Berlin

Renesse erhält »Preis der Menschlichkeit«

Mit dem »Preis der Menschlichkeit« der Europäischen Janusz Korczak Akademie ist am Montag in Berlin der Sozialrichter Jan-Robert von Renesse ausgezeichnet worden. Der 51-jährige Jurist am Landessozialgericht Nordrhein-Westfalen erhielt den undotierten Preis für seinen Einsatz um Ghettorenten für Holocaust-Überlebende, wie die Akademie mitteilte.

Der Preis in Gestalt einer bronzenen Engel-Skulptur wurde zum ersten Mal verliehen und geht an Persönlichkeiten, die sich im besonderen Maße für die Menschenrechte und die Bekämpfung von Hass und Gewalt einsetzen, wie die Akademie mitteilte.

laudatio In seiner Laudatio würdigte der langjährige Bundestagsabgeordnete der Grünen, Volker Beck, die besondere Zivilcourage, die die Arbeit Renesses ausgezeichnet habe. Er habe damit vielen Ghetto-Insassen zu ihrem Recht verholfen, sagte Beck. Eva Haller, Präsidentin der Janusz Korczak Akademie, betonte, Renesse habe es geschafft, jüdischen Ghettokindern ihre Würde zurückzugeben. Hintergrund ist das Engagement des Sozialrichters bei der Bewilligung von Ghettorenten.

Nachdem der Bundestag 2002 einstimmig das Gesetz für die Auszahlung von Renten für Ghetto-Arbeiter verabschiedet hatte, wurden laut Akademie in der Folge 93 Prozent der Anträge von der Rentenkasse abgelehnt.

Durch das Engagement Renesses, der Zeitzeugen in Israel befragte und Gutachten in Auftrag gab, konnten zahlreiche Holocaust-Opfer schließlich doch ihre Ansprüche geltend machen, hieß es zur Begründung. Renesse habe dabei auch eine fehlende Bereitschaft zur Aufarbeitung in Teilen der nordrhein-westfälischen Justiz kritisiert. Daraufhin sei ein Disziplinarverfahren gegen ihn angestrengt worden.

namensgeber Akademie-Präsidentin Haller erklärte, mit dem Preis werde ein Mann geehrt, »der sich für die Belange von Menschen eingesetzt hat, die als Kinder und Jugendliche in den Ghettos arbeiten mussten«. Dabei erinnerte sie auch an den Namensgeber der Akademie, den polnischen Kinderarzt und Pädagogen Janusz Korczak (1878–1942), der die Kinder seines jüdischen Waisenhauses in das Vernichtungslager Treblinka begleitete und dort starb.

»Die Weitergabe seines Plädoyers für Respekt und Menschlichkeit ist Kern unserer Arbeit«, sagte Haller weiter. Renesse wurde in diesem Jahr bereits von der Stadt Dachau mit dem Zivilcourage-Preis 2017 ausgezeichnet. Die Europäische Janusz Korczak Akademie ist eine jüdische Bildungseinrichtung mit Sitz in Berlin, München und Duisburg. epd

Würdigung

Er legte den Grundstein

Vor 100 Jahren wurde Simon Snopkowski geboren. Zeitlebens engagierte sich der der Schoa-Überlebende für einen Neubeginn jüdischen Lebens in Bayern

von Ellen Presser  14.07.2025

München

Im Herzen ist sie immer ein »Münchner Kindl« geblieben

Seit 40 Jahren ist Charlotte Knobloch Präsidentin der IKG München. Sie hat eine Ära geprägt und das Judentum wieder in die Mitte der Gesellschaft gerückt

von Christiane Ried  14.07.2025

Jubiläum

Münchner Kultusgemeinde feiert Wiedergründung vor 80 Jahren

Zum Festakt werden prominente Gäste aus Politik und Gesellschaft erwartet

 14.07.2025

Berliner Ensemble

Hommage an Margot Friedländer

Mit einem besonderen Abend erinnerte das Berliner Ensemble an die Zeitzeugin und Holocaust-Überlebende. Pianist Igor Levit trat mit hochkarätigen Gästen auf

 14.07.2025

Reisen

Die schönste Zeit

Rom, Balkonien, Tel Aviv: Hier erzählen Gemeindemitglieder, an welche Urlaube sie sich besonders gern erinnern

von Christine Schmitt, Katrin Richter  13.07.2025

Solidarität

»Israel kann auf uns zählen«

Wie die Israelitische Kultusgemeinde München mit Spenden den Menschen vor Ort konkret helfen will

von Vivian Rosen  13.07.2025

Ravensbrück

Familie von KZ-Überlebender erhält Ring zurück

Im Frühjahr war es demnach einer Freiwilligen gelungen, die Familie von Halina Kucharczyk ausfindig zu machen

 11.07.2025

Thüringen

Voigt für deutsch-israelisches Jugendwerk in Weimar

Er führe dazu Gespräche mit israelischen Partnern, die bereits Interesse an einer Ansiedlung in Thüringen signalisiert hätten

 11.07.2025

Frankfurt am Main

Rabbinerin: Zentralrat hat Öffnung des Judentums begleitet

Elisa Klapheck spricht in Zusammenhang mit der jüdischen Dachorganisation von einer »Stimme, die auf höchster politischer Ebene ernst genommen wird«

 11.07.2025