherheit jüdischer Gemeinden geändert

Die Änderung sei durch den Neubau der Synagogen in Magdeburg und Dessau-Roßlau vor rund zwei Jahren sowie durch zu erwartende Kostensteigerungen notwendig geworden

 09.07.2025

Berliner Philharmonie

Gedenkfeier für Margot Friedländer am Mittwoch

Erwartet werden zu dem Gedenken langjährige Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter, Freundinnen und Freunde Friedländers sowie Preisträgerinnen und Preisträger des nach ihr benannten Preises

 08.07.2025

Mittelfranken

Archäologen entdecken erste Synagoge Rothenburgs wieder

Erst zerstört, dann vergessen, jetzt zurück im Stadtbild: Die erste Synagoge von Rothenburg ob der Tauber ist durch einen Zufall wiederentdeckt worden. Ihre Überreste liegen aber an anderer Stelle als vermutet

von Hannah Krewer  08.07.2025

Biografie

»Traut euch, Fragen zu stellen«

Auch mit 93 Jahren spricht die Schoa-Überlebende Eva Szepesi vor Schülern. Nun hat sie ein Bilderbuch über ihre Geschichte veröffentlicht

von Alicia Rust  06.07.2025