Hans-Rosenthal-Elf

Schöner Ball

Drei Männer und eine Idee: Detmar Jarosch, Gert Rosenthal und Olaf Engel (v.l.) wollen die Hans-Rosenthal-Elf wieder auf den Platz bringen. Foto: Rolf Walter

Hans Rosenthal und Fußball – das war eine große Liebe. Mit Begeisterung sah er sich gerne wichtige Spiele im Fernsehen an, und wenn ausgerechnet dann das Telefon klingelte, grummelte der Showmaster immer, dass das nur Paul Spiegel, der ehemalige Präsident des Zentralrats der Juden, sein könnte, der die Sport-Leidenschaft nicht teilte.

So erzählt es sein Sohn Gert Rosenthal. »Hänschen« Rosenthal, der zunächst als Radio-, dann als Fernseh-Quizmaster bekannte und beliebte Berliner, hatte die Schoa versteckt in einer Gartenlaube überlebt. Bekannt wurde er in den 70er-Jahren vor allem mit seiner TV-Ratesendung Dalli Dalli.

»Hans Rosenthal hatte Werte, die ich teile.«

Detmar Jarosch

Aber Hans Rosenthal (1925–1987) war nicht nur ein absoluter Fan der Bundesliga, sondern stand auch gerne selbst auf dem Fußballplatz. Bereits als Kind habe er auf der Straße gekickt und wurde später Tennis-Borussia-Fan. Seine Begeisterung ging so weit, dass er einer der Initiatoren war, die 1950 eine Freizeitmannschaft gründeten, damals noch unter dem Namen »Prominenten-Elf«.

Die Mannschaft schloss sich dem Traditionsverein Tennis Borussia Berlin (TeBe) an und nahm für wohltätige Zwecke an Freundschaftsspielen und -turnieren teil. So oft es ihm zeitlich möglich war, stand Hans Rosenthal als Mittelstürmer mit der Nummer 9 auf dem Platz.

Flughafen Während der Woche war er häufig außerhalb Berlins, da er in verschiedenen Städten seine Sendungen hatte. Wenn er am Samstagmorgen in Berlin landete, musste seine Familie oft noch bis zum Mittag auf ihn warten, heißt es in der Vereins-Chronik. Am Flughafen wartete schon das Taxi, das ihn zum Sportplatz brachte, wenn die Prominenten-Elf ein Spiel hatte.

In der Mannschaft spielten neben ehemaligen Fußballprofis wie Jürgen Diefenbach, Axel Lange oder Horst Lunenburg auch Fußballfreunde aus Funk und Fernsehen wie Bernhard Brink, Karsten Speck, Jack White und Unternehmer, Wissenschaftler, Notare und Aktive anderer Sportarten. Das Team trug in seinen besten Zeiten im Jahr etwa 40 Spiele aus.

Nach dem Tod von Hans Rosenthal erhielt die Elf seinen Namen. »Die Mannschaft wurde weiter zu vielen Turnieren und Benefizveranstaltungen eingeladen«, sagt Olaf Engel. Detmar Jarosch und Engel haben nun neue Pläne für dieses Team: Die Hans-Rosenthal-Elf soll wieder eine Größe werden. In den vergangenen Jahren war sie wegen Nachwuchsmangel eingeschlafen. »Ich bin der Mannschaft noch in meiner Kindheit begegnet«, erinnert sich Detmar. Diese gehöre zu TeBe wie der Funkturm zu Berlin.

Plan An diesem Montagnachmittag nimmt Detmar Jarosch sein Handy in die Hand und geht den Kalender durch: Abendveranstaltung der Hans-Rosenthal-Elf am 27. Mai auf Schloss Wannsee, einem ehemaligen Ausflugslokal, im Kronprinzessinnenweg.

Am nächsten Tag kickt die Elf beim 24-Stunden-Turnier zum Jubiläum »120 Jahre Tennis Borussia«, ihr Anstoß ist um 12 Uhr im Mommsenstadion Berlin, dann folgt das Jubiläumsturnier beim 1. Traber FC am 5. Juni in Mariendorf. »Aber wir fangen bei null an«, sagen sie unisono. Sie brauchen Sponsoren und natürlich Spieler. Am 1. Mai kickte die Elf zum ersten Mal seit Jahren bei einer Veranstaltung in Großbeeren. Kanu-Olympiasieger Ronald Rauhe, ein begeisterter Hobby-Fußballer, trug die Kapitänsbinde.

Doch es musste auch im Vorfeld viel organisiert werden. »Beispielsweise brauchten wir einen Sponsor für die Trikots, den wir gerade noch rechtzeitig fanden.« Die Rechte müssen geklärt, ein Emblem mit dem Konterfei von Hans Rosenthal angefertigt werden. Mittlerweile führen sie beide »zwei Ehen«, mit der Ehefrau und mit der Rosenthal-Elf. Dazu komme noch ein zunehmender Mangel an Schlaf.

»Hans Rosenthal hatte Werte, die ich teile«, sagt Detmar Jarosch. Das treibe ihn nun an. Vor allem die Aussage »Ich bin ein glücklicher Mensch« würde ihm imponieren. Und Rosenthal war eine Legende als Mensch, die weiter im Gedächtnis bleiben soll. Deshalb sei es für Engel und Jarosch auch wichtig, dass die Mannschaft Stil hat und alles ordentlich ist. »Neulich sagte der Trainer zu den Fußballern, dass die Spieler der Rosenthal-Elf auf dem Platz nicht spucken dürfen – das fand ich klasse.«

Versteigerung Bei der Abendveranstaltung wird auch ein Trikot versteigert, das Hans Rosenthal von einer Fußball-Legende mit dessen Autogramm geschenkt bekommen hat. Gert Rosenthal stiftet es. Darüber hinaus hat er zugesagt, beim Spiel mindestens 20 Minuten auf dem Platz mitzukicken. »Ich bin kein begnadeter Fußballer«, sagt er. Aber es bringe ihm Spaß, mitzuspielen. Er ist am Rande des Fußballfeldes groß geworden, denn er begleitete seinen Vater bereits im Kinderwagen. Später wurde er zweiter Vorsitzender der Rosenthal-Elf.

Etwa 40 Sportler halten sich für die Rosenthal-Elf parat. Einige spielen allerdings noch in einer Liga und hätten nicht immer Zeit, weshalb viele benötigt werden. »Es gibt ein projektbezogenes Training«, sagt Olaf Engel. Bei dem ersten Spiel Anfang Mai hätten sie einen »schönen Ball gespielt«, sagt Engel. Und sie hätten sich gut verstanden. Aber der »gute Zweck steht im Vordergrund«. Und das nächste Ziel lautet, bekannt zu werden. »Uns ist jeder willkommen.« Auch Förderer.

Die Mannschaft gehöre zu TeBe wie der Funkturm zu Berlin.

Eine weitere Vision haben die beiden Fußball-Fans: Sie würden auch gerne eine Hans-Rosenthal-Elf-Youngster initiieren. »Ich wünsche der Rosenthal-Elf, dass sich viele Prominente anschließen und viele Zuschauer kommen«, betont Gert Rosenthal.

Übrigens: Obwohl Hans Rosenthal die Fußball-Fernsehübertragungen wichtig waren, ging er, wenn Paul Spiegel anrief, trotzdem ans Telefon.

Weitere Infos: E-Mail-Kontakt unter hr11@tebe.de

Für Spenden:
IBAN: DE46 10050000 0191128996
Inhaber: Tennis Borussia Berlin e.V.
Abtlg. Hans-Rosenthal-Elf

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